Assoziation zwischen Natriumurinausscheidung als Marker der Natriumaufnahme und Risiko für die Entwicklung einer Herzinsuffizienz in gesunden Männern und Frauen der EPIC-Norfolk Studie
Abdruck frei nur mit Quellenhinweis
Pressetext als PDF - gegebenenfalls mit Bildmaterial
Priv.-Doz. Dr. Roman Pfister, Köln
Interventionsstudien sowie Kohortenstudien zeigen konsistent einen positiven Effekt einer reduzierten Natriumaufnahme auf den Blutdruck und das Hypertonierisiko. Die Herzinsuffizienz ist eine häufige Langzeitkomplikation der Hypertonieerkrankung mit hoher medizinischer und gesundheitsökonomischer Belastung. Der Effekt einer niedrigen Natriumaufnahme auf das Risiko, eine Herzinsuffizienz zu entwickeln, wurde bislang noch nicht untersucht. In dieser Studie wurde die Assoziation zwischen der berechneten 24-Stunden Natriumurinausscheidung (NUA) als Surrogatmarker der Natriumaufnahme und dem Risiko einer Entwicklung einer Herzinsuffizienz an 9017 Männern und 10840 Frauen im Alter zwischen 39 und 79 Jahren, die an der Gesellschafts-basierten EPIC-Studie in Norfolk (Ostengland) teilnehmen, untersucht.
Während einer Nachbeobachtung von 12,9 Jahren traten 1210 Todesfälle mit Diagnose Herzinsuffizienz oder Krankhausaufnahmen mit Diagnose Herzinsuffizienz in der Studienpopulation auf. Verglichen mit der Referenzkategorie (127mmol/d<NUA <148mmol/d) war das höchste Quintil (NUA>190mmol/d) mit einem signifikant erhöhten Herzinsuffizienzrisiko (Hazard ratio 1.32, 95% Konfidenzintervall 1.07-1.62) assoziiert nach Adjustierung für Alter, Geschlecht, BMI, Diabetes, Cholesterinwert, sozialer Schicht, Ausbildungsstand, Rauchen, Grad der körperlichen Aktivität und Alkoholkonsum. Nach Adjustierung für Blutdruck kam es zu einer deutlichen Abschwächung des Risikos (1.21, 0.98-1.49). Das niedrigste Quintil (NUA<127mmol/d) war ebenfalls mit einem signifikant erhöhten Herzinsuffizienzrisiko in der multivarianten Analyse verbunden (1.29, 1.04-1.60) ohne relevante Änderung nach Adjustierung für Blutdruck (1.26, 1.02-1.56).
Hier fand sich allerdings eine relevante Abschwächung nach Adjustierung für hoch-sensitives C-reaktives Protein, eine zwischenzeitlich auftretende koronare Herzerkrankung und Ausschluss von Herzinsuffizienzereignissen der ersten beiden Jahre der Nachbeobachtung (1.18, 0.96-1.47).
Zusammenfassend deuten diese Ergebnisse an, dass eine Reduktion von hoher auf moderate Natriumaufnahme das Risiko, im späteren Leben eine Herzinsuffizienz zu entwickeln, vermindern könnten, wobei dies am ehesten über Blutdrucksenkende Effekte vermittelt ist. Das erhöhte Herzinsuffizienzrisiko, das für eine niedrige Natriumausscheidung beobachtet wurde, scheint zum Teil durch latente, präexistierende Krankheitsprozesse erklärbar zu sein. Weitere Studien sind aber nötig, um die optimalen Zielwerte für die Natriumaufnahme in der Primärprävention kardiovaskulärer Erkrankungen zu etablieren.
Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 8200 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org