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Sehr niedrige HDL-Werte gehen mit einer eingeschränkten Prognose nach Herzkatheteruntersuchung einher – das ECAD Register

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Dr. Iryna Dykun und Prof. Dr. Amir Abbas Mahabadi, Essen

High-density Lipoprotein (HDL)-Cholesterin hat anti-atherogene, anti-inflammatorische, anti-oxidative, anti-apoptotische und vasodilatatorische Eigenschaften. Während früher ein linearer inverser Zusammenhang zwischen dem HDL-Cholesterin und kardiovaskulären Erkrankungsmanifestationen und Mortalität beschrieben wurde, legen aktuelle Daten eine U-förmige Assoziation zwischen HDL und Endpunkten nahe. Die vorliegende Analyse sollte die Hypothese untersuchen, ob sowohl hohe als auch niedrige HDL-Cholesterinwerte mit dem Langzeitüberleben nach Herzkatheteruntersuchung zusammenhängen.

Die Arbeit basiert auf dem Essener KHK-Register (Essen Coronary Artery Disease [ECAD]-Register), welches Informationen zur Prozedur sowie kardiovaskulären Risikofaktoren von Patienten inkludiert, die zwischen 2004 und 2019 am Universitätsklinikum Essen eine Herzkatheteruntersuchung erhalten haben. Für die vorliegende Analyse wurden Patient*innen eingeschlossen, für die ein HDL-Cholesterinwert zum Zeitpunkt der Herzkatheteruntersuchung sowie eine longitudinale Information hinsichtlich Mortalität vorlagen. Insgesamt wurden 17.433 Patient*innen mit einem mittleren Alter von 66 Jahre eingeschlossen, 70 % der Patient*innen waren männlich.

Während einer Nachbeobachtungsdauer von durchschnittlich 3,4 Jahren verstarben 2401 Patient*innen. In einer multivariaten Cox-Regressionsanalyse, welche für Alter, Geschlecht, systolischen Blutdruck, LDL-Cholesterin, Raucherstatus und positive Familienanamnese für frühe
Myokardinfarkte kontrollierte, zeigte sich ein signifikanter inverser Zusammenhang von HDL-Cholesterin und dem Auftreten von Todesfällen in der Nachbeobachtung. Dabei war der Zusammenhang mit einer 17 %-igen Risikoreduktion für Männer und einer 15 %-igen Risikoreduktion für Frauen pro Standardabweichung Anstieg an HDL-Cholesterin zwischen den Geschlechtern vergleichbar.
In einer weiteren Analyse teilten wir die Patient*innen nach geschlechtsspezifischer Perzentile des HDL-Cholesterins zum Zeitpunkt der Herzkatheteruntersuchung ein (<10. Perzentile, 10.-<25. Perzentile, 25.-<50. Perzentile, 50.-<75. Perzentile, 75.-<90. Perzentile, ≥90. Perzentile), um den Zusammenhang des gesamten Spektrums des HDL-Cholesterins mit der Überlebenswahrscheinlichkeit zu untersuchen. Hierbei setzten wir die niedrigste HDL-Cholesterin-Gruppe (unterhalb der 10. Perzentile, <31mg/dl) als Referenz. Im Vergleich zu dieser Gruppe zeigten alle weiteren HDL-Cholesterin-Gruppen mindestens eine Halbierung des Risikos, in der Nachbeobachtung zu versterben.

Unsere Daten zeigen, dass das HDL-Cholesterin unabhängig von anderen traditionellen Risikofaktoren und dem LDL-Cholesterin invers mit einer eingeschränkten Prognose nach Herzkatheteruntersuchung assoziiert ist. Insbesondere sehr niedrige HDL-Werte gehen dabei mit einer Verdopplung der Mortalität in der longitudinalen Nachbeobachtung einher. Einen Anhalt für eine U-förmige Assoziation ergab sich in unserer Erhebung nicht.

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