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DGK-Jahrestagung 2017: Aktuelle Studien und Nachwuchsförderung

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Statement Prof. Dr. Stefan Blankenberg, Hamburg, Programmverantwortlicher für die 83. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie: Pressekonferenz, 19. April 2017

Der Deutsche Herzbericht 2016 hat kürzlich einmal mehr die beeindruckenden Fortschritte und das hohe Niveau der deutschen Kardiologie demonstriert. Die wichtigen und aktuellen Entwicklungen unseres dynamischen Fachgebietes spiegeln sich auch im Programm der 83. Jahrestagung der DGK wider.

Denn thematisiert werden unter anderem richtungsweisende Forschungsergebnisse, die unsere Behandlungspraxis beeinflussen werden und zu denen noch Diskussionsbedarf besteht: Was bedeuten die neuen Erkenntnisse, die wir beim Kongress präsentieren, letztlich für die Praxis? Welche Empfehlungen können wir davon ableiten und in welche Richtung müssen wir die Forschung vorantreiben?

Ein wichtiges Anliegen ist uns auch, dass jungen Kardiologinnen und Kardiologen und der Nachwuchsförderung ein eigener Programmschwerpunkt gewidmet ist. Damit wollen wir auch junge Talente motivieren, sich in die Tagung einzubringen. Interessante Forschungsarbeiten junger Wissenschaftler haben dort genauso Platz wie die Frage, wie frischgebackene Ärztinnen und Ärzte in einen kardiologischen Krankenhausablauf planvoll hineinwachsen können, der mehr als fordernd ist.

Die „Top Line Studies“-Sitzung wird einen Überblick über besonders wichtige Studien der letzten Zeit geben: Auf einige davon möchte ich hier genauer eingehen.

PCSK9-Inhibitoren schützen vor kardiovaskulären Ereignissen

Mit der Gruppe der PCSK9-Inhibitoren steht seit kurzem eine neue Option zur Verfügung, um ungünstige Cholesterinspiegel zu behandeln. Wie andere therapeutisch eingesetzte Antikörper werden PCSK9-Inhibitoren regelmäßig injiziert.

Die großangelegte FOURIER-Studie mit mehr als 27.000 Teilnehmern bestätigt, dass der PCSK9-Hemmer Evolocumab LDL-Cholesterin zuverlässig und dauerhaft um mehr als 50 Prozent senkt, und zwar unabhängig vom LDL-Ausgangswert und von einer begleitenden Statin-Therapie. Dabei werden LDL-Werte weit unter den aktuellen Leitlinienzielen erreicht. Kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt oder Schlaganfallen lassen sich damit deutlich verringern. Das Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis sank in der Studie unter Evolocumab im ersten Jahr um 19 Prozent, im zweiten Jahr bereits um 33 Prozent.

Angesichts dieser Daten gilt es nun, jene Patientengruppen im Detail zu definieren, die von der Behandlung mit PCSK9-Hemmern am meisten profitieren können. Dies auch angesichts der relativ hohen Kosten für die Therapie. Was uns im Moment noch fehlt, sind Kosten-Nutzen-Analysen, Daten aus der gelebten Praxis und auch Langzeitbewertungen.

Neue Daten zu TAVI: Günstig nicht nur bei hohem Operationsrisiko

Neue Studienergebnisse gibt es auch zur Katheter-gestützten Aortenklappenimplantation (TAVI), die sich für eine zunehmend größere Zielgruppe von Herzklappen-Patienten als Methode der Wahl etablieren kann. Daten aus klinischen Studien wie PARTNER II und SURTAVI haben inzwischen gezeigt, dass insbesondere eine transfemoral durchgeführte TAVI nicht nur bei Patienten mit hohem Operationsrisiko, sondern auch bei mittlerem Risiko mit vergleichbarer kurzfristiger Sterblichkeit verbunden ist wie die konventionelle Operation am offenen Herzen.

Die TAVI-Zielgruppe könnte sich in absehbarer Zeit noch erweitern. Das Deutsche Zentrum für Herzkreislaufforschung (DZHK) hat eine Studie initiiert, die die operative versus Katheter-gestützte Behandlungsmethode der hochgradigen Aortenklappenstenose bei Patienten mit mittlerem bis niedrigem OP-Risiko vergleicht. Erstmals wird eine multizentrische, große, 1.600 Patienten starke Studie Industrie-unabhängig für ein Behandlungsverfahren ohne vorab festgelegten Klappentyp durchgeführt. Diese „allcomers“ Studie bildet das „real life scenario“ ab. Die Patienten dieser Studie sollen über fünf Jahre nachbeobachtet werden, um auch die Frage der Haltbarkeit der chirurgischen und der Katheter-Klappen im direkten Vergleich zu untersuchen.

Weiterhin wurde kürzlich die von der Firma EDWARDS gesponsorte PARTNER III-Studie initiiert, die bei Patienten mit niedrigem OP-Risiko die Katheter-gestützte Sapien 3 Klappenimplantation im Vergleich zum klassischen OP-Verfahren testet. Diese Patienten werden zehn Jahre nachbeobachtet.

Hauptstammstenose: Sind Stent oder Bypass besser?

Für Diskussionsstoff sorgen aktuell auch zwei große, randomisierte Arbeiten: die US-amerikanisch geleitete EXCEL-Studie und die nordeuropäische NOBLE-Studie. Beide haben untersucht, ob bei Patienten mit Hauptstammstenose eine Katheter-Intervention (PCI) mit Stenttherapie mit einem modernen, medikamentenfreisetzenden Stent genauso sicher ist wie eine Bypass-Operation. Die Ergebnisse hinterlassen allerdings ein Fragezeichen. In der EXCEL-Studie schnitt die Stenttherapie mit einem mit Everolismus beschichteten Stent genauso gut ab wie die Chirurgie. In der NOBLE-Studie, in der verschiedene moderne, medikamentenfreisetzende Stents verwendet wurden, brachte die Bypass-Chirurgie bessere Resultate.

Es stellt sich daher die Frage, wie es zu diesen widersprüchlichen Ergebnissen kommen konnte und welche Behandlung nun wirklich am ehesten angezeigt ist. Wir stellen dies bei der 83. Jahrestagung zur Debatte. 

Medienkontakt:
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
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Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 10.000 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org