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Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung: Eine Viertelmilliarde für die Bekämpfung von kardiologischen Volkskrankheiten

Vom 11. – 14. April 2012 findet in Mannheim die 78. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) statt

Über das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) werden Bund und Länder in den kommenden Jahren erhebliche Geldmittel in die kardiologische Forschung investieren. Ziel des Projekts ist es, neue Strategien aus der Grundlagenforschung in die Klinik zu bringen, aber auch, große klinische Studien durchzuführen. Von besonderem Interesse sind dabei Fragestellungen, um die sich die Industrie nicht bemüht.

Mannheim, Freitag, 13. April 2012 – Die deutsche Bundesregierung gibt viel Geld für die Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG) aus. Mit einem Volumen von zunächst 250 Millionen innerhalb von fünf Jahren soll die Bekämpfung von Volkskrankheiten durch Förderung verschiedener Schwerpunktthemen vorangetrieben werden. Eines davon ist das Thema Herz-Kreislauf“, berichtet Prof. Dr. Thomas Eschenhagen (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf), Sprecher des neu gegründeten Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim. Der Aufbau des DZHK soll bis 2015 abgeschlossen sein, es wird dann von Bund und Ländern rund 40 Millionen Euro pro Jahr erhalten.

Prof. Eschenhagen: „Deutschland war bislang nicht besonders gut, was nationale Projekte angeht. Wir haben exzellente Forschung, aber es war tendenziell alles etwas kleinteilig. Das DZHK soll nun einen bundesweiten Verbund bilden, mit dem man beispielsweise große klinische Studien leichter realisieren kann. Durch koordinierte Förderung wollen wir eine nationale Studienlandschaft aufbauen.“

7 Standorte mit 25 Partnern in universitären und außeruniversitären Einrichtungen

Rund 30 Konsortien haben sich für die Mitarbeit am DZHK beworben. Davon wurden sieben Standorte mit 25 Partnern in universitären und außeruniversitären Einrichtungen ausgewählt. Die Standorte sind Berlin/Potsdam, Frankfurt am Main/Mainz/Bad Nauheim, Göttingen, Greifswald, Hamburg/Kiel/Lübeck, Heidelberg/Mannheim und München. Die Geschäftsstelle hat ihren Sitz in Berlin. Finanziert werden die neuen Zentren zu 90 Prozent vom Bund und zu zehn Prozent von den Ländern.

Ein wesentliches Ziel des DZHK läuft unter dem Schlagwort Translation: Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung sollen schneller in die klinische Forschung und wenn möglich in die klinische Praxis gebracht werden. Um dieses Ziel zu erreichen, hat das DZHK Forschungsschwerpunkte definiert: Gefäßerkrankungen, angeborene und erworbene Herzmuskelerkrankungen, Herzinsuffizienz, Herz-Rhythmusstörungen, Prävention und Imaging. In diesen Programmgruppen wollen die verschiedenen Standorte ihre Projekte vorantreiben. Dazu gehört die Stammzellforschung ebenso wie die Erforschung von Micro RNAs, relativ kleiner Moleküle, die eine wichtige Rolle in der Genregulation spielen. Micro RNAs regulieren die Genexpression hochspezifisch und könnten daher in der Zukunft therapeutisch eingesetzt werden.

Kooperative Initiativen – Forschung braucht einen langen Atem

Neben diesen Programmen werden im Rahmen des DZHK auch sogenannte kooperative Initiativen stattfinden. Darunter sind vor allem Klinische Studien, Register und Kohorten zu verstehen. Prof. Eschenhagen: „Derzeit ist der Stand so, dass man sich zum Beispiel bei der EU um ein Projekt bewirbt. Das läuft fünf Jahre und dann ist es vorbei – unabhängig davon, wie die Erfolge waren.“ Das soll im DZHK anders laufen. Im Rahmen der kooperativen Initiativen, für die rund 35 Prozent der Gesamtmittel ausgegeben werden sollen, wird einerseits eine bessere Kontrolle darüber stattfinden, ob das eingesetzte Geld auch zu Ergebnissen führt, andererseits wird aber auch die Möglichkeit geschaffen, erfolgreiche Forschungsprojekte über fünf Jahre hinaus zu finanzieren. Prof. Eschenhagen: „Es wird zunehmend auch von der Politik verstanden, dass Forschung einen langen Atem braucht.“

Die Qualitätskontrolle erfolgt über die Finanzierung. Die jeweiligen Standorte müssen in Vorleistung gehen und erhalten das Geld, so Prof. Eschenhagen, „wenn sie eine anständige Leistung abliefern. Das bedeutet, Studien entwerfen und mit zumindest drei Partnern auch tatsächlich durchführen.“

Aufbau von Strukturen und Auswahl geförderter Studien

Derzeit ist man im DZHK mit dem Aufbau der Strukturen beschäftigt und trifft die Auswahl, welche nationalen Studien gefördert werden sollen. Dies wird nicht nach dem Gießkannenprinzip funktionieren. Vielmehr soll das Geld in wenige, sorgfältig ausgewählte Projekte fließen. Ein wesentliches Element dieser Arbeit liegt in regelmäßigen Treffen. Prof. Eschenhagen: „Auch das ist eine Innovation. In Zukunft wird sich ein wesentlicher Teil der führenden kardiologischen Forscher Deutschlands alle vier Wochen treffen. Da rechne ich auch mit einem informellen Effekt, der das Zusammenwachsen der Gruppe fördern wird.“

Abseits der klinischen Studien ist geplant, sich im Bereich der Labor- und Grundlagenforschung früh an der Entwicklung neuer therapeutischer Strategien zu beteiligen und diese Projekte, wenn möglich, bis in die Klinik zu betreuen. Die Zusammenarbeit mit der Industrie wird gewünscht, soll aber nicht die vom DZHK geförderten Studien betreffen. Prof. Eschenhagen: „Wir wollen mit dem DZHK-Geld die Studien fördern, die die Industrie eben nicht macht, also zum Beispiel zu Medikamenten, für die es keinen Patentschutz mehr gibt.“

Das DZHK ist eines von insgesamt sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG) zur Erforschung der Volkskrankheiten. Dazu gehören neben dem DZHK das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), das Deutsche Zentrum für Lungenforschung (DZL), das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD).

 

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