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Herzinsuffizienz in der Allgemeinbevölkerung: Frauen und Männer unterscheiden sich in Inzidenz, Risikofaktoren und Mortalität – Ergebnisse des BiomarCaRE Konsortiums

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Dr. Christina Magnussen, Hamburg 

Einleitung: Herzinsuffizienz ist eine Pandemie mit erheblicher Morbidität und Mortalität. Trotz Fortschritten in Therapie und Management der Erkrankung hat sich die Prognose in den letzten Jahrzehnten kaum verändert. Unterschiede zwischen Frauen und Männern in der Epidemiologie der Erkrankung werden vermutet. Zur Verbesserung der Prävention müssen geschlechterspezifische Unterschiede in Risikofaktorenverteilung und Inzidenz der Herzinsuffizienz besser verstanden werden. Daher untersuchten wir in einer retrospektiven Substudie des BiomarCaRE (Biomarker for Cardiovascular Risk Assessment in Europe) Konsortiums die geschlechterspezifische Epidemiologie der Herzinsuffizienz und den Einfluss der klassischen kardiovaskulären Risikofaktoren und Biomarker auf die Entstehung der Erkrankung.

Material und Methoden: Die Studie umfasst 78.657 Individuen (mittleres Alter 49,5 Jahre, 51,7% Frauen) aus 4 europäischen Kohorten (FINRISK, DanMONICA, Moli-sani, Northern Sweden) des BiomarCaRE Konsortiums, die zum Zeitpunkt der Erstuntersuchung keine Herzinsuffizienz hatten. Wir analysierten die geschlechterspezifische Inzidenz der Herzinsuffizienz und deren Assoziation mit Mortalität. In multivariabel adjustierten Cox Regressions- und Interaktionsanalysen untersuchten wir den Zusammenhang von kardiovaskulären Risikofaktoren, prävalenten kardiovaskulären Erkrankungen und Biomarkern (C-reaktives Protein, CRP; N-terminales pro B-Typ natriuretisches Peptid, Nt-proBNP) mit inzidenter Herzinsuffizienz bei Frauen und Männern.

Ergebnisse: Während eines mittleren Follow-Up von knapp 13 Jahren wurden weniger Fälle von Herzinsuffizienz bei Frauen (N=2.399, 5,9%) als bei Männern (N=2.771, 7,3%) beobachtet. Frauen hatten ein weniger ausgeprägtes kardiovaskuläres Risikoprofil als Männer und weniger kardiovaskuläre Erkrankungen. Die Inzidenz der Herzinsuffizienz stieg in beiden Geschlechtern relevant nach dem 60. Lebensjahr an, wobei Männer initial einen rascheren Anstieg hatten, den Frauen erst mit über 85 Jahren aufholten. Inzidente Herzinsuffizienz war mit einem über 6-fach erhöhten Mortalitätsrisiko assoziiert.

Signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern zeigten sich in der Assoziation von systolischem Blutdruck, Herzfrequenz, CRP und Nt-proBNP, wobei Frauen jeweils im Vergleich zu Männern ein geringeres Risiko hatten, eine Herzinsuffizienz zu entwickeln.

Die klassischen kardiovaskulären Risikofaktoren erklärten in beiden Geschlechtern ca. 60% des Risikos.

Zusammenfassung: Inzidente Herzinsuffizienz wurde bei Frauen seltener beobachtet als bei Männern. Die Inzidenz der Erkrankung stieg in beiden Geschlechtern ab 60 Jahren an und war mit einer erheblichen Sterblichkeit assoziiert. Geschlechterinteraktionen zeigten sich für die Assoziation von systolischem Blutdruck, Herzfrequenz, CRP und Nt-proBNP mit Herzinsuffizienz, wobei Frauen jeweils ein geringeres Risiko hatten als Männer. Ob geschlechterspezifische Präventionsstrategien die Prognose der Erkrankung verbessern, muss in weiteren Studien untersucht werden.

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