ST-Hebungsinfarkte mit der schuldigen Läsion im Bereich der Arteria Circumflexa sind mit längeren Ischämiezeiten bei Primär PCI assoziiert
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Dr. Jakob Dörler et al., Innsbruck
Eine rasche und vollständige Reperfusion ist primäres Ziel in der Therapie des akuten ST-Hebungsinfarktes. Je kürzer der Zeitverlust bis zur Therapie desto deutlicher profitieren die Patienten von der Reperfusion, und desto besser sind Kurz- und Langzeitprognose nach einem akuten Myokardinfarkt. Das 12-Kanal EKG ist neben der Anamnese das zweite wichtige Kriterium zur Diagnose eines ST-Hebungsinfarktes. In der Diagnostik von Verschlüssen der rechten Kranzarterie (RCA) sowie des Ramus interventrikularis anterior (LAD) weist das EKG eine hohe, in der Diagnostik von ST-Hebungsinfarkten basierend auf Verschlüssen der Arteria Circumflexa (CX) eine vergleichbar niedrige Sensitivität auf. Eine frühe Diagnose ist jedoch entscheidend für eine rasche und optimierte Reperfusion mittels Koronarintervention (Primär-PCI). Darüber hinaus sind ST-Hebungsinfarkte mit der CX als infarktbezogenes Gefäß in den aktuellen Studien weniger häufig als jene im Versorgungsgebiet der RCA oder der LAD, und die Datenlage für CX bedingte ST-Hebungsinfarkte limitiert.
Die vorliegende Analyse hatte daher zum Ziel die Patientencharakteristika und den Therapieerfolg in Abhängigkeit vom betroffenen Gefäß bei Patienten mit ST-Hebungsinfarkt und Primär-PCI zu untersuchen.
Zu diesem Zweck wurde eine prospektive Kohorte von 4846 Patienten, die zwischen Juli 2009 und Oktober 2012 im Österreichische Akut-PCI Register erfasst wurden und eine Primär-PCI erhielten analysiert. Nach Unterteilung entsprechend des betroffenen Gefäßes (LAD 43,7%, RCA 42,8%, CX 13,5%) wurden Patientencharakteristika, Zeiten bis zur Reperfusion sowie Therapie und Therapieerfolg zwischen den einzelnen Subgruppen verglichen. Hinsichtlich der Patientencharakteristika waren die Gruppen im wesentlich gleich, wobei die Patienten mit der CX als infarktbezogenes Gefäß einen höheren Body Mass Index hatten, häufiger Raucher und geringfügig älter waren. Die Patienten in der CX-Gruppe wurden jedoch seltener direkt von Notfallort an das Interventionszentrum zugewiesen (LAD 59,1%, RCA 59,9%, CX 52,9%; χ² p=0,01) und die Therapieverzögerungen und Gesamtischämiezeit waren am längsten in der CX-Gruppe und am kürzesten in der Gruppe mit der LAD als infarktbezogenes Gefäß (vgl. Tabelle 1.). Die Krankenhaussterblichkeit in unserer Kohorte von ST-Hebungsinfarkten lag bei 5,0% und war in der LAD-Gruppe höher (6,4%) als in der RCA- (3,9%) oder der CX-Gruppe (3,7%; χ² p<0,01).
Zusammenfassend war die Krankenhausmortalität bei Patienten mit ST-Hebungsinfarkt und der CX als schuldiges Gefäß ebenso hoch wie jene bei Patienten mit der RCA als infarktbezogenes Gefäß. Die Beobachtung, dass CX-bezogene ST-Hebungsinfarkte mit einer längeren Therapieverzögerung bis zur Reperfusion assoziiert sind, unterstreicht die besondere Bedeutung der initialen klinischen Einschätzung und EKG-Diagnostik. Die kritische und gegebenenfalls auch erweiterte EKG-Diagnostik bereits am Notfallort ist entscheidend, um eine höhere Rate an Direktzuweisungen ans Interventionszentrum, kürze Therapieverzögerungen und damit einen besseren Therapieerfolg bei CX-bedingten ST-Hebungsinfarkten zu erreichen.
Tabelle 1. Therapieverzögerungen in Abhängigkeit vom infarktbezogenen Gefäß
|
Gesamt n= 4846 |
LAD n=2116 |
RCA n=2076 |
CX n= 654 |
p-Wert |
Schmerz bis PCI |
3,3h (2,1-6,3) |
3,2h (2,1-6,2) |
3,3h (2,1-6,3) |
3,7h (2,3-7,1) |
<0,01 |
Door to balloon |
50min (35-77) |
52min (35-77) |
50min (35-75) |
50min (35-85) |
0,07 |
Primär Krankenhaus bis PCI |
0,8h (0,3-1,5) |
0,75h (0,3-1,5) |
0,7h (0,3-1,4) |
0,83h (0,4-1,8) |
<0,01 |
Zeiten in Median und Interquartilen.
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