1-Jahres Follow-up nach Pulmonalvenenisolation mittels Single-Shot Applikation des 2. Generations-Cryoballons zur Therapie von paroxysmalem und kurz-persistierendem Vorhofflimmern
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Dr. Christian-Hendrik Heeger, Hamburg
Hintergrund: Die Pulmonalvenenisolation (PVI) hat sich als Therapieverfahren bei Medikamentenrefrak-tärem paroxysmalen und kurz anhaltend persistierenden Vorhofflimmern etabliert und ist fest in den aktuellen Leitlinien verankert. Neben der PVI mit Hochfrequenzstrom, hat sich die Applikation von Cryoenergie im klinischen Alltag bewährt. Die erste Generation des Cryoballons (Arctic Front, Medtronic) konnte eine moderate klinische Wirksamkeit (ca. 58% 1-Jahres Rezidivfreiheit) bei akzeptablem Sicherheitsprofil zeigen.1 Die zweite Generation (Abbildung 1, Arctic Front Advance, Medtronic) weist einige Änderungen zur Verbess-erungen der klinischen Wirksamkeit auf. So wurde die Kältemitteleinspritzung verbessert und damit eine höhere Kühlleistung der distalen Ballon-Hemisphäre erreicht. Hiermit konnte in bisherigen Single-Center Studien eine ca. 80%ige 1-Jahres Erfolgsrate erzielt werden.2,3
Bisher wird nach einer erfolgreichen PVI eine zusätzliche Kälteapplikation pro Pulmonalvene (Bonus-Freeze) durchgeführt.4 Jede zusätzliche Applikation kann jedoch das Risiko von prozedurassoziierten Komplikationen (z.B. Phrenikusparesen und thermische Ösophagus-Läsionen) erhöhen. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob eine „Single-Shot“ Strategie, d.h. keine Bonus-Freeze Applikation nach erfolgreicher PVI zu vergleichbarer Effektivität und einem verbesserten Risikoprofil führt. Bisher gibt es in der aktuellen Literatur keine Daten zu dieser Anwendung des Cryoballon Advance.
Methoden: Patienten mit Medikamenten-refraktärem paroxysmalen oder kurz anhaltend persistierenden Vorhofflimmern wurden einer PVI mittels des 28mm Cryoballon Advance zugeführt. Nach erfolgreicher PVI (Applikationsdauer 240s) wurde keine zusätzliche Bonus-Freeze Applikation angewandt. Das klinische Follow-up erfolgte mittels 12-Kanal- und 24-Stunden-EKGs nach3, 6 und 12 Monaten. Als primärer Endpunkt wurde ein dokumentiertes Tachyarrhythmie-Rezidiv >30 Sekunden definiert. Sekundäre Endpunkte waren prozedur-assoziierte Kompli-kationen wie Phrenikusparese, Apoplex, Perikarderguss, Perikardtamponade oder atrioöso-phageale Fistel.
Ergebnisse: Es wurden 45 Patienten (Alter 60 ± 11 Jahre, mittlerer LA (linker Vorhof)-Diameter: 42,1±8,6 mm, n = 38/45 [84%] mit paroxysmalem Vorhofflimmern) eingeschlossen. Insgesamt konnten 177 Lungenvenen identifiziert und 176/177 (99%) erfolgreich isoliert werden. Prozedur- und Durchleuchtungszeit betrugen 113±32min und 19±7 min. Eine Phrenikus-parese trat bei 1/45 (2%) der Patienten auf. Bei 1/45 (2%) der Patienten trat eine periprozedurale Perikardtamponade auf. Diese konnte erfolgreich mittels Perikardpunktion behandelt werden. Weitere prozedurassoziierte Komplikationen traten nicht auf. Ein klinischer Follow-up konnte bei 44/45 (98%) der Patienten erhoben werden. Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 365±64 (224-474) Tagen (in-klusive einer 3-monatigen „Blanking-Periode“) zeigten 36/44 (82%) der Patienten einen stabilen Sinusrhythmus ohne dokumentierte und/oder symptomatische Vorhofflimmer-Episoden (Abbildung 2). In 5/8 (63%) Patienten mit einem Rezidiv wurde eine Hochfrequenzstrom-basierte zweite Prozedur durchgeführt.
Schlussfolgerungen: Die Single-Shot-Strategie mit dem 28mm Cryoballon Advance zur Therapie von paroxysmalem und kurz anhaltend persistierendem Vorhofflimmern zeigt eine klinische Erfolgsrate von 82% nach einem Jahr. Im Vergleich zu bisherigen Ergebnissen anderer Studien mit zusätzlichem Bonus-Freezezeigt die Single-Shot-Strategie eine vergleichbare Effektivität (82% klinische Erfolgsrate nach einem Jahr).3 Unsere Studie gibt erste Hinweise, dass auf eine Bonus-Freeze Applikation unter Verwendung des 28mm Cryoballon Advance verzichtet werden kann.
Referenzen:
1. Packer DL, Kowal RC, Wheelan KR, Irwin JM, Champagne J, Guerra PG, Dubuc M, Reddy V, Nelson L, Holcomb RG, Lehmann JW, Ruskin JN, Investigators SAC. Cryoballoon ablation of pulmonary veins for paroxysmal atrial fibrillation: First results of the north american arctic front (stop af) pivotal trial. Journal of the American College of Cardiology. 2013;61:1713-1723
2. Metzner A, Wissner E, Ouyang F, Kuck KH. Second-generation cryoballoon ablation for paroxysmal atrial fibrillation: A step forward? Europace : European pacing, arrhythmias, and cardiac electrophysiology : journal of the working groups on cardiac pacing, arrhythmias, and cardiac cellular electrophysiology of the European Society of Cardiology. 2014;16:621-622
3. Metzner A, Reissmann B, Rausch P, Mathew S, Wohlmuth P, Tilz R, Rillig A, Lemes C, Deiss S, Heeger C, Kamioka M, Lin T, Ouyang F, Kuck KH, Wissner E. One-year clinical outcome after pulmonary vein isolation using the second-generation 28-mm cryoballoon. Circulation. Arrhythmia and electrophysiology. 2014;7:288-292
4. Furnkranz A, Bordignon S, Dugo D, Perotta L, Gunawardene M, Schulte-Hahn B, Nowak B, Schmidt B, Chun JK. Improved 1-year clinical success rate of pulmonary vein isolation with the second-generation cryoballoon in patients with paroxysmal atrial fibrillation. Journal of cardiovascular electrophysiology. 2014;25:840-844
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