Berlin, Dienstag, 15. Januar 2013 – „Die Sterblichkeit bei Herzerkrankungen geht in Deutschland kontinuierlich zurück, auch alte Menschen profitieren zunehmend von den Fortschritten der modernen Kardiologie. Die kardiologische Versorgung hat bereits ein hervorragendes Niveau erreicht und wird immer besser, allerdings gibt es noch regionale kardiologische Unterschiede, an denen konsequent gearbeitet werden muss.“ So fasst Prof. Dr. Georg Ertl (Würzburg), der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), die Kernaussagen des heute in Berlin vorgestellten Deutschen Herzberichts 2011 zusammen.
Einige Detail-Ergebnisse dieser Sektoren-übergreifenden Versorgungsanalyse, die bereits zum 24. Mal durchgeführt wurde:
Die Sterbeziffer beim akuten Herzinfarkt nimmt in Deutschland konsequent ab, zwischen den Jahren 2000 und 2010 um insgesamt 15,8 Prozent bei Männern und bei Frauen um 18,4 Prozent.
Bei den Sterbeziffern bei akutem Herzinfarkt gibt es allerdings noch starke regionale Unterschiede: So versterben in Berlin jährlich 56 Menschen pro 100.000 an einem akuten Herzinfarkt, gefolgt von Schleswig-Holstein und Hessen (57), Baden-Württemberg (59), Bayern und Nordrhein-Westfalen (62). Am höchsten ist die Sterbeziffer in Sachsen (96), Brandenburg (101) und Sachsen-Anhalt (111). Prof Ertl: „Insgesamt ist allerdings festzustellen, dass sich die kardiologische Versorgungssituation in den neuen Bundesländern dem Niveau der alten Bundesländer immer mehr angleicht. Natürlich muss an einer weiteren Optimierung der Flächenversorgung in den neuen Bundesländern konsequent gearbeitet werden.“
Besonders erfreulich unter gesundheitsökonomischen Gesichtspunkten: Die Abnahme der Sterbeziffer beim akutem Herzinfarkt bedeutet keinen Anstieg bei diagnostischen und therapeutischen kardiologischen Eingriffen im Herzkatheterlabor. So gingen zwischen 2010 und 2011 in Deutschland die Anzahl die Linksherzkatheter-Untersuchungen um 3,6 Prozent und die Perkutanen Koronarinterventionen (PCI) um 3,1 Prozent zurück. „Heute werden 36 Prozent der Linksherzkatheder-Untersuchungen und 35 Prozent der PCI bei Patienten mit einem Alter zwischen 70 und 80 Jahren durchgeführt, und jeweils rund 15 Prozent bei Über-80-Jährigen. Das war noch vor kurzer Zeit kaum vorstellbar und bedeutet insbesondere für diese ältere Patientengruppe einen enormen Fortschritt und Benefit“, so Prof. Ertl.
Deutlich angestiegen ist zwischen 2010 und 2011 in Deutschland die Zahl der elektrophysiologische Untersuchungen (plus 8,5 Prozent) und Ablationen (plus 17,8 Prozent). Prof. Ertl: „Diese Entwicklungen markieren ein deutliches Plus in der kardiologischen Versorgung und sind darauf zurückzuführen, dass diese Eingriffe immer besser werden und inzwischen auch bei alten Menschen durchgeführt werden können.“
Ein weiterer für Herzpatienten sehr positiver Trend liegt darin, dass die herzchirurgische Implantation von Aortenklappen zunehmend durch die vergleichsweise schonende Katheter-gestützte Aortenklappen-Implantation (TAVI) ersetzt werden kann. Während die Anzahl der herzchirurgischen Eingriffe seit dem Jahr 2008 rückläufig ist, verzeichnen TAVI einen deutlichen Anstieg.
Zunehmend mehr Menschen in Deutschland profitieren von der modernen Herzschrittmacher- und Kardioverter-Defibrillatoren-Technologie. Wurden im Jahr 1995 in Deutschland noch 6629 Herzschrittmacher implantiert, waren es 2011 bereits 14.860, die Anzahl der implantierten Kardioverter-Defibrillatoren erhöhte sich in diesem Zeitraum von 1975 auf 10.174.
Eine Zunahme verzeichnet der aktuelle Deutsche Herzbericht in den Jahren von 2008 bis 2010 bei den Herzklappenkrankheiten um 12,4 Prozent, bei den Herzrhythmusstörungen um 10,5 Prozent und bei der Herzsuffizienz um 6,2 Prozent. Prof. Ertl: „Dabei handelt es sich allerdings wohl nicht um eine echte Zunahme beim Auftreten dieser Krankheiten. Diese Zahlen spiegeln die größere Aufmerksamkeit für diese Krankheiten wieder, zu der es gekommen ist, weil jetzt Therapiemöglichkeiten verfügbar sind, die es vor einigen Jahren noch nicht gab.“
Der Deutsche Herzbericht erlaubt es, Strukturmängel in der kardiologischen Versorgung zu erkennen und liefert entscheidende Informationen für die Planung von Strukturverbesserungen in Deutschland. Prof. Ertl: „Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie arbeitet konsequent daran, die Datenbasis des Deutschen Herzberichts kontinuierlich zu optimieren, um eine noch solidere Basis für Empfehlungen zur Verbesserung der kardiologischen Versorgungslage zu schaffen.“
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