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5-Jahres-Outcome nach STEMI – welche Patienten haben den besten Langzeit-Verlauf?

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Aigali Kudaibergenov, Bremen

Es gibt nur wenige aktuelle Studien, die den Langzeit-Verlauf nach Herzinfarkt bei konsekutiven Patienten untersuchen. Dabei kann die Analyse der Langzeit-Mortalität in einem „real world“ Kollektiv von Patienten mit Herzinfarkt wichtige Daten zur Risikostratifikation und Behandlung der Patienten liefern.

Das Bremer STEMI-Register: Das Bremer STEMI-Register (BSR) ist ein monozentrisches prospektives Register, das seit 2006 Daten aller Patienten mit ST-Hebungs-Myokardinfarkt (STEMI) in einer großen Region in Nordwest-Deutschland (ca. 1 Million Einwohner) erfasst. Nun wurde die 5-Jahres- Nachbeobachtung der von Januar 2006 bis December 2012 wegen eines STEMIs interventionell behandelten Patienten ausgewertet.

5-Jahres-Mortalität 21% bei interventionell behandelten STEMI-Patienten: Es wurden 3736 Patienten untersucht, das mittlere Alter der Patienten betrug 63,3 ± 13 Jahre, 72,4 % waren männlich. 95,3 % der Patienten hatten in der Akuttherapie eine erfolgreiche PCI (definiert als TIMI-Fluss III oder II nach Intervention) erhalten. Die Akut-Mortalität der Patienten betrug 8,4 % (Abbildung 1). Nach 5 Jahren waren 21,3 % der Patienten verstorben; die MACCE-Rate innerhalb von 5 Jahren, definiert als Tod, Reinfarkt oder Apoplex, betrug 29,6 % (Abbildung 1).

Prädiktoren der 5-Jahres-Mortalität – Alter, BMI, erfolgreiche PCI: Die stärksten Prädiktoren einer erhöhten Langzeit-Mortalität in einer multivariaten Analyse waren Alter > 75 Jahre (OR 4.4, 95 %KI 3.5-5.6, p<0.001), Kreatinin ≥ 2 mg/dl (OR 3.4, 95 %KI 2.1-7.7, p=0.010), Killip Klasse ≥ 3 (OR 3.4, 95 %KI 2.3-5.0, p=0.001) und CK ≥ 3000 U/I (OR 2.4, 95 %KI 1.7-3.3, p<0.001).
Body mass index (BMI) ≥ 30 kg/m² war mit einer reduzierten Langzeit-Mortalität assoziiert (OR 0.6, 95 %KI 0.45-0.8, p<0.001). In einer differenzierteren multivariaten Analyse (Abbildung 2) war nur ein BMI zwischen 25 und 35 kg/m² mit einer niedrigeren 5-Jahres-Mortalität verbunden, während bei einem BMI > 35 kg/m² keine signifikante Assoziation zur Mortalität bestand und ein BMI < 20 kg/m² mit einer signifikant erhöhten Mortalität assoziiert war.

Die Aufnahme von Patienten mit STEMI am Wochenende vs. der Aufnahme an einem Werktag war nicht mit einer erhöhten Mortalität verbunden (OR 0.79, 95%KI 0.6-1.1, p 0.07).

Bezüglich therapeutischer Maßnahmen zeigte sich, dass eine erfolgreiche PCI mit einer deutlichen Senkung der Langzeit-Mortalität assoziiert war (OR 0.35, 95%KI 0.2-0.5, p<0.001). Auch der Einsatz des neuen Thrombozytenaggregationshemmers Prasugrel vs. Clopidogrel (altersadjustiert, Triple-Therapie ausgeschlossen) war mit einer geringeren 5-Jahres-Sterblichkeit verbunden (OR 0.6, 95%KI 0.4-0.8 p<0.001). Hingegen war der Einsatz von Thrombaspirations-Systemen ohne Effekt auf die Mortalität (OR 1.2, 95%KI 0.9-1.6 p=0.17).

Fazit: Etwa ein Fünftel der interventionell behandelten Patienten mit STEMI sind nach 5 Jahren verstorben. Die Langzeit-Mortalität ist neben dem Patientenalter und der Schwere des Infarktes auch vom BMI des Patienten abhängig. Der wichtigste Faktor zum Erreichen einer niedrigen 5-Jahres-Mortalität ist die erfolgreiche Durchführung einer PCI in der Akuttherapie des Infarktes.

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 10.500 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org