Typ-II-Diabetiker mit Bluthochdruck: Hohe Messwerte in Arztpraxen häufig bagatellisiert und unterbehandelt
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London/Bad Nauheim/Dortmund, 1. September 2015 – Das Herz-Kreislauf-Risiko von Typ-II-Diabetiker mit Bluthochdruck wird nach Blutdruckmessungen bei niedergelassenen Allgemeinmedizinern und Internisten sehr oft unterschätzt, außerdem wird Bluthochdruck häufig unterbehandelt. In den Praxen wurde bei nur elf Prozent von 919 Untersuchungspersonen das 10-Jahres-Risiko als sehr hoch klassifiziert. Eine nachträgliche unabhängige Analyse des 10-Jahres Risikos gemäß den geltenden Leitlinien der europäischen Fachgesellschaften ergab jedoch ein sehr hohes Risiko bei 97 Prozent der untersuchten Patienten. Das zeigt die Auswertung der Daten aus dem deutschen T2TARGET Register, in das 919 Typ-II-Diabetiker mit behandeltem arteriellem Bluthochdruck eingeschlossen wurden. Die Studie wurde auf dem Kongress der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft (ESC) in London vorgestellt.
Obwohl in der Gesamtgruppe 784 Patienten gemäß ABDM (Ambulantes 24-Stunden Blutdruck-Monitoring)-Profil einen nicht kontrollierten Bluthochdruck aufwiesen, wurde bei nur 59 Prozent der Patienten eine Therapie-Steigerung vorgenommen, berichtet Studien-Erstautor Prof. Dr. Thomas Mengden (Bad Nauheim).
Eine leitliniengerechte Anti-Bluthochdruck-Therapie mit dem Ziel einer Blutdrucknormalisierung kann das sehr hohe kardiovaskuläre Risiko von Hypertonikern mit Typ-II-Diabetes deutlich reduzieren. Die Leitlinien der Fachgesellschaften empfehlen die Durchführung einer ambulanten 24-Stunden-Blutdruckmessung zur Therapiekontrolle. Die prognostische Aussagekraft so einer Blutdruckmessung ist der Praxis-Blutdruckmessung deutlich überlegen, da nur mit der Langzeit-Blutdruckmessung Weißkittel-Effekte, eine versteckte Hypertonie oder eine isolierte nächtliche Hypertonie ausgeschlossen bzw. diagnostiziert werden können.
Prof. Mengden: „Mittels Langzeit-Blutdruckmessung konnte unter Praxisbedingungen im Rahmen unserer Registerstudie ein hoher Prozentsatz von unkontrollierten Hypertonikern mit Typ-II-Diabetes identifiziert werden. 15 Prozent hatten eine isolierte nächtliche Hypertonie, 14 Prozent eine Praxisnormotonie („masked treated hypertension“) und acht Prozent eine Praxishypertonie – Diagnosen, die nur durch die ABDM gesichert werden können.“
Die Zielbereiche für Hypertoniker mit Typ-II-Diabetes orientieren sich immer noch an der Praxis-Blutdruckmessung, die aufgrund verschiedener Limitationen eine nur eingeschränkte prognostische Bedeutung hat, so Prof. Mengden: „Es gibt bislang noch keine Empfehlungen welchem ABDM-Wert der Zielwert <140/85 mmHg Praxisblutdruck entspricht. Aus diesem Grunde werden wir in dem T2TARGET Register für die Praxisblutdruckwerte entsprechende Äquivalenzwerte für die Langzeit-Blutdruckmessung berechnen. Dies sollte es den hypertensiologisch tätigen Ärzten ermöglichen, ihre therapeutischen Ziele auch mittels Langzeit-Blutdruckmessung zu überprüfen. Des Weiteren schließt sich an die aktuelle Studie eine Langzeitbeobachtung unseres Registers an, um das errechnete kardiovaskuläre Risiko mit den tatsächlichen Ereignisraten zu vergleichen.“
Quelle: ESC 2015 Abstract Classification of blood pressure by office and ambulatory readings in hypertensive type 2 diabetic patients- results of the German T2Target registry in primary care; T. Mengden, U. Ligges, P. Bramlage, W. Sehnert
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