Langzeit-Outcome von schwer herzinsuffizienten Patienten mit hochgradiger Mitalinsuffizienz nach MitraClip-Therapie im Vergleich mit der prädizierten Mortalität durch das Seattle Heart Failure Modell
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Dr. med. Thomas Schau et al., Bernau
Die interventionelle Implantation des MitraClips hat sich in kurzer Zeit als ein neues alternatives Verfahren zur Behandlung der schweren Mitralinsuffizienz bei in der Regel inoperablen schwer herzinsuffizienten Patienten mit hohem Operationsrisiko entwickelt. Bisher ist das Outcome dieser Patienten im Vergleich mit konventioneller medikamentöser Therapie nicht eindeutig geklärt. In dieser Studie wurde ein Vergleich mit der prädizierten Gesamtmortalität durch das gut validierte und etablierte Seattle Heart Failure Modell (SHFM) durchgeführt.
194 Patienten wurden (mittleres Alter 74±9 Jahre, 64% Männer, LVEF 40±17%, NYHA III oder IV) eingeschlossen, bei denen im Zeitraum von März 2009 bis Mai 2013 in unserem Herzzentrum eine MitraClip-Implantation durchgeführt wurde. Die SHFM-scores wurden retrospektiv anhand der verfügbaren Daten in den Patientenakten berechnet. Die real beobachtete Gesamtmortalität wurde mit der durch das SHFM prädizierten Gesamtmortalität verglichen.
Nach einem Jahr betrug die beobachtete vs. die prädizierte Gesamtmortalität 24% vs. 18% (p=0.185) und nach 2 Jahren 32% vs. 34% (p=0.919). Die MitraClip-Therapie scheint die Gesamtmortalität nach 1 und 2 Jahren bei diesen schwer herzinsuffizienten Patienten an die prädizierte Mortalität des SHFM anzunähern. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, daß in den Kohorten, die dem SHFM zugrunde liegen, der Anteil von Patienten mit hochgradiger Mitralinsuffizienz unbekannt und nicht publiziert, wahrscheinlich aber eher gering sein dürfte. Da andererseits gut bekannt ist, daß eine hochgradige Mitralinsuffizienz die Prognose von Patienten auch bei sonst gleichen Ausgangswerten deutlich verschlechtert, könnte diese Annäherung der beobachteten an die prädizierte Gesamtmortalität auch durchaus eine gewisse Verbesserung der Gesamtprognose dieser Patienten durch die MitraClip-Therapie darstellen.
Subgruppen-Analysen unserer Daten zeigen, daß das Ausmaß der neurohumoralen Aktivierung in Form des NTproBNP-Wertes eine wesentliche höhere prognostische Bedeutung für das Patienten-Outcome als die Größe des linken Ventrikels (LVEDD und LVEDV) oder die Genese der Mitralinsuffizienz (funktionell/degenerativ) hat. Patienten mit terminaler Herzinsuffizienz und massiver neurohumoraler Aktivierung (NTproBNP>10000pg/ml) haben eine signifikant höhere Gesamtmortilität als prädiziert durch das SHFM. Dies ist vornehmlich durch die hämodynamische Anpassung nach MC-Implantation bedingt, die zu einer erhöhten periinterventionellen 30-Tage-Mortalität führt. Da jedoch die überlebenden Patienten durchaus in ihrer Lebensqualität (NYHA-Stadium, NTproBNP-Verlauf, LVEF) profitieren, ist die Entscheidung zur MC-Implantation bei dieser Patientengruppe individuell zu treffen.
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