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Wissen teilen. Gesundheit stärken. – Fortschritte der Nationalen Herz-Kreislauf-Strategie

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Zusammenfassung des Vortrages von Prof. Dr. Stephan Baldus, Köln, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V.

Trotz der großen Fortschritte, die die Kardiologie in den letzten Jahrzehnten gemacht hat, haben wir weiterhin nur ein begrenztes Verständnis über die pathophysiologischen Grundzüge vieler Herzerkrankungen. Rund ein Drittel der häufigsten Todesursachen in Deutschland können auf kardiovaskuläre Krankheiten zurückgeführt werden. Damit sind Herz-Kreislauferkrankungen trauriger Spitzenreiter dieser Liste. Der demografische Wandel, vor allem das Altern der Gesellschaft wird dazu führen, dass diese Zahl noch steigt. Dennoch beträgt die Fördersumme des Bundes für das Deutsche Zentrum für Herz Kreislaufforschung nur 13 Prozent dessen, womit das Deutsche Krebsforschungszentrum gefördert wird. Zusätzlich mangelt es nach wie vor an Früherkennungs- sowie Präventionsprogrammen. Wir sprechen von einer maximalen Herausforderung für die Kardiologie, für die wir aber nicht gut genug ausgestattet sind.

Im Herbst 2021 veröffentlichte die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) zusammen mit der Deutschen Herzstiftung (DHS), der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) und der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie und Angeborene Herzfehler (DGPK) deshalb ein Positionspapier zur Schaffung einer Nationalen Herz-Kreislauf-Strategie (NHKS). Darin halten wir gemeinsam verschiedene Forderungen zur Verbesserung von Versorgung und Forschung fest, unter anderem:

  • Eine bessere Finanzierung für das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) sowie politische Unterstützung zum Aufbau von Registern und unabhängigen klinischen Studien.
  • Den Aufbau eines interdisziplinären und intersektoralen Versorgungsnetzwerkes für Herz-Kreislauf-erkrankte Patient:innen.
  • Förderung der Digitalisierung und intersektoralen Zusammenarbeit, insbesondere hinsichtlich Telemedizin und elektronische Patientenakten.
  • Eine nationale Initiative zur Früherkennung von Risikopatient:innen.

Auch wenn es noch ein langer Weg ist bis sämtliche Positionspunkte erreicht werden können, verzeichneten wir seit dem Start der Initiative vor eineinhalb Jahren bemerkenswerte Fortschritte. Dazu gehört, dass wir das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) überzeugen konnten, die Schirmherrschaft für unsere Initiative zu übernehmen. Zudem haben sich mittlerweile alle sieben in Deutschland die Herzkreislaufmedizin vertretenden Gesellschaften und Stiftungen [DGK, DHS, DGTHG, DGPK, der Bundesverband Niedergelassener Kardiologen (BNK), die Arbeitsgemeinschaft Leitende Kardiologische Krankenhausärzte (ALKK) und das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK)] zu den Forderungen der Initiative bekannt, die jetzt unter dem Namen Nationale Herz-Allianz bekannt ist und unter dem Motto „Wissen teilen. Gesundheit stärken“ agiert.

Uns alle verbinden gemeinsame Wurzeln, nämlich das Streben, Herz-Kreislauferkrankungen besser zu verstehen, damit wir unseren Patient:innen besser helfen können. Wir stehen mit den anderen kardiologischen Fachgesellschaften geschlossen zusammen, um die dringend notwendigen Veränderungen für Forschung, Früherkennung und Regelversorgung herbeizuführen.

Zu diesem Zweck startet die NHA zeitnah zwei erste Früherkennungsprogramme, zum einen für Familiäre Hypercholesterinämie bei Kindern und zum anderen für asymptomatische Herzinsuffizienz. Beides sind einfache Untersuchungen basierend auf Biomarkern im Blut und könnten kostengünstig und zuverlässig realisiert werden. Diese Programme werden den Nutzen dieser Checks aufzeigen – nicht nur für individuelle Patient:innen, sondern auch die positiven Effekte im gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Kontext. Unser Ziel muss es sein, dass diese Untersuchungen in die Regelversorgung aufgenommen werden. Dafür haben wir eine Task Force geschaffen, die in engem Austausch mit dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) und den Hausärzten steht, um auch schon jetzt die Versorgung, z. B. mithilfe von Disease Management Programmen zu verbessern.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist in diesem Zusammenhang die Aufklärung – und zwar vom Laien bis hin zum Mediziner. Aus diesem Grund haben wir das neue Internetportal herzmedizin.de geschaffen, das während dieser Jahrestagung an den Start geht. Es ist ein zentraler Anlaufpunkt für Laien, Politiker, das Fachpublikum und Interessierte, wo sich jeder unabhängig von seinen individuellen Vorkenntnissen umfassend über Herz-Kreislauf-Themen informieren kann.

Es gibt für uns alle auf vielen Ebenen noch eine Menge zu tun. Wir sind aber zuversichtlich und überzeugt, dass wir mit der Schaffung der Nationalen Herz-Allianz einen wichtigen Meilenstein erreicht haben, damit unsere Initiativen zur Verbesserung der Herzkreislauf Gesundheit in Deutschland zukünftig erreicht werden.