Erhöhte Inzidenz von obstruierenden Thrombosen bei Schweineklappenprothesen in Aortenklappenposition
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Dr. Nikolaus Jander, Freiburg
Bisher gibt es nur wenig Information über die Inzidenz einer Beeinträchtigung der Prothesenfunktion bei Bioprothesen durch eine Thrombosierung. Nachdem wir einzelne Fälle beobachtet hatten, haben wir systematisch die Daten aller Patienten analysiert, die von 2007 bis 2012 eine Bioprothese in Aortenklappenposition in unsrem Zentrum bekommen haben.
Wir identifizierten 1751 Patienten (im Mittel 75 Jahre), die eine Bioprothese in Aortenposition bekommen hatten, 29% in Kombination mit einer Bypassoperation. 1003 Patienten erhielten eine Rinderperikardklappe, 748 eine Schweineklappe, es wurden 6 Klappentypen verwendet (2 Schweineklappen-, 4 Rinderperikardklappentypen). 16 Patienten entwickelten eine obstruierende Thrombosierung, die im Schnitt 354 Tage nach der Operation entdeckt wurde. Alle diese Patienten hatten eine Schweineklappe erhalten. Die Inzidenz betrug für beide verwendeten Schweineklappenklappentypen 2%. Die Diagnose erfolgte in allen Fällen durch den echokardiographischen Verlauf der Flussparameter im linksventrikulären Ausflusstrakt und über der Klappenprothese im Verlauf. Der mittlere Druckgradient über der Prothese stieg von im Mittel 22 mmHg postoperativ auf 53 mmHg. Bei 8/11 konnte die Diagnose durch die transösophageale Echokardiographie bestätigt werden. Bei 6 jüngeren Fällen kam die hochauflösende Computertomographie zum Einsatz, die den morphologischen Befund am besten zur Darstellung bringt (Abbildung 1Aund B). Zwei instabile Patienten mussten reoperiert werden. Die Histologie zeigte hierbei eine chronische Thrombose. Alle übrigen 14 Patienten konnten durch eine dreimonatige Behandlung mit einer oralen Antikoagulation erfolgreich therapiert werden, so dass der mittlere Druckgradient nach Therapie wieder auf den Ausgangswert (im Mittel 22 mmHg) zurückging.
Zusammenfassung: Wir berichten hier erstmals über eine relativ hohe Inzidenz von 2% von obstruierenden Thrombosen im frühen Verlauf nach Bioklappenersatz mit Schweineklappen in Aortenposition. Diese Komplikation verdient größere Aufmerksamkeit, da ein Großteil der betroffenen Patienten erfolgreich durch eine orale Antikoagulation therapiert werden kann.
Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 8500 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org