Der Einfluss der Transkatheter Mitralklappen Rekonstruktion auf das Gesamtvolumen der Mitralklappenprozeduren in Deutschland
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Dr. Andreas Schäfer, Hamburg
Die Therapie der Mitralklappeninsuffizienz (MI) ist traditionell eine Domäne herzchirurgischer Reparatur- bzw. Klappenersatzverfahren. Trotz der Verbesserung von chirurgischen Reparaturtechniken und postoperativer Versorgung sowie Fortschritt auf dem Gebiet der Herzklappenprothesentechnik, ist bekannt, dass nur ein Teil der Patienten mit höhergradiger MI einer herzchirurgischen Versorgung zugeführt wird. Der Grund hierfür ist in den meisten Fällen ein fortgeschrittenes Alter, eine höhergradige Funktionseinschränkung des linken Ventrikels oder ausgeprägte Komorbiditäten. Diesen Hochrisikopatienten können mittlerweile Reparaturen der Mitralklappe mittels Kathetertechniken angeboten werden.
Von allen auf dem Markt befindlichen Transkatheter-Techniken, konnte die meiste Erfahrung mit dem MitraClip System (Abbott Vascular, Abbott Park, IL, USA) gesammelt werden, das seit der offiziellen Zulassung (CE Mark 2008) flächendeckend in Europa zur Anwendung kommt. Das System bedient sich dabei der chirurgischen Alfieri Technik, in dem es durch einen endovaskulären (transvenösen) und transseptalen Zugang zu der Mitralklappe, beide Segel der Klappe per Clip fixiert und somit ein „double-orifice“ generiert. MitraClip wird überwiegend bei Patienten angewendet, die ein erhöhtes Risikoprofil zeigen (im Sinne eines hohen Alters und bestehender Komorbiditäten), hauptsächlich an einer sekundären MI leiden und für ein herzchirurgisches Vorgehen ungeeignet sind. Da es sich um zwei verschiedene Patientenkollektive handelt, die einem chirurgischen Vorgehen bzw. der Mitraclip-Prozedur zugeführt werden, kann davon ausgegangen werden, dass das Transkatheter-Patientenkollektiv in erster Linie einem on-top Rekrutierungsprozess entspringt. Nichtsdestotrotz ist ein gewisser „Abzug“ von Patienten aus dem chirurgischen Pool nicht unwahrscheinlich. In der vorliegenden Arbeit wurden daher die Daten aller Mitralklappenprozeduren von 2008-2015 sowohl am Zentrum der Autoren dieser Arbeit als auch deutschlandweit untersucht. Des Weiteren wurden Vergütungs-Volumina analysiert um die Entwicklung der Verteilung auf chirurgische und interventionelle Programme darzustellen. Hierfür wurden alle relevanten Operationen- und Prozedurencodes (OPS) identifiziert. Anschließend wurden diese für die deutschlandweite Analyse vom Statistischen Bundesamt und für die zentrumsspezifische Analyse von der internen Buchhaltung abgefragt.
In der Arbeit konnte gezeigt werden, dass die Zahl der Gesamtprozeduren an der Mitralklappe deutschlandweit kontinuierlich über die Studienzeit angestiegen sind (siehe Abbildung 1). Sowohl im Index Zentrum als auch national zeigte sich kein Abfall der chirurgischen Prozeduren, im Gegenteil konnte national ein deutlicher Anstieg nachgewiesen werden, im Zentrum des Autoren sogar noch über dem relativen nationalen Schnitt (siehe Abbildung 1 und 2). Gleichzeitig kam es zu einem signifikanten Anstieg der MitraClip Prozeduren über die letzten sieben Jahre.
Somit muss nicht nur von einem „on-top“ Rekrutierungsprozess für MitraClip Prozeduren ausgegangen werden, sondern zusätzlich scheint die Etablierung eines MitraClip Programms über einen Abstrahlungseffekt die chirurgischen Zahlen an den entsprechenden Zentren zu steigern. Da Patienten, denen früher auf Grund eines ausgeprägten Risikoprofils keine Therapie angeboten werden konnte, nun zur Behandlung zugewiesen werden, scheint eine Erweiterung des therapeutischen Instrumentariums, sowohl dem interventionellen als auch chirurgischen Programmen zu Gute zu kommen. Dies ist insbesondere der Fall da in einer älter werdenden Bevölkerung Mitralklappenerkrankungen zunehmen und Herzklappenerkrankungen, wie aus epidemiologischen Studien bekannt, immer noch unterbehandelt werden.
Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 10.000 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org