Gentherapie zur therapeutischen Angiogenese bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit: systematischer Review und Meta-analyse von randomisierten, kontrollierten Studien
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PD Dr. Sabine Steiner et.al, Wien
Hintergrund: Neben etablierten pharmakologischen, endovaskulären und chirurgischen Behandlungsoptionen wird auch die therapeutische Angiogenese als eine neue Therapieoption für Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK) postuliert. Insbesondere Patienten mit kritischer Extremitätenischämie, bei denen es zum Auftreten von Ruheschmerz oder Ulcera/Gangrän kommt und eine hohe Amputationsbedrohung der betroffenen Extremität besteht, könnten profitieren.
Ziel der im Folgenden präsentierten Arbeit war es, einen systematischen Review von randomisierten, kontrollierten Studien zur Gentherapie mit Wachstumsfaktoren bei PAVK Patienten durchzuführen.
Methodik: Eine selektive Literaturrecherche erfolgte in den elektronischen Datenbanken Medline und Embase, um klinische Untersuchungen zu identifizieren, bei denen Wachstumsfaktoren (VEGF, FGF, HGF, Del-1, HIF-1alpha) mit Hilfe von Plasmid- oder viralen Transfer durch intra-arterielle oder intra-muskuläre Injektionen verabreicht wurden. Die folgenden Studienendpunkte wurden erfasst: Gesamt-Mortalität, Amputationen, Abheilung von Ulzera, Gehstrecke und Knöchel-Arm-Index. Die Qualität der eingeschlossenen Studien wurde bewertet und die Durchführung einer Meta-analyse geplant. Eine Subgruppen-Analyse wurde prädefiniert für Patienten mit Claudicatio intermittens sowie kritischer Extremitätenischämie.
Ergebnisse: Die systematische Suche ergab 1163 Referenzen, von denen 12 Originalarbeiten den Suchkriterien entsprachen. Insgesamt wurden 1494 Patienten (29% Frauen) eingeschlossen. Die Mehrheit litt unter kritischer Extremitätenischämie (64%). Zwar konnten verschiedene Endpunkte in einzelnen Arbeiten verbessert werden, doch nie in der Mehrheit von Studien. In der Meta-analyse zeigte sicher weder ein signifikanter Nutzen noch Schaden durch eine pro-angiogenetische Gentherapie in Bezug auf Gesamt-Mortalität (OR 0.88, 95% CI 0.62-1.26), Amputationen (OR 0.64, 95% CI 0.31-1.31; siehe auch Abbildung) und Abheilung von Ulcera (OR 1.79, 95% CI 0.8-4.01). Kein Unterschied ergab sich zwischen Patienten mit Claudicatio intermittens und kritischer Extremitätenischämie.
Fazit: Trotz vielversprechender Ergebnisse in einzelnen Studien, konnte insgesamt kein eindeutiger Nutzen einer Gentherapie mit Wachstumsfaktoren bei PAVK festgestellt werden. Dies war auch unabhängig vom Stadium der Erkrankung.
Die Originalarbeit wurde in der Zeitschrift VASA (Ausgabe 5/13, Erscheinungstermin 2.9.2013) zur Publikation angenommen.
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