Grafenberger Allee 100
40237 Düsseldorf
Tel.: + 49 211 600692-0
Fax: + 49 211 600692-10
info@dgk.org

Erstmals medikamentöser Therapie-Erfolg: Diastolische Herzmuskelschwäche lässt sich doch beeinflussen

Abdruck frei nur mit Quellenhinweis
Pressetext als PDF - gegebenenfalls mit Bildmaterial

Vom 23. – 26. April 2014 findet in Mannheim die 80. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) statt. 

Mannheim, Donnerstag, 24. April 2014 – Erstmals wurde bei Patienten mit einer besonderen Form der Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) mittels medikamentöser Behandlung ein Therapie-Erfolg erzielt. Die sogenannte diastolische Herzinsuffizienz spricht auf die üblichen Therapien der Herzinsuffizienz nicht an. Mit der Substanz Spironolacton konnte jedoch im Rahmen einer Studie bei Menschen, die von dieser häufigen Erkrankung betroffen sind, eine Verbesserung der Funktion des Herzmuskels erreicht werden. Das berichtete Prof. Burkert Pieske (Medizinische Universität Graz) bei einer Pressekonferenz anlässlich der 80. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK). Im Congress Center Rosengarten Mannheim werden vom 23. bis 26. April mehr als 8.500 Kardiologen aus 25 Ländern erwartet.

Diastolische Herzinsuffizienz häufig verkannt

„Bei der diastolischen Herzinsuffizienz treten die typischen Symptome einer Herzschwäche auf, obwohl die Pumpkraft des Herzmuskels erhalten ist. Die Ursache der Beschwerden wurde lange Zeit verkannt, dass es sich in der Regel um ältere Patienten handelt, die oft auch Begleitkrankheiten wie Diabetes mellitus haben“, sagt Prof. Pieske. Inzwischen ist allerdings bekannt, warum diese Menschen unter Leistungsschwäche, Kurzatmigkeit, Herzrhythmusstörungen, Schwellungen der Beine und insgesamt unter einer schlechten Lebensqualität leiden: „Aufgrund verbesserter Bildgebung können wir mittlerweile nachweisen, dass in solchen Fällen oft eine diastolische Füllungsstörung des Herzmuskels vorliegt“, so Prof. Pieske. „Die Betroffenen haben einen verdickten, steifen Herzmuskel, der nicht richtig erschlaffen und sich dadurch auch nicht richtig füllen kann. Die Muskelkraft des Herzens ist also normal, nur füllt sich das Herz vor jedem Schlag aufgrund der Steifigkeit nicht richtig.“

Neue Studiendaten: ALDO DHF und TOPCAT

Obwohl die diastolische Herzinsuffizienz heute diagnostiziert werden kann, gibt es bislang keine wirksame Behandlung. Die in der Therapie der systolischen Herzinsuffizienz wirksamen Substanzen (ACE-Hemmer, AT1-Rezeptorblocker, Beta-Blocker) haben sich bei der diastolischen HI als wirkungslos erwiesen. Diese Situation könnte sich jetzt etwas verbessern: Im Rahmen der multizentrischen, prospektiven, randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Studie Aldo-DHF (1) wurde das seit vielen Jahren im Einsatz befindliche Medikament Spironolacton erstmals bei Patienten mit diastolischer Herzinsuffizienz untersucht. Hintergrund waren tierexperimentelle Arbeiten, die gezeigt haben, dass die für die diastolische Herzinsuffizienz typischen Veränderungen des Herzmuskels (Hypertrophie und Fibrose) durch Spironolacton beeinflusst werden können.

Die Studie mit einem Jahr Beobachtungszeit zeigte eine Verbesserung der diastolischen Herzmuskelfunktion, eine Abnahme der Hypertrophie und laborchemischer Marker für Herzinsuffizienz (NTproBNP), die jedoch nicht von einer Besserung der Symptome oder der Leistungsfähigkeit begleitet war. Die Frage ist nun, was dieses Ergebnis bedeutet. „Die Wirkung ist zweifellos positiv zu bewerten, weil es zu einer Verbesserung von Herzmuskelstruktur und Funktion kam“, sagt Prof. Pieske. „Wir nennen das ‚reverse remodelling‘ und hoffen, dass sich die Erkrankung auf diesem Weg nachhaltig stabilisieren lässt und dass sich diese Verbesserung langfristig in einer Abnahme von Krankenhausaufenthalten und Lebensverlängerung niederschlägt.“ Allerdings zeigte die eben veröffentlichte größere Phase III Studie TOPCAT (2), dass kurzfristig offenbar vor allem Patienten mit diastolischer Herzinsuffizienz in einem fortgeschrittenen Stadium (also mit einer deutlich eingeschränkten Prognose) von einer Behandlung mit Spironolacton auch im Hinblick auf Hospitalisierung und Prognose profitieren könnten. 

(1)          Edelmann F et al. Effect of Spironolactone on Diastolic Function and Exercise Capacity in Patients With Heart Failure With Preserved Ejection Fraction, The Aldo-DHF Randomized Controlled Trial. JAMA. 2013;309(8):781-791

(2)          Pitt B et al., Spironolactone for Heart Failure with Preserved Ejection Fraction. N Engl J Med 2014; 370:1383-1392

 

Informationen:

Deutsche Gesellschaft für Kardiologie

Pressesprecher: Prof. Dr. Eckart Fleck (Berlin)

Pressebüro während des Kongresses: 0621 4106-5005; 0621 4106-5002

Pressestelle: Kerstin Krug, Düsseldorf, Tel.: 0211 600692-43, presse@dgk.org

B&K Kommunikation, Roland Bettschart, Dr. Birgit Kofler, Berlin/Wien, Tel.: 030 700159676; Tel.: +43 1 31943780; kofler@bkkommunikation.com 

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit über 8500 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter www.dgk.org.