Prognose bei Myokarditis
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Statement von PD Dr. Heiko Mahrholdt / Stuttgart
Eine Untersuchung des Herzens mittels Magnetresonanztomografie (MRT) gibt Aufschluss darüber, welche individuellen Risiken eine Herzmuskelentzündung für den Patienten birgt. Das wurde nun in einer Langzeitstudie von einem Forschungsteam unter der Leitung des Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhauses (RBK) nachgewiesen. Die Studie wurde auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim vorgestellt und wird anschließend in der Ausgabe von 17. April des Fachmagazins „Journal of the American College of Cardiology” veröffentlicht.
In vielen Fällen ist eine Herzmuskelentzündung die Folge einer vermeintlich banalen Erkältung. Wird der geschwächte Körper zu früh wieder belastet, kann dies sprichwörtlich aufs Herz schlagen. Die Herzmuskelentzündung ist bei jungen, sonst herzgesunden Menschen oder Leistungssportlern die häufigste Ursache für den plötzlichen Herztod. Bei bis zu neun Prozent der durchgeführten Obduktionen wird die Erkrankung nachgewiesen. Bislang konnten die Mediziner nicht abschätzen, wie eine Herzmuskelentzündung beim individuellen Patienten verlaufen wird. Die neue Langzeitstudie, die Wissenschaftler des RBK gemeinsam mit Kollegen vom Elisabeth-Krankenhaus Essen und der Universität Tübingen durchgeführt haben, setzt hier an: Das Team konnte nachweisen, dass Patienten, bei denen mittels einer Herz-MRT-Untersuchung eine entzündliche Narbenbildung im Herzmuskel nachgewiesen wurde, vermehrt einen schweren Verlauf der Erkrankung aufwiesen.
Patienten profitieren
In der Studie wurden über einen Zeitraum von fast fünf Jahren 222 Patienten begleitet, bei denen mittels Biopsie die Herzmuskelentzündung nachgewiesen wurde. „Das macht unsere Studie bislang einzigartig. Frühere Studien untersuchten die Teilnehmer nicht so lange, auch der Nachweis der Myokarditis durch eine Biopsie wurde bislang nur selten im Rahmen von Studien erbracht. Von den 222 Teilnehmern konnten 203 über den gesamten Zeitraum untersucht werden. Davon wiesen 108 eine entzündliche Narbenbildung des Herzmuskels auf. Bei nahezu 20 Prozent der Studienteilnehmer führte die Herzmuskelentzündung innerhalb von fünf Jahren zum Tod, darunter verstarb etwa die Hälfte an plötzlichem Herztod. Die Zahlen verdeutlichen, dass eine Herzmuskelentzündung eine ernstzunehmende Krankheit ist und keinesfalls auf die leichte Schulter genommen werden sollte. Die gute Nachricht für betroffene Patienten ist jedoch, dass durch eine Untersuchung des Herzens mittels MRT das Risiko für einen schweren Verlauf wesentlich besser abgeschätzt werden kann als früher. Die entzündliche Narbenbildung ist dafür ein sehr wichtiges Anzeichen. Hier liegt der große Nutzen für den Patienten, da wir gefährdete Patienten in Zukunft besser erkennen und intensiver behandeln und überwachen können, um so fatalen Verläufe seltener zu machen.
Die Studie wird in der Ausgabe von 17. April 2012 des Fachmagazins „Journal of the American College of Cardiology” veröffentlicht und ist unter folgendem Link als „online first“ für Abonnenten einsehbar: DOI:10.1016/j.jacc.201201.007
Kontakt:
PD Dr. Heiko Mahrholdt
Robert-Bosch-Krankenhaus
Auerbachstr. 110
70376 Stuttgart
Tel.: 0711 8101-5408
Fax: 0711 8101-3798
E-Mail: heiko.mahrholdt@rbk.de