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Psychosoziale Faktoren bei Patienten mit Vorhofflimmern vor geplanter Pulmonalvenenisolation

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Dr. Valérie Pavlicek, Homburg/Saar

Hintergrund: Zwischen Vorhofflimmern und psychosozialen Faktoren besteht ein bidirektionaler Zusammenhang. Vorhofflimmern kann Angst und Depressionen verursachen. Zum anderen können Angst und Depressionen das Auftreten und die Aufrechterhaltung des Vorhofflimmerns fördern. Das Ausmaß psychischer Komorbiditäten und von chronischem Stress sowie deren Assoziation zu klinischen Parametern und dem Erfolg der Behandlung des Vorhofflimmerns sind bisher weitestgehend unbekannt.  

Methoden: Bei Patienten vor einer geplanten Pulmonalvenenisolation wurden mit standardisierten und validierten psychologischen Methoden psychosoziale und demografische Faktoren evaluiert. Herzangst wurde mit dem Herzangstfragebogen (HAF-17), allgemeine Angst und Depression mit der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS-D), gesundheitsbezogene Lebensqualität mit der Short Form Health Survey (SF-12) sowie chronischer Stress mit dem Trierer Inventar zum chronischen Stress (TICS) erfasst. Erneute Erhebungen sind 6 und 12 Monate nach der Intervention geplant, um mögliche Effekte der Pulmonalvenenisolation zu beurteilen. Die Ergebnisse sind als Mittelwert (MW) ± Standardabweichung (SD) angegeben.

Ergebnisse: Bei 46 Patienten mit symptomatischen Vorhofflimmern vor geplanter Pulmonalvenenisolation (Alter 64 ± 11 Jahre, 80 % männlich, 44 % EHRA- Stadium III-IV) waren die Durchschnittswerte für Herzangst (allgemeine Herzangst 1.81±0.67) in allen Subskalen im Vergleich zur Normalbevölkerung erhöht. Klinisch relevant erhöhte Werte für allgemeine Herzangst zeigten 54 % der Patienten, wobei 44 %, 56 % und 34 % der Patienten erhöhte Werte für Angst, Selbstachtung und Vermeidungsverhalten aufwiesen. 56 % zeigten eine auffällige generalisierte Angstsymptomatik (HADS-D), 30 % sogar eine klinisch relevante Angststörung. Eine depressive Symptomatik (HADS-D) bestand bei 59 % der Patienten, bei 26 % eine klinisch relevante Depression. Die körperliche und psychische Lebensqualität (SF-12) war mit 38±11 und 42±12 im Vergleich zur Normalbevölkerung deutlich erniedrigt. Die Erfassung des chronischen Stresses erbrachte relevant erhöhte Werte (Anteil grenzwertiger Erhöhung in Klammern) in folgenden Bereichen: Arbeitsüberlastung 15 % (37 %), soziale Überlastung 20 % (33 %), Erfolgsdruck 13 % (35 %), Unzufriedenheit bei der Arbeit 15 % (57 %), Überforderung bei der Arbeit 22 % (52 %), Mangel an sozialer Anerkennung 24 % (41 %), soziale Spannungen 22 % (46 %), soziale Isolation 15 % (61 %), chronische Besorgnis 15 % (61 %). Hochsymptomatisches Vorhofflimmern (EHRA III-IV) war häufiger mit einer klinisch relevanten Angststörung und chronischen Stress assoziiert. 

Zusammenfassung: Mehr als die Hälfte der Patienten mit Vorhofflimmern zeigten eine klinisch relevante Herzangst und ein Drittel eine klinisch relevante generalisierte Angststörung. Eine manifeste Depression bestand bei etwa einem Viertel der Patienten. Ferner ist bei diesen die Lebensqualität im Vergleich zur Normalbevölkerung eingeschränkt, und sie scheinen häufiger unter chronischem Stress zu leiden. 

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