DGK fordert nationale Agenda „Kampf dem Herztod“
Abdruck frei nur mit Quellenhinweis
Pressetext als PDF - gegebenenfalls mit Bildmaterial
Statement Prof. Dr. Hugo A. Katus, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, 24. April 2019
Seit vielen Jahren sehen wir sowohl in den Daten des statistischen Bundesamtes als auch in den von uns für den deutschen Herzbericht erhobenen Zahlen hohe Mortalitäts- und Morbiditätsraten bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Allein 2017 mussten mehr als 1,7 Millionen Menschen wegen einer Herzerkrankung stationär in deutschen Krankenhäusern behandelt werden. 2016 starben über 207.000 Patienten in Deutschland an einer kardiologischen Erkrankung. Damit nehmen die Erkrankungen am Herzen den traurigen Spitzenplatz in der Statistik der häufigsten Todesursachen ein.
Das ist ein untragbarer Zustand. Dennoch sind gesundheitspolitische Strategien zur Vermeidung des Herztodes als drängendes Problem von der Regierungskoalition nicht formuliert worden, ebenso wenig wie die Förderung der Forschung auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dies ist ein störendes Missverhältnis zwischen der Bedeutung der Herzerkrankungen für die Bevölkerung und den politischen Anstrengungen, um hier Abhilfe zu schaffen.
Wir als Anwälte der vielen Menschen, die an Herzerkrankungen leiden, halten eine verstärkte Initiative gegen den Herztod für dringend geboten.
Ein großes und verbreitetes Missverständnis besteht darin, dass Herzerkrankungen allein durch die Behandlung von Risikofaktoren und einen gesunden Lebensstil vermieden werden können. Herzerkrankungen treten bei vielen Menschen auf, die sehr gesund leben und keine nennenswerten Risikofaktoren haben, einfach weil – ähnlich wie bei Tumorleiden – auch genetische Veranlagungen für die Entstehung von Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems verantwortlich sind. Es wäre zu kurz gegriffen, kardiologische Erkrankungen stets auf einen ungesunden Lebensstil zurückzuführen.
Es geht uns darum, ins Bewusstsein der Bevölkerung und der Politiker zu rücken, dass Herzerkrankungen nicht nur extrem häufig sind und langes Leiden verursachen, sondern häufig einen vermeidbaren vorzeitigen Tod verursachen. Wir brauchen dringend mehr Förderung fundierter Forschung und bessere Strukturen, um die Forschungsergebnisse in den klinischen Alltag zu transportieren. Nur so können wir unsere Patienten optimal nach neuesten Erkenntnissen behandeln.
Die Initiative „Dekade gegen Krebs“, die von der Bundesregierung auf den Weg gebracht wurde, ist aus unserer Sicht ein ganz besonders gelungenes Beispiel dafür, wie man vorgehen muss, um bedrohliche Volkskrankheiten zu bekämpfen. Wir wollen daher die Herzen der Politiker und aller Menschen in Deutschland dafür gewinnen, eine solche Initiative auch für die Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf den Weg zu bringen, die noch mehr Menschenleben fordern als alle Tumorerkrankungen zusammen.