Carotisstenting im klinischen Alltag: Erste Ergebnisse des multi-diszipliniären GECAS-Registers
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Dr. Nicolas Werner, et al., Ludwigshafen am Rhein
Einleitung:
Hochgradige Carotisstenosen gelten als einer der Hauptrisikofaktoren für cerebrale Ischämien und sind für ca. 20% aller Schlaganfälle verantwortlich. Trotz der Ergebnisse mehrerer randomisierter Studien (RCTs) zum Vergleich der Carotis-Endarterektomie (CEA) und dem Carotisstenten (CAS) ist die effektivste und sicherste Therapie von symptomatischen und asymptomatischen Carotisstenosen bis heute nicht zweifelsfrei geklärt und weiterhin Gegenstand lebhafter wissenschaftlicher Diskussion. Aktuelle Leitlinien empfehlen die CAS als eine vergleichbare Alternative zur CEA, wenn diese von erfahrenen Interventionalisten bei symptomatischen Carotisstenosen mit einer Stenosierung der Gesamtlumens von > 70% durchgeführt wird (Klasse 1B-Empfehlung) (1, 2). Der Nutzen des CAS von asymptomatischen Carotisstenosen (> 70%) ist verglichen mit der CEA bzw. einer bestmöglichen medikamentösen Monotherapie derzeit noch unklar und Bestandteil aktuell laufender Studien (SPACE-2-Studie). Bei asymptomatischen Patienten mit hochgradigen Carotisstenosen empfiehlt die Leitlinie zur Zeit eine genaue Analyse der individuellen Patientensituation (Komorbiditäten, Lebenserwartung, individuelle Risikofaktoren des Patienten) vor Durchführung einer CAS-Prozedur (Klasse 1C-Empfehlung) (1, 2).
Insbesondere bei Therapieverfahren wie dem CAS, dessen Nutzen und Risiko bei unterschiedlichen Indikationen bisher nicht vollständig geklärt werden konnte, sind multizentrische, klinische Register von großer Relevanz um Aussagen über die aktuelle Versorgungsrealität und das Outcome der behandelten Patienten zu treffen. In Ergänzung stellen sie eine Möglichkeit zur Qualitätssicherung dar (benchmarking zwischen Kliniken) und können insbesondere wichtige Informationen über den Langzeitverlauf behandelter Patienten liefern (follow up).
Insgesamt gibt es nur wenige aktuelle Daten zu Indikationen, Interventionscharakteristika und dem Outcome von Patienten nach CAS im klinischen Alltag.
Methoden:
Wir analysierten daher aktuelle Daten des prospektiven, multizentrischen GECAS-Registers, das seit 01/2011 besteht und ein Zusammenschluss des CAS-Registers der ALKK (Arbeitsgemeinschaft Leitende Kardiologische Krankenhausärzte) und des PRO-CAS-Registers der BAQ (Bayrische Arbeitsgemeinschaft für Qualitätssicherung in der stationären Versorgung) darstellt. Aus beiden Registern wurden bereits zahlreiche Analysen durchgeführt und publiziert (3-13). Für künftige Analysen werden neue Daten des Registers mit dem Gesamtdatenbestand der Studie aus den vorherigen Registern in Beziehung gesetzt und jedem Zentrum im Abstand von 6 Monaten mitgeteilt. Das Register ist eine sogenannte „all-comers“-Studie, in die konsekutiv alle Patienten der teilnehmenden Zentren eingeschlossen werden, die relevante Carotisstenosen (>70%) aufweisen und für eine CAS-Prozedur vorgesehen sind. Die Teilnahme am GECAS-Register ist frei wählbar und steht allen universitären wie nicht-universitären Kliniken, sowie allen Fachrichtungen (Kardiologen, Angiologen, Radiologen, Gefäßchirurgen, …) offen (bei Interesse wenden Sie sich bitte an Dr. Matthias Hochadel, Institut für Herzinfarktforschung, email: Hochadel@herzinfarktforschung.de). Zusätzlich zur statistischen Auswertung der Gesamtdaten wurden in der vorliegenden Arbeit symptomatische und asymptomatische Carotisstenosen getrennt voneinander betrachtet.
Resultate:
Im Zeitraum von 1/2011 bis 10/2012 wurden 1188 CAS-Prozeduren an 1128 Patienten an 51 Kliniken durchgeführt und im Register erfasst. Im Jahr 2011 betrug die mittlere Einschlussrate pro Klinik 22,1 Patienten (Spannbreite 1-155/Jahr). Das mittlere Alter der Patienten betrug 70,7±8,8 Jahre, 73,7% der Patienten waren Männer. Eine symptomatische Carotisstenose lag bei 25,4% der Patienten vor und ein Protektionssystem wurde bei 92,3% verwendet. Die mittlere Zeitdauer der Intervention betrug 40,7±22,2 Minuten und ein Stent wurde bei 98,2% der CAS Prozeduren implantiert. Der kombinierte Endpunkt „intrahospitaler Tod oder stroke“ trat bei 2,3% der CAS-behandelten Patienten auf, einen Schlaganfall entwickelten insgesamt 1,9% der CAS-Patienten.
Zusammenfassung:
Im aktuellen klinischen Alltag des CAS werden ¾ der Interventionen bei asymptomatischen Stenosen durchgeführt. Die klinische Ereignisrate für Tod oder Schlaganfall ist niedrig und unterscheidet sich nicht signifikant zwischen symptomatischen und asymptomatischen Patienten. Die vorliegenden, aktuellen Daten untermauern die Sicherheit des CAS bei Anwendung der Methode im klinischen Alltag
LITERATURVERZEICHNIS:
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