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Die Impfung ist das A und O

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Statement Prof. Dr. Stephan Baldus, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung

Wir befinden uns derzeit mitten in der vierten Welle der Corona-Pandemie. Auch wenn die Inzidenzen sinken, hat sich der Abwärtstrend doch deutlich verlangsamt. Ein beunruhigendes Signal im Hinblick auf den bevorstehenden Herbst und Winter. Mit Stand 29. September mussten 1.357 Patient*innen auf den Intensivstationen wegen einer COVID-19-Erkrankung behandelt werden. Und auch die Todeszahlen steigen weiter an. Am 29. September mussten 69 Todesfälle aufgrund von COVID-19 verzeichnet werden.

Hohe Impfquote besonders für Herzerkrankte wichtig

Diese niedrige Impfquote birgt im Hinblick auf die Herbst- und Winterzeit gerade für Patient*innen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein Risiko, denn bei einer Wirksamkeit der Impfung von etwa 87 Prozent in der Altersgruppe der 18-59-Jährigen und 88 Prozent bei den über 60-Jährigen wird es auch weiterhin zu Impfdurchbrüchen kommen. Bei Menschen mit chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist die Impfeffektivität sogar noch etwas geringer, wie US-amerikanische Daten zeigen. (1)

Herzpatient*innen haben bei einer COVID-19-Erkrankung ohnehin ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf oder Tod als nicht vorerkrankte Menschen. Aus Israel wissen wir außerdem noch etwas anderes: Unter 152 Patient*innen, die trotz einer doppelten Impfung wegen einer COVID-19-Erkrankung in Kliniken behandelt werden mussten, hatten lediglich sechs Personen keine Vorerkrankung. (2)

Je größer der Anteil der Geimpften in der Bevölkerung ist, desto weniger kann das Virus zirkulieren. Eine Impfquote von über 80 Prozent in der gesamten Bevölkerung hätte einen entscheidenden Effekt auf die oben genannten Punkte und stellt aus Überzeugung der DGK einen ganz wesentlichen Hebel dar, um die Prognose herz- und kreislauferkrankter Patient*innen in der Pandemie zu verbessern.

Aktuell liegen knapp 1500 Patienten auf den Intensivstationen in Deutschland, davon sind gut 800 Patienten künstlich beatmet. Die Anzahl geimpfter Patienten mit einer COVID Erkrankung auf der Intensivstation liegt im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

Den Influenza-Impfschutz nicht vernachlässigen

Wichtig ist mir zu betonen, dass die Influenza-Impfung in diesem Jahr nichts an ihrer Wichtigkeit für Herzpatient*innen verloren hat, auch für Menschen, die bereits den vollständigen Schutz der COVID-Impfung haben. Wir haben zwar aufgrund der Abstandsregelungen und dem konsequenten Tragen von medizinischen Masken in der letzten Grippesaison eklatant geringere Fallzahlen gesehen als in anderen Jahren, dies ist aber vor allem für Herzerkrankte kein Grund, unvorsichtig zu werden und die Grippeimpfung in diesem Jahr auszulassen.

Wir wissen aus großen Studien schon sehr lange, wie stark gerade Herzpatient*innen von der Grippeimpfung profitieren. Die Grippeimpfung ist mit einer 50-prozentigen Reduktion des Risikos eines plötzlichen Herztodes sowie mit kardialen und zerebralen Reinfarkten assoziiert. Die Leitlinien erwähnen die Influenza-Impfung zur Sekundärprävention schon lange mit einer Klasse-I-Empfehlung, was noch einmal deutlich macht, wie klar die Evidenz in diesem Bereich ist.

Eine neue Studie, die erst kürzlich bei ESC-Kongress vorgestellt wurde, legt sogar nahe, dass es von Vorteil ist, Herzinfarkt*patientinnen schon direkt im Krankenhaus gegen Influenza zu impfen, nicht erst mit Beginn der nächsten Grippesaison. (3)

Der Aufruf kann daher nur lauten: Lassen Sie sich impfen, sowohl gegen COVID-19, aber auch gegen Influenza!

Literatur:

(1) https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.07.08.21259776v1.full
(2) https://www.clinicalmicrobiologyandinfection.com/article/S1198-743X(21)00367-0/fulltext
(3) https://www.kardiologie.org/esc-kongress-2021/akutes-koronarsyndrom/-grippeimpfung-sofort-nach-dem-herzinfarkt-sollte-neuer-standard/19614470