Interventionelle Behandlung von Vorhofflimmern – was neue Devices leisten können
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- Die Zahl der Herzrhythmus-Ablationen in Deutschland steigt auf 100.000 pro Jahr
- Die Eingriffe werden an immer mehr Zentren durchgeführt, die zum Teil nur sehr geringe Fallzahlen nachweisen können
- Neue Innovationen beschleunigen und vereinfachen die Durchführung der Eingriffe
Berlin, 11. Oktober 2019 – Mit der Katheterablation, einer minimalinvasiven Verödungstherapie am Herzen, steht eine sichere und extrem wirksame Methode zu Behandlung von Herzrhythmusstörungen zur Verfügung. Etwa 100.000 solcher Eingriffe werden in Deutschland inzwischen jährlich durchgeführt – mehr als die Hälfte davon bei Vorhofflimmer-Patienten. Prof. Dr. Philipp Sommer, Sprecher der Arbeitsgruppe Rhythmologie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, berichtet von den positiven und negativen Entwicklungen auf dem Gebiet.
Zahl der Ablationen und der durchführenden Zentren steigt an
„Grundsätzlich können wir feststellen, dass es in Deutschland immer mehr Zentren gibt, die Herzrhythmus-Ablationen durchführen“, erklärt Sommer. „Darunter sind auch viele kleinere Zentren zu finden, die weniger als einen Eingriff pro Tag durchführen.“ Während es beispielsweise in Großbritannien nur ca. 45 Ablationszentren gebe, seien es hierzulande etwa 340, so der Experte. „In Deutschland gibt es keine regulatorischen Voraussetzungen für die Durchführung der Prozeduren. Sie dürfen im Grund an jedem Krankenhaus vorgenommen werden, das einen Facharzt für Kardiologie vorhält.“
Vor dem Hintergrund großer Datensammlungen, die deutlich zeigen, dass mit zunehmender Fallzahl sowohl des Zentrums als auch des Untersuchers die Komplikationsraten abnehmen, ist diese Entwicklung nicht ganz unproblematisch. „In unseren Qualitätskriterien für eine Zertifizierung von Ablationszentren setzen wir als Fachgesellschaft daher voraus, dass mindestens 75 Untersuchungen pro Jahr in zwei aufeinanderfolgenden Jahren durchgeführt werden müssen“, sagt Sommer. „Wir halten dieses Kriterium für absolut zentral, um die Qualität der teilweise sehr komplexen Eingriffe sicherzustellen.“
Neue Technologien vereinfachen und beschleunigen die Prozedur
Vor allem im Bereich der Vorhofflimmer-Ablation werden stetig neue Innovationen präsentiert, die die Ergebnisse der Prozeduren verbessern und die Untersuchungsabläufe vereinfachen können. Vorhofflimmer-Ablationen werden in etwa zwei Drittel der Fälle mit hochfrequentem Wechselstrom und in einem Drittel mit Kryoenergie durchgeführt. Für beide Energieformen sind in letzter Zeit diverse sogenannte Single-Shot-Devices entwickelt worden. Sie ermöglichen es, das erforderliche Gebiet zu veröden ohne den Ablationskatheter bewegen zu müssen. „Das Device wird einmal in die Vene eingeführt und abladiert den entscheidenden Bereich per Knopfdruck“, beschreibt Sommer den Vorgang. „Das beschleunigt den Vorgang natürlich sehr und macht das Ergebnis weniger abhängig von den Fähigkeiten des Untersuchers.“ Dies gelte zumindest für die nicht ganz so aufwendigen Erstablationen. Unter anderem aus diesen Gründen verspricht sich der Experte von diesen neuen technischen Möglichkeiten viel, auch wenn bisher nur wenige Daten vorliegen. Erste kleinere Studien mit 100 bis 150 Patienten sind abgeschlossen und vorgestellt. Die Devices befinden sich derzeit im Zulassungsprozess und werden ca. Anfang 2020 auf den Markt kommen. „Ob sich die Innovationen als wirklich so gut, schnell und sicher erweisen, wie wir derzeit glauben, wird sich zeigen, wenn wir die ersten 1000 bis 2000 Patienten damit behandelt haben“, erwartet Sommer.
Auch an zusätzlichen Energieformen zu Kryoenergie und Wechselstrom wird derzeit geforscht. Im Zuge dessen erlebt die Elektroporation eine Neuauflage. Bei diesem bereits seit 20 Jahren bekannten Verfahren werden mit einem kurzen Stromstoß Löcher in die Zellmembranen eingebracht. Während der Kongresse des letzten Jahres wurden verschiedene Devices mit dieser Technologie vorgestellt. Daten werden die Entwicklerfirmen demnächst vorlegen.
Zenit bei der Zahl der Ablationen noch nicht erreicht
In den letzten Jahren war ein konstanter Anstieg bei der Zahl der Ablationseingriffe zu beobachten und eine Umkehr des Trends ist nicht in Sicht. Etwa 1,8 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Vorhofflimmern, von denen nur gut ein Bruchteil, nämlich 50.000 pro Jahr, abladiert werden kann. Es existieren zugleich immer mehr Daten, die den Nutzen einer im Krankheitsverlauf möglichst frühen Ablation bestätigen. Die Zahl der Patienten wird daher weiterhin steigen.“
In den großen Zentren mit wichtiger Expertise, an denen mehrere hundert Ablationen pro Jahr durchgeführt werden, sind die Wartezeiten vor allem für die komplexeren Eingriffe derzeit sehr lang. Das Angebot übersteigt deutlich die Nachfrage. Vor allem die qualitativ hochwertige Versorgung ist im Moment nicht angemessen breit verfügbar. „Auf dem sehr faszinierenden und dynamischen Feld der Vorhofflimmer-Ablation ergeben sich täglich neue Erkenntnisse und wir lernen dazu“, erklärt Sommer. „Es gibt nicht eine allgemeingültige Lösung für jeden Patienten und in den nächsten Jahren wird es vor allem die Herausforderung, sein, für jeden den richtigen Therapieansatz zu finden.“ Umso wichtiger sind erfahrene Untersucher an etablierten Standorten, die ihre Expertise über Mindestzahlen nachweisen können.
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