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Patientencharakteristika von TAVI-Patient*innen im Laufe der Jahre 2013 – 2020

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Dr. Victor Mauri, Köln, und Prof. Dr. Tanja Rudolph, Bad Oeynhausen

Hintergrund
Die Aortenklappenstenose ist die häufigste behandlungsbedürftige Klappenerkrankung mit steigender Prävalenz im höheren Lebensalter. Aufgrund von hohem Alter sowie Vorerkrankungen können viele Patient*innen nicht sinnvoll herzchirurgisch operiert werden. In diesem Kontext ist es auf Basis randomisierter Studien im letzten Jahrzehnt in Deutschland zu einer deutlichen Ausweitung des kathetergestützten Aortenklappenersatzes (TAVI) gekommen. Gemäß dem Herzbericht der Deutschen Herzstiftung ist es im Vergleich zu 2009 nahezu zu einer Verdreifachung der aufgrund einer Aortenklappenstenose mittels chirurgischem oder kathetergestützem Aortenklappenersatz behandelten Patient*innen gekommen mit einem Anstieg der TAVI-Zahlen von ca. 2500 im Jahr 2009 auf über 25.000 im Jahr 2020. War die TAVI anfangs Patient*innen mit hohem perioperativen Risiko sowie inoperablen Patient*innen vorbehalten, erfolgte einhergehend mit wachsender Evidenz aus randomisierten Studien im Laufe der Jahre eine Anpassung der Leitlinienempfehlungen hin zu Patient*innen auch mit intermediärem und niedrigem Operationsrisiko.

Durchführung der Studie
Unsere Studie untersuchte Veränderungen von Patientencharakteristika an insgesamt 15.344 Patient*innen, die im Zeitraum Zeitverlauf 2013 bis 2020 an fünf großen Herzzentren in Deutschland mittels TAVI behandelt wurden. Über den Zeitraum von acht Jahren stieg die Zahl der TAVI-Prozeduren an den fünf Zentren deutlich von 1071 im Jahr 2013 auf 2996 TAVI-Prozeduren im Jahr 2020 an.

Ergebnisse
Im Lauf der Jahre zeigt sich ein signifikanter Trend zu gesünderen Patient*innen mit weniger Komorbiditäten. Als Folge nahm das errechnete perioperative Risiko, ausgedrückt durch den STS-Score (ein validierte Score zur Abschätzung des perioperativen Sterberisikos bei herzchirurgischen Eingriffen) der Patient*innen signifikant von 7,2 % auf 4,6 % ab (Abbildung 1). Das mittlere Alter der Patient*innen blieb jedoch über den Untersuchungszeitraum hinweg stabil bei ca. 81 Jahren.
Einhergehend mit zunehmender Erfahrung der Operateure sowie weiterentwickelter Technologie konnte eine Reduktion von typischen periprozeduralen Komplikationen wie Blutungen, Gefäßkomplikationen und Schrittmacherimplantationen beobachtet werden. Insbesondere konnte die 30-Tages-Mortalität von 5,4 % im Jahr 2013 auf 2,1 % im Jahr 2020 gesenkt werden. Es zeigte sich ein klarer Zusammenhang zwischen berechnetem operativem Risiko und tatsächlicher perioperativer Mortalität. Entsprechend verblieb die Sterblichkeit in der höchsten Risikogruppe über die Zeit konstant bei ca. 7 %.

Fazit
Zusammenfassend zeigte sich im Zeitverlauf eine relevante Ausweitung der TAVI-Prozedur hin zu gesünderen Patient*innen mit weniger Komorbiditäten und damit einhergehend geringere Komplikationsraten und ein verbessertes Kurzzeitüberleben. Anders als häufig propagiert, wurden jedoch weiterhin alte Patientinnen und Patienten behandelt, eine Ausweitung hin zu jüngeren Patient*innen mit längerer intrinsischer Lebenserwartung zeigte sich nicht. Die weitere Entwicklung bleibt in Anbetracht neuerer Daten sowie erneut geänderten Leitlinienempfehlungen abzuwarten. 

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit fast 11.000 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org