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Der Prävention des chronischen Koronarsyndroms kommt in der neuen europäischen Leitlinie mehr Bedeutung zu

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  • Gesunde Lebensweise wird in der Behandlung des chronischen Koronarsyndroms immer wichtiger
  • Auch Umweltfaktoren und die psychische Gesundheit spielen eine wichtige Rolle in der neuen Leitlinie
  • Die Therapietreue der Patienten rückt in den Fokus der Kardiologen, da sie einer der wichtigsten Faktoren für den Erfolg der Behandlung ist 

Berlin, 10. Oktober 2019 – Die koronare Herzkrankheit ist eine der häufigsten Erkrankungen in Deutschland und kann schwere Folgen haben. Patienten benötigen eine lebenslange Therapie, um ein Fortschreiten der Krankheit und damit einhergehende lebensbedrohliche Ereignisse zu verhindern. Eine neue Behandlungsleitlinie stellt neben medikamentösen Optionen und Stent-Implantationen vor allem Veränderungen des Lebensstils in den Vordergrund.

Am 31. August dieses Jahres erschien die neue Leitlinie der ESC zur Diagnose und Therapie des chronischen Koronarsyndroms. Erstmals erschien sie nicht mehr unter dem Titel „Management der Koronaren Herzkrankheit“. Diese Umbenennung war Kardiologen besonders wichtig, um hervorzuheben, dass es sich bei der koronaren Herzkrankheit um einen sehr dynamischen Zustand handelt. „Im Falle eines Herzinfarktes beispielsweise ist die Erkrankung sehr akut, sie kann aber ebenso als chronische Erkrankung über Jahre hinweg symptomlos verlaufen“, erklärt Prof. Dr. Felix Mahfoud, Co-Autor der neuen europäischen Leitlinie auf einer Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie im Rahmen der DGK Herztage 2019 in Berlin.

Gesunde Lebensweise, saubere Umwelt

Die neue Leitlinie hebt hervor, wie wichtig Maßnahmen zur Veränderung des Lebensstils im Rahmen der Therapie sind. Deutlich stärker als in den bisherigen Versionen wird betont, dass Patienten unbedingt mit dem Rauchen aufhören, passives Rauchen vermeiden, sich gesund ernähren und mehrfach pro Woche 30-60 Minuten Sport treiben sollten.

„Zusätzlich zu diesen schon seit langem bekannten Risikofaktoren stellt die Leitlinie erstmals auch die Bedeutung von Luftverschmutzung und Lärmbelastung heraus“, so Mahfoud. „Schadstoffbelastete Luft und verstärkter Lärm im Umfeld erhöhen das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und Schlaganfälle grundsätzlich. Patienten mit chronischem Koronarsyndrom sollten stark belastete Gebiete meiden.“ Es solle auch die Verwendung einer Atemmaske im Freien oder von hocheffizienten Luftfiltern in geschlossenen Räumen erwogen werden.

Teufelskreis psychische Erkrankungen

Auch der Umgang mit psychischen Belastungen hat Eingang in die neue Guideline gefunden. Das Risiko, Depressionen und Angststörungen zu entwickeln, ist bei Patienten mit chronischem Koronarsyndrom zweifach höher als bei gesunden Patienten. Zugleich sind diese psychischen Erkrankungen bei den Betroffenen mit einer schlechteren Prognose hinsichtlich der Herzerkrankung verbunden. Außerdem erschweren sie die Umsetzung eines gesunden Lebensstils. Die neue Leitlinie bestärkt die behandelnden Ärzte darin, Patienten eine begleitende psychotherapeutische Behandlung nahezulegen.

Therapietreue ist der entscheidende Faktor

Medikamente sind die zweite wichtige Komponente, die eine Verschlechterung des Syndroms aufhalten und akute Ereignisse wie Herzinfarkte oder kardiovaskulären Todesfälle verhindern können. Standard für alle Betroffenen ist eine Therapie mit Statinen. Für Hochrisikopatienten oder Patienten nach Stent-Implantation ist außerdem eine plättchenhemmende Therapie vorgesehen. Bei einigen Patientengruppen, zum Beispiel Menschen mit eingeschränkter Pumpfunktion des Herzens aufgrund einer Herzinsuffizienz oder Bluthochdruck, kommt auch eine Behandlung mit ACE-Hemmern infrage. „Der Erfolg der Therapie steht und fällt allerdings mit der Therapietreue. Nur wenn Erkrankte ihre Medikation konsequent und regelhaft einnehmen, kann sie Wirkung zeigen“, betont Mahfoud. Die konsequente Adhärenz zur medikamentösen Therapie sicherzustellen, ist daher eine der vorrangigen Aufgaben für Ärzte und sie sollte bei jedem Arzt-Patienten-Kontakt kritisch überprüft werden.

Stent-Implantation gewinnt an Bedeutung

Die Durchblutung in betroffenen Gebieten wiederherzustellen, ist nach wie vor ein entscheidender therapeutischer Ansatz. Aufgrund der Verbesserungen der eingesetzten Revaskularisationsstrategien, hier vor allem Gefäßstützen, und der Optimierung der medikamentösen Therapie, hat sie in den letzten Jahren konsequent an Bedeutung hinzugewonnen.

Das Fazit, dass behandelnde Ärzte aus der Leitlinie ziehen können ist also: präventive Maßnahmen, ein gesunder Lebensstil und die medikamentöse Therapie sind nach wie vor die wichtigsten Standbeine in der Behandlung des chronischen Koronarsyndroms, aber auch die Revakularisation der betroffenen Gefäße ist von elementarer Bedeutung.

 

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