Die rasante Entwicklung digitaler Möglichkeiten
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Statement Dr. Norbert Smetak, Tagungspräsident Kardiologie Aktuell
Neue digitale Entwicklungen eröffnen auch in der Kardiologie ganz neue Möglichkeiten bei Diagnostik und Versorgung.
Chancen und Risiken der Wearables
Am bekanntesten und häufigsten diskutiert sind sicherlich die Wearables, die es Laien ermöglichen, primär medizinische Messwerte selbst zu erheben. Die geläufigsten Wearables sind Smartwatches, Armbänder oder Brustgurte, sie existieren inzwischen aber auch in Form von Ringen, Brillen, Gürteln und sogar T-Shirts. Wearables finden ihren Nutzen im kardiologischen Bereich vor allem in der Detektion von Arrhythmien. Viele Geräte erkennen dabei zum Beispiel Vorhofflimmern recht genau, auch wenn nach der Detektion durch ein Wearable zwingend eine Abklärung per ärztlich durchgeführtem EKG erforderlich ist. Wearables sind aber potenziell in der Lage, eine diagnostische Lücke zu schließen, die das konventionelle EKG-basierte Screening hinterlässt, wie die DGK kürzlich in einem Positionspapier zu dem Thema konstatiert hat. (1)
Abgesehen von rechtlichen und abrechnungstechnischen Fragen, die bisher nicht geklärt sind, besteht beim Einsatz von Wearables das Problem, dass zum Beispiel Smart Watches gerade bei jüngeren Personen häufig falsch positive Ergebnisse liefern. Die Chancen und Risiken der Wearables diskutieren wir heute Nachmittag in einer Sitzung von Kardiologie Aktuell („Wearables/künstliche Intelligenz in der Kardiologie“, Do, 30.09., 14:30-16:00 Uhr, Saal Wien). In dieser Sitzung sind auch die Einsatzmöglichkeiten der künstlichen Intelligenz in der Herz-Kreislauf-Medizin Thema, die meiner Ansicht nach in Einzelbereichen ein hohes Potenzial ausweist, beispielsweise in der Beurteilung von EKG-Veränderungen als Marker plötzlicher Herztode oder bei der Überprüfung von Bildern auf Pathologica.
Telemedizin auf dem Vormarsch
Ein weiteres Thema der digitalen Kardiologie ist die Telemedizin, die durch einen G-BA-Beschluss weiteren Vorschub bekommen hat. Der Beschluss soll die regelhafte telemedizinische Betreuung von herzinsuffizienten Patient*innen ermöglichen, die bisher nur in Pilotprojekten oder im Rahmen von Studien stattfand. Aus diesen Projekten und Studien erhobenen Daten haben ganz eindeutig eine Senkung der Mortalität und der Häufigkeit der Krankenhauseinweisungen bei telemedizinisch betreuten Herzinsuffizient-Patient*innen nachgewiesen. Daher sieht der Beschluss vor, dass Telemedizinzentren in Zusammenarbeit mit den primär behandelnden Ärzt*innen mittels implantierter Devices oder externen Geräten wie Waagen, Blutdruckmessgeräten oder EKGs den Gesundheitsstatus der Patient*innen erfassen, Anzeichen für Dekompensationen frühzeitig zu entdecken und durch rasches Eingreifen zu verhindern. Aktuell noch ausstehend sind die Ergebnisse der Verhandlungen zwischen KBV und GKV-Spitzenverband bezüglich der Qualitätskriterien für die Zentren und der Vergütung. Der ursprünglich eingeplante Starttermin 1. Oktober kann daher voraussichtlich nicht gehalten werden.
Das Thema Telemedizin bei Herzinsuffizienz-Patient*innen haben wir heute Morgen in einer Sitzung besprochen, die Sie sich weiterhin on demand ansehen können: „Interventionelles und technisches bei Herzinsuffizienz“.
„Apps auf Rezept“
Eine weitere Digitalisierung der Patientenbetreuung ist zu erwarten. So erobern gerade sogenannte Apps auf Rezept, die DIGAs (Digitale Gesundheitsanwendungen) den Markt. Auch hier wird es sicher von kardiologischer Seite aus Entwicklungen geben. Der Bundesverband Niedergelassener Kardiologen (BNK) entwickelt beispielsweise derzeit seine CardioCoach-App weiter.
Literatur
(1) https://leitlinien.dgk.org/files/2021_positionspapier_wearable_basierte_detektion_arrhythmien_ow.pdf
(2) https://www.g-ba.de/downloads/39-261-4648/2020-12-17_MVV-RL_Telemonitoring-Herzinsuffizienz_BAnz.pdf