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Trends der Herzschrittmacherimplantation in Deutschland: Eine Analyse von 430.416 Implantationen

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Prof. Dr. Bernd Nowak, Frankfurt am Main

In Deutschlands Krankenhäusern werden derzeit jährlich mehr als 70.000 primäre Herzschrittmacherimplantationen durchgeführt. Die Implantationen werden über die externe verpflichtende Qualitätskontrolle erfasst. Diese Daten erlauben, neben der Qualitätskontrolle, eine Analyse der Entwicklungen in der Schrittmachertherapie über mehrere Jahre durchzuführen. Hierdurch können etwaige Probleme und Fehlentwicklungen erkannt werden.

Die Datenbank der Qualitätskontrolle in Deutschland wurde hierfür retrospektiv für die Jahre 2007 – 2012 für die stationäre primäre Schrittmacherimplantation ausgewertet (Modul 9/1). Es wurden die im Rahmen der Qualitätssicherung dokumentierten, prozedurale Parameter und die Häufigkeit der intrahospitalen Komplikationen analysiert.

Die einzelnen Parameter der jeweiligen Erfassungsjahre sind in der Tabelle wiedergegeben. Insgesamt wurden in den sechs untersuchten Jahren in Deutschland 430.416 Herzschrittmacherimplantationen in 1.226 Kliniken dokumentiert. Die jährliche Zahl der Implantationen hat dabei kontinuierlich zugenommen. Auch das mittlere Patientenalter steigt, parallel zur demographischen Entwicklung, von Jahr zu Jahr in geringem Ausmaß an. Bei den Schrittmacherindikationen ist die Indikation „Vorhofflimmern + AV-Block“ rückläufig. Die Implantation physiologischer Zweikammersysteme hat dem gegenüber überproportional zugenommen, so dass hier von einer verbesserten Versorgungsqualität ausgegangen werden kann. Die Platzierung der Elektroden über die freigelegt V. cephalica ist in den untersuchten Jahren kontinuierlich rückläufig. Als alternativer Zugang wird daher die Punktion der V. subclavia immer häufiger durchgeführt. Da für die Subclaviapunktion ein erhöhtes Komplikationsrisiko nachgewiesen wurde, ist diese Entwicklung bedenklich. Bei der Analyse der prozeduralen Parameter sind die Ergebnisse stabil, die Operationsdauer hat sich insgesamt leicht verkürzt.

Sowohl chirurgische Frühkomplikationen, als auch frühe Dislokationen der Vorhof- und Ventrikelelektroden, zeigen eine abnehmende Tendenz. Ob dies durch eine größere Expertise der Operateure, besseres Material, oder durch eine Kombination aus beidem bedingt ist, bleibt offen. Da die Qualitätssicherung noch keine Langzeitdaten erfasst, sind Aussagen zur Komplikationshäufigkeit im Verlauf nicht möglich.

 

2007 2008 2009 2010 2011 2012
Implantationen 66.086 67.689 70.928 73.778 75.702 76.233
Alter (J) 75,5±

10,6

75,7± 10,5 75,9± 10,4 76,1± 10,4 76,1± 10,4 76,2± 10,3
Indikation AV-Block (%) 37,4 37,8 37,8 38,7 38,9 40
Indikation Vorhofflimmern + AV-Block (%) 20,9 19,6 19,3 18,6 17,9 17,7
Indikation Sinusknotensyndrom (%) 34,5 36,2 37,3 36,9 37,5 37,1
1-Kammersysteme (%) 29,8 28,2 26,6 24,9 23,5 22,6
2-Kammersysteme (%) 68,7 70,8 72,2 73,7 75 75,6
CRT-P Systeme(%) 1 0,7 0,4 0,4 0,5 0,5
OP Dauer (Min) 55,2± 30,2 55,0± 28,4 54,7± 28,2 54,7± 28,7 54,6± 28,6 54,4± 28,1
Zugang V. cephalica (%) 40,1 38,5 37,5 35,9 34,9 34,1
Chir. Frühkomplikationen (%) 1,09 0,97 0,95 0,95 0,97 0,99
Dislokation Ventrikelelektrode (%) 1,2 1,08 1 0,79 0,73 0,78
Dislokation Vorhofelektrode (%) 1,64 1,5 1,33 1,07 0,99 0,9

 

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