Haben Raucher nach ST-Hebungsinfarkt eine bessere Prognose? Neue Einblicke durch das Herz-MRT
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Dr. Sebastian Johannes Reinstadler, Innsbruck
Priv.-Doz. Dr. Ingo Eitel, Lübeck
Rauchen ist ein Hauptrisikofaktor für die Entstehung und das Fortschreiten von Herzkreislauferkrankungen wie zum Beispiel dem akuten Herzinfarkt. Interessanterweise gibt es Hinweise, dass Raucher die einen akuten Herzinfarkt erleiden im Vergleich zu Nichtrauchern einen Überlebensvorteil haben könnten. Diese Beobachtung wird in der Literatur auch als das „Raucher-Paradoxon“ bezeichnet.
Die kardiale Magnetresonanztomografie (MRT) stellt mittlerweile die optimale nicht-invasive Methode dar, um prognostisch relevante Parameter wie das Ausmaß des geretteten Myokards („myokardialer salvage“), sowie die Ausprägung des Myokardschadens/Infarktgröße darzustellen (Abbildung 1). Eine Hypothese besagt, dass Raucher möglichweise einen besseren „myokardialen salvage“, sowie einen geringeren Myokardschaden aufweisen und deshalb eine besseres Überleben haben. Allerdings wurde dieser mögliche Zusammenhang nur in sehr kleinen, monozentrischen Studien untersucht. Des Weiteren haben diese Studien lediglich Surrogatmarker und nicht den derzeitigen Goldstandard, die kardiale MRT, für die Bestimmung des „myokardialen salvage“ und der Infarktgröße herangezogen. In dieser multizentrischen Studie haben wird daher erstmals untersucht, ob es Unterschiede in der mittels kardialen MRT bestimmten Infarktschädigung (Infarktgröße, mikrovaskuläre Obstruktion), sowie dem „myokardialen salvage“ zwischen Rauchern und Nichtrauchern gibt.
Es wurden 727 Patienten mit akutem ST-Hebungsinfarkt eingeschlossen. Davon waren 339 (46.6%) bei Einschluss aktive Raucher. Die Gruppe der Raucher war im Vergleich zur Gruppe der Nichtraucher signifikant jünger und hatte eine geringere Prävalenz von zusätzlichen Risikofaktoren, wie Bluthochdruck und Diabetes. Hinsichtlich des „myokardialen salvage“ als auch des Myokardschadens (Infarktgröße und mikrovaskuläre Obstruktion) konnten jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen Rauchern und Nichtrauchern festgestellt werden. Des Weiteren hatten Nichtraucher zwar eine höhere Rate an Todesfällen, erneuten Herzinfarkten und neu aufgetretener Herzinsuffizienz nach 12 Monaten, allerdings war dieser Zusammenhang nach Adjustierung von anderen Risikofaktoren (z.B. Alter) nicht mehr gegeben (Abbildung 2).
Zusammenfassend zeigt unsere multizentrische Studie erstmals, dass der Raucherstatus bei Patienten mit ST-Hebungsinfarkt keinen Zusammenhang mit der mittels MRT-bestimmter Myokardschädigung aufweist. Auch hatten Raucher nach Adjustierung um andere Risikofaktoren keinen Überlebensvorteil, sodass unsere Ergebnisse gegen die Existenz eines „Raucher-Paradoxons“ sprechen.
Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 9500 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org