Funktioneller Status und Lebensqualität nach Perkutaner Mitralklappenrekonstruktion: Eine prospektive Kohortenstudie mit einer systematischen Übersichtsdarstellung
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Dr. Christos Iliadis, Köln
Hintergrund: Der chirurgische Mitralklappenersatz beziehungsweise die chirurgische Mitralklappenrekonstruktion ist die Therapie der Wahl bei symptomatischen Patienten mit signifikanter Mitralklappeninsuffizienz. Allerdings wird ungefähr die Hälfte der Patienten aufgrund eines hohen operativen Risikos nicht operiert. Die perkutane Mitralklappenrekonstruktion mittels MitraClip hat sich in den letzten Jahren als eine alternative Option für inoperable Patienten oder Patienten mit hohem operativen Risiko etabliert und ist mit Abstand die am häufigsten applizierte Katheter-basierte Methode zur Mitralklappenrekonstruktion. Der Effekt der perkutanen Mitraklappenrekonstruktion mit dem MitraClip System auf die Funktionalität und Parameter der Lebensqualität der Patienten ist bislang nicht gut untersucht und quantifiziert worden.
Methoden: Wir kombinierten Daten aus unserer prospektiven monozentrischen Kohortenstudie (N=215) mit Daten aus einer systematischen Literaturrecherche (Pubmed Suchbegriff “mitraclip”, bis 30.04.2016). Konsekutive Patienten unserer Klinik, die von Mai 2014 bis Juni 2016 mit MitraClip behandelt wurden und einer Registererhebung zugestimmt haben, wurden in diese prospektive Studie eingeschlossen. Alle Patienten waren unter optimaler medikamentöser Therapie, hatten eine Indikation zur Therapie der Mitralklappeninsuffizienz nach den aktuellen Leitlinien und wurden nach Diskussion in der interdisziplinären Herzkonferenz zum MitraClip ausgewählt. Die Funktionsparameter wurden vor MitraClip und während der Nachsorgeuntersuchung ca. 6 Wochen nach MitraClip erhoben.
Die systematische Literaturrecherche schloss alle prospektiven und retrospektiven Studien ein, die die Mortalität nach Entlassung als minimalen klinischen Verlaufsparameter angegeben haben. Wir analysierten den Effekt auf alle angegebenen Funktionsparameter wie New York Heart Association (NYHA) Klasse, Gesundheits-bezogene Lebensqualität erhoben über Medical Outcomes Study Short Form (SF)-12/36 Score, 6-Minuten-Geh-Strecke (6MGT), EuroQol-5D und die Herzinsuffizienz-bezogene Symptomatik erhoben mit Minnesota Living with Heart Failure questionnaire (MLWHFQ) (angegeben wurde jeweils der Mittelwert der Veränderung nach MitraClip Behandlung).
Ergebnisse: 36 Beobachtungsstudien und 1 randomisierte kontrollierte Studie wurden neben unserer Kohortenstudie identifiziert. Es wurde eine statistisch signifikante Heterogenität der Effektgrößen aller Funktionsparameter zwischen den Studien beobachtet, so dass wir keine gepoolten Summenergebnisse präsentieren. Die Qualität der Studien wurde als unbefriedigend beurteilt in Bezug auf die Auswahl der Vergleichsgruppen (97,4% inadäquat) und die Erhebungsmethodik der Funktionsparameter (86,8% inadäquat). Alle Studien berichteten eine Verbesserung der mittleren NYHA Klasse (0,5 bis 1,9 Klassen), des mittleren Short-Form (SF)-12/36 Scores (4,4 bis 9,2 für die körperliche Komponente, 2,6 bis 8,9 für die psychische Komponente), der mittleren 6MGT (2 bis 336 Meter) und des mittleren MLWHFQ Scores (-7 bis -18 Punkte). Eine klinisch relevante Verbesserung der NYHA Klasse wurde in 20 von 29 Studien berichtet, des SF 12/36 in allen von 7 Studien, des 6MGT in 9 von 15 Studien und des MLWHFQ in allen von 8 Studien.
Fazit: Die Therapie mit dem MitraClip bietet eine klinisch relevante Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit, der körperlichen und psychischen Funktionalität und der krankheitsspezifischen Lebensqualität. Allerdings sind weitere Studien mit adäquater Vergleichsgruppe und höherer methodischer Qualität notwendig, um die Heterogenität der Ergebnisse besser zu erklären und um Patienten fundiert eine individuelle Therapieempfehlung geben zu können.
Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 10.000 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org