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Angiographisches Follow Up von Patienten nach Rekanalisation eines chronischen Koronarverschlusses

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Priv.-Doz. Dr. Mark Rosenberg, Kiel

Aufgrund niedriger Erfolgsquoten, periprozeduraler Komplikationen und erhöhter Restenoseraten gilt die Rekanalisation von chronisch verschlossenen Herzkranzgefäßen (CTO) als eine der größten Herausforderungen in der interventionellen Kardiologie. Dennoch erfreuen sich diese komplexen Eingriffe einer zunehmenden Aufmerksamkeit, weil einige wissenschaftliche Arbeiten Anlass zur Vermutung gaben, dass die Wiedereröffnung von CTO´s Morbidität und Mortalität von betroffenen Patienten günstig beeinflussen können (1-3). Nichtsdestotrotz sind bislang nur wenige Daten verfügbar, die systematisch den klinischen und angiographischen Langzeit-Verlauf von erfolgreich rekanalisierten Patienten untersuchten.

Wir führten daher in einer retrospektiven, monozentrischen Analyse eine Auswertung unseres Patientenkollektivs mit chronischen Koronarverschlüssen durch, welches an unserem Zentrum in den Jahren 2012 bis einschließlich 2015 behandelt wurde. CTO wurde dabei definiert als ein Koronarverschluss von mehr als 3 Monaten mit einem TIMI 0 Fluss im okkludierten Segment. Primärer Endpunkt der Studie war eine angiographisch und klinisch getriggerte Revaskularisation im Bereich der ehemaligen Verschlussstelle (TLR) nach 6 Monaten. Sekundärer Endpunkt war die klinische Kombination aus kardialem Tod, Myokardinfarkt und TLR ebenfalls nach 6 Monaten (MACE).

Insgesamt führten wir von Januar 2012 bis Dezember 2015 512 CTO-Prozeduren durch. Der mittlere J-CTO Score betrug 2,23 ± 1,05. Insgesamt verliefen 430 Prozeduren erfolgreich, was einer Quote von 85% entsprach. 77% der erfolgreichen Prozeduren erfolgten antegrad, wohingegen 23% der Prozeduren mit Hilfe retrograder Techniken durchgeführt wurden. Dabei erhielten 423 Patienten (98%) medikamentenbeschichtete Stents, 5 Patienten (1,2%) nicht beschichtete Stents sowie 2 Patienten medikamentenbeschichtete Ballons (0.8%). Eine Postdilatation mit non-compliant Ballons erfolgte in 426 Patienten (99%). Insgesamt durchliefen 389 Patienten (76%) nach 6 Monaten ein angiographisches Follow up. Eine binäre Restenose mit Reintervention konnte bei 56 Patienten detektiert werden, was einer TLR von 11% entsprach. Hinsichtlich der klinischen Kontrolluntersuchungen zeigten sich 2 kardiale Todesfälle, keine neuen Myokardinfarkte und 56 TLR, was einer kumulativen MACE-Rate nach 6 Monaten von 11,3% entsprach. Hinsichtlich der klinischen Symptomatik zeigten die Patienten ebenfalls eine deutlich Verbesserung. Während lediglich 24% der eingeschlossenen Patienten vor der Rekanalisation Beschwerdefreiheit bzw. Symptome auf hoher Belastungsstufe (CCS 0-1) angab, waren es nach erfolgreicher Prozedur immerhin 73%.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse unserer monozentrischen Analyse, dass CTO´s mit einer hohen Erfolgsquote und dauerhaft niedrigen klinischen Ereignissen durchgeführt werden können. Künftige Arbeiten an unabhängigen Patientenkollektiven werden jedoch auch in prospektiven Untersuchungen zeigen müssen, dass die Rekanalisation von CTO´s die Prognose betroffener Patienten günstig beeinflussen können.

Literatur:

  1. 2012 Consensus Document of the EuroCTO Club, EuroIntervention 2012; 8: 139-145
  2. Grantham JA et al., Circulation: Qual Outcomes 2010; 3: 284-290
  3. Werner G et al., Heart 2004; 90: 1303-1309

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