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Rationale und Design der Find-AF2 Studie: Verlängertes, verbessertes und intensiviertes Herzrhythmusmonitoring, um ischämische Schlaganfälle und systemische Embolien zu verhindern

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Pressetext als PDF - gegebenenfalls mit Bildmaterial

Prof. Dr. Rolf Wachter, Leipzig und Prof. Dr. Klaus Gröschel, Mainz

Hintergrund

Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung des Menschen und eine häufige Ursache von Schlaganfällen. Allerdings tritt das Vorhofflimmern oft nur zeitweise (paroxysmal) und ohne spezifische Symptome auf und kann deshalb auch undiagnostiziert bleiben. Bei Patient:innen, die einen Schlaganfall erlitten haben, wird empfohlen, nach einem bisher nicht diagnostizierten Vorhofflimmern zu suchen. In mehreren Studien konnte bereits nachgewiesen werden, dass durch ein verlängertes Herzrhythmusmonitoring mehr Fälle von Vorhofflimmern gefunden werden.

Ziel

Die Find-AF 2-Studie möchte die offene Frage beantworten, ob durch ein verlängertes Herzrhythmusmonitoring Schlaganfälle verhindert werden können, indem bei Patient:innen mit bisher unentdecktem Vorhofflimmern eine Therapie mit blutverdünnenden Medikamenten (Antikoaguantien) begonnen wird. Find-AF steht für „Finding Atrial Fibrillation“. Find-AF 2 wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), d. h. vom deutschen Steuerzahler, finanziert. Sie gehört nach Fördervolumen (> € 10 Millionen) und Patientenanzahl zu den größten jemals von der DFG finanzierten klinischen Studien.

Methoden

5.200 Patient:innen, die innerhalb der letzten 30 Tage einen Schlaganfall erlitten haben und mindestens 60 Jahre alt sind, sollen an dieser Studie teilnehmen. Sie erhalten zunächst ein Langzeit-EKG über 24 Stunden. Wenn sich darin kein Vorhofflimmern zeigt, werden sie per Zufall in die Studiengruppe oder die Kontrollgruppe gelost (randomisiert). In der Kontrollgruppe erhalten die Patient:innen die üblichen Nachuntersuchungen und Therapien nach einem Schlaganfall und werden regelmäßig, mindestens halbjährlich, vom Studienzentrum befragt, ob Schlaganfälle aufgetreten sind. In der Studiengruppe erhalten die Patient:innen zusätzlich wiederholte Langzeit-EKGs über 7 Tage, mindestens einmal pro Jahr.

Wenn im ersten Langzeit-EKG Vorhofflimmer-Vorstufen (eine sogenannte supraventrikuläre Ektopie) gefunden werden, erhalten die Patient:innen einen implantierbaren Ereignisrekorder, der den Herzrhythmus dauerhaft überwachen kann. 520 dieser Ereignisrekorder werden von der Firma Medtronic (Minneapolis, Minnesota) kostenlos für die Studie zur Verfügung gestellt.

Mit 5.200 Patient:innen, die im Mittel über vier Jahre nachverfolgt werden, kann die Studie beweisen, ob jeder fünfte Schlaganfall (20%) durch dieses Vorgehen verhindert werden kann. Den Ablauf der Find-AF 2-Studie zeigt Abbildung 1.Geleitet wird die Studie interdisziplinär von dem Kardiologen Prof. Rolf Wachter vom Universitätsklinikum Leipzig und dem Neurologen Prof. Klaus Gröschel von der Universitätsmedizin Mainz, koordiniert wird die Studie von der Neurologin Priv.-Doz. Katrin Wasser von der Universitätsmedizin Göttingen.

Ergebnisse

Trotz der COVID-19-Pandemie läuft die Rekrutierung von Patient:innen für die Studie sehr gut. Seit Beginn der Patientenrekrutierung im Juli 2020 nehmen mittlerweile über 3.200 Patient:innen an der Studie teil, die in 51 Studienzentren in Deutschland betreut werden (Abbildung 2). Mitte 2024 wird die Rekrutierung aller 5.200 Patient:innen abgeschlossen sein, alle Probanden werden dann noch für weitere zwei Jahre nachverfolgt. Mit ersten Ergebnissen ist daher Ende 2026 zu rechnen.

Schlussfolgerung/Fazit

Find-AF 2 ist nicht nur ein gelungenes Beispiel für eine erfolgreiche, von Wissenschaftler:innen initiierte klinische Studie, sondern auch für eine intensive Kooperation über Fachdisziplinen hinweg, die eine wichtige klinische Frage beantworten wird: Lohnt es sich, wenn Neurolog:innen und Kardiolog:innen nach einem Schlaganfall zusammenarbeiten, um Vorhofflimmern zu suchen und zu behandeln, damit erneute Schlaganfälle verhindert werden können?

Referenzen

Nähere Informationen finden Sie auch auf www.find-af2.com

 Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 12.000 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen, die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org