Sterblichkeit: Anämie ist unabhängiger Risikofaktor
Abdruck frei nur mit Quellenhinweis
Pressetext als PDF - gegebenenfalls mit Bildmaterial
Amsterdam/Greifswald, 31. August 2013 – Anämie, der auch als „Blutarmut“ bekannte Mangel am Blutfarbstoff Hämoglobin, erhöht das generelle und das kardiovaskuläre Sterblichkeitsrisiko. Das zeigen Daten aus der großen SHIP-Studie (Study of Health in Pomerania), die am Samstag auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in Amsterdam präsentiert wurden.
Das besondere an der aktuellen Datenauswertung: Sie untersucht die Auswirkungen von Anämie nicht bei Menschen mit definierten Erkrankungen, sondern in einer zufällig ausgewählten, für die Gesamtbevölkerung repräsentativen Gruppe. Von insgesamt 4.200 Teilnehmern dieser in Nordostdeutschland durchgeführten Studie waren während einer Beobachtungszeit von durchschnittlich 11,3 Jahren 541 verstorben, darunter 180 aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Auswertung ergab – nach Berücksichtigung möglicherweise beeinflussender Faktoren wie zum Beispiel Alter, Rauchen, Alkoholkonsum, körperliche Inaktivität, Bauchumfang, Diabetes mellitus – einen kontinuierlichen Zusammenhang zwischen niedrigen Hämoglobin-Werten und der Gesamt-Sterblichkeit. Je ausgeprägter die Anämie, desto höher das Risiko zu versterben. Studienteilnehmer mit den niedrigsten Hämoglobin-Werten hatten ein um rund die Hälfte erhöhtes Sterbe-Risiko, verglichen mit dem Bevölkerungsdurchschnitt.
In weiteren Analysen wurden potenzielle Einflüsse vorbestehender oder akuter Erkrankungen ausgeschlossen, indem Studienteilnehmer, die bereits vor Beginn der Studie einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall oder eine Krebserkrankung hatten, nicht mehr berücksichtigt wurden. Ebenfalls aus der Auswertung genommen wurden Personen, die innerhalb des ersten Beobachtungsjahres verstorbenen waren. Auch in diesen Analysen wurde ein Zusammenhang zwischen Anämie und der erhöhten Sterblichkeit durch Herzerkrankungen gefunden.
„Unsere Studie zeigt in einem sehr breiten Altersspektrum zwischen 20 und 79 Jahren einen Zusammenhang zwischen einer Anämie und der erhöhten Sterblichkeit sowohl aufgrund von Herz-Kreislauferkrankungen als auch aufgrund anderer Ursachen. Die Ergebnisse müssen nun durch längere Beobachtungszeiträume und weitere Studien bestätigt werden. Es deutet sich jedoch an, dass eine einfache Hämoglobin-Bestimmung unabhängig von anderen Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht, Rauchstatus, Bauchumfang, Lipidprofil, Blutdruck und Diabetes mellitus ein wichtiger Parameter zur Identifizierung von Risikopatienten sein könnte“, so Studienautor Dr. Marcus Dörr von der Universitätsmedizin Greifswald.
Quelle: ESC Abstract No 86427
Kontakt:
Pressesprecher der DGK
Prof. Dr. Eckart Fleck
E-Mail: presse@dgk.org
B & K Kommunikationsberatung, Dr. Birgit Kofler: Mobil: 0043 676 6368930;
Büro Berlin: 030 700159676
Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 8200 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org