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Neue Studie: In-vitro-Fertilisation ist neuer Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Krankheiten

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London/Bern/Berlin, 1. September 2015 – Neuere Studien liefern Hinweise darauf, dass In-vitro-Fertilisation ein neuer wichtiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf- und Stoffwechsel-Erkrankungen sein könnte. Das berichtete Dr. Emrush Rexhaj (Inselspital Bern) auf dem Kongress der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft (ESC) in London. Eine kürzlich publizierte Studie über „Retortenbabies“ zeigte eine ausgeprägte generalisierte Funktionsstörung der Gefäße und eine deutlich erhöhte Gefäßwanddicke (Intima-Media Dicke, IMT) der Halsschlagader im Vergleich zu Kontrollkindern. Im Gegensatz dazu war die Gefäß-Funktion zum Beispiel der Eltern dieser IVF-Kinder und bei natürlich gezeugten Geschwistern der IVF-Kinder normal. Dr. Rexhaj: „Das erlaubt den Schluss, dass IVF per se die Funktionsstörung der Gefäße verursacht.“ Die Funktionsstörung der Gefäße zusammen mit der erhöhten IMT entsprach bereits dem ersten Stadium einer vorzeitigen Arteriosklerose.

Als erste Folge der arteriellen Funktionsstörung der Gefäße manifestiert sich bei IVF-Kindern bereits in jungen Jahren ein erhöhter Blutdruck im Vergleich zu Kontrollgruppen, sagt Dr. Rexhaj: „In unserer 5-Jahre Folge-Studie bestand bei IVF-Kindern die Funktionsstörung der Gefäße weiter, und 24h-Blutdruckmessungen zeigten signifikant erhöhte systolische und diastolische Blutdruckwerte. Diese Daten sprechen für eine wahrscheinliche Zunahme der Häufigkeit von arteriellem Bluthochdruck in der IVF-Population bereits in jungen Jahren.“

Zusammengefasst zeigen die vorliegenden Daten, dass beim Menschen und im Tiermodell IVF per se zu vorzeitiger Gefäßalterung und arteriellem Bluthochdruck führt. Im Mausmodell ist ein sogenannter epigenetischer Mechanismus für diese Veränderungen verantwortlich, erklärt Dr. Rexhaj. Epigenetik befasst sich mit der Vererbung von nicht genetisch festgelegten Eigenschaften. Männliche IVF-Mäuse vererben zum Beispiel die Funktionsstörung der Gefäße an die nächste Generation. Ein Zusammenhang zwischen schädlichen Einflüssen während der Foetalzeit und einer erhöhten Häufigkeit von kardiovaskulären und metabolischen Erkrankungen im späteren Leben konnte bereits vielfach gezeigt werden, so Dr. Rexhaj. IVF umfasst die Manipulation des frühen Embryos in einer möglicher Weise besonders empfindlichen Phase: „Ein ähnlicher Mechanismus wird bei IVF-Kindern angenommen.“

„Die IVF-Population ist noch sehr jung, vorzeitige kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität tritt normalerweise ab dem fünften Lebensjahrzehnt auf. Es werden deshalb weitere 20 bis 30 Jahre vergehen, ehe sich genaue Zahlen zu den IVF-induzierten kardiovaskulären Endpunkten herauskristallisieren werden“, so Dr. Rexhaj. „Das bedeutet, dass die pränatale Anamnese integraler Bestandteil jeder Anamnese sein und bei der Implementation von kardiovaskulärer Prävention und/oder der Behandlung kardiovaskulärer Krankheiten Berücksichtigung finden sollte.“

Die weltweite Infertilitäts-Häufigkeit wird konstant auf etwa neun Prozent geschätzt. Bereits heute werden in westlichen Ländern zwei bis fünf Prozent aller Geburten mit Hilfe von IVF ermöglicht. „Diese neuen Daten machen deutlich, dass sich hier mittelfristig wohl ein Faktor entwickelt, der künftig einen relevanten Einfluss auf die Herz-Kreislaufmorbidität haben wird und daher in der Versorgungsplanung berücksichtigt werden sollte“, so der Pressesprecher der DGK Prof. Eckart Fleck (Berlin).

Quelle: ESC 2015 Abstract Assisted reproductive technologies-induced premature vascular ageing persists and evolves into arterial hypertension in adolescents; E. Rexhaj, R. Von Arx, D. Cerny, R. Soria, E. Bouillet, C. Sartori, U. Scherrer, SF. Rimoldi

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