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Outcome von Patienten mit „Hybrid Intervention“ mit bioresorbierbaren Scaffolds und Metallstents

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Dr. Jens Röther, Erlangen

Hintergrund

Perkutane Koronarinterventionen (PCI) mit Bioresorbierbaren Scaffolds (BVS) sind mittlerweile gut untersucht, vor allem in Studien mit selektierten Patienten und Läsionen. Patienten des klinischen Alltags sind meistens komplexer. Das Outcome von Patienten mit „Hybrid-Interventionen“, in denen BVS und Metallstents (MS) zusammen implantiert wurden, ist bislang nicht ausreichend untersucht.

Methode

In unserer retrospektiven Single-center-Analyse haben wir klinische und prozedurale Daten sowie das Outcome von 533 Patienten untersucht, die sich einer PCI mit Implantation von mindestens einem BVS (Absorb, Abbott Vascular) zwischen Mai 2013 und Juni 2014 unterzogen haben. Das Follow-up wurde durch einen zugesendeten Fragebogen und ein Telefoninterview durchgeführt. Die Patienten wurden in eine “Hybrid Gruppe” (Implantation eines BVS und eines MS in das gleiche Gefäß, (n = 122), in eine Gruppe, die nur einen BVS (n = 384) erhalten haben sowie in eine Gruppe, bei denen BVS und MS in unterschiedliche Gefäße (n = 27) implantiert wurden, eingeordnet. MACE wurde definiert als das Auftreten von Tod jeglicher Ursache, Myokardinfarkt und erneute Revaskularisation des Zielgefäßes.

Resultate: In der “Hybrid Gruppe” wurden insgesamt 281 Scaffolds (2.3/Patient) und 189 Stents (1.5/Patient, 180 DES und 9 BMS) implantiert, verglichen mit 961 Scaffolds (1.8/Patient) und 44 Stents (0.1/Patient) in der restlichen Kohorte (siehe Tabelle 1). Patienten in der „Hybrid Gruppe“ litten häufiger unter Diabetes mellitus (p = 0.0006, siehe Tabelle 1). Der häufigste Grund für „Hybrid Interventionen” waren das Vorhandensein von Bifurkationsstenosen (40.2 %), gefolgt von schwerer schwer kalzifizierten Läsionen (23 %), ostialen Läsionen (10.7 %) und „Crossing Failure“ (5 %, siehe Tabelle 2). In einem Fall mussten aufgrund eines Gefäß-Verschlusses nach BVS-Implantation Stents implantiert werden. Ein Follow-up konnte in 97 % der Patienten erreicht werden (mittleres Intervall: 233 Tage). Zum Auftreten von Tod jeglicher Ursache kam es in 7.4 % vs. 3.6 % (p=0.086), MACE wurde in 28.7 % vs. 12.7 % (p<0.0001) bei Patienten mit „Hybrid Eingriffen“ und der Gruppe ohne „Hybrid“ Eingriff beobachtet. Eine Revaskularisation des Zielgefäßes war bei 19 vs. 28 Patienten (15.6 % vs. 6.8 %, p=0.006) notwendig. Eine definitve/mögliche Device-Thrombose (BVS oder Stent) trat in 2.2 % (9/411) vs. 5.7 % (7/122, p=0.064) auf, wobei in der “Hybrid-Gruppe” 2 der Thrombosen klar im Bereich der implantierten Stents eingeordnet werden konnten. Hinsichtlich des klinischen Outcomes zeigten sich keine signifikanten Unterschiede bezüglich Dyspnoe (p=0.13), Angina pectoris (p=0.13), Verbesserung der Symptome (p=0.7), Lebensqualität (p=1), Änderung der Lebensqualität im Vergleich zu vor dem Eingriff (p=0.39) und dem Gebrauch von antianginösen Medikamenten zwischen den beiden Gruppen (siehe Tabelle 3).    

Schlussfolgerung

Die beobachtete MACE-Rate bei Patienten einer klinischen Kohorte mit “Hybrid Interventionen” mit BVS und Metall Stents im gleichen Gefäß war hoch. Während die Ursachen hierfür letztlich unklar bleiben, ist die Beobachtung am ehesten auf das Vorhandensein komplexerer Koronarläsionen zurückzuführen.

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