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Donnerstag, 12. April 2012

Statin-Therapie: Atherosklerose ist reversibel

Pressetext als PDF Statement von Prof. Dr. Raimund Erbel / Essen

Aktuelle Studiendaten zeigen, dass die Bildung atherosklerotischer Gefäßveränderungen umkehrbar ist. Unter Therapie mit hochdosierten Statinen werden die gefährlichen Plaques in den Gefäßen nachweislich kleiner. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass strenge Zielwerte für das LDL-Cholesterin erreicht und eingehalten werden.

Atherosklerose ist keine pathologische Einbahnstraße. Das legen aktuelle Daten zur Wirksamkeit blutfettsenkender Medikamente (Statine) nahe. War man bis vor kurzem davon ausgegangen, dass der Prozess der Plaque-Bildung, wenn er einmal begonnen hat, bestenfalls verlangsamt werden kann, so zeigen die Ergebnisse der SATURN-Studie (Study of CoronaryAtheroma by InTravascular Ultrasound: Effect of Rosuvastatin Versus AtorvastatiN), dass es auch in die andere Richtung geht: Atherome (atherosklerotisches Plaques) können unter Therapie schrumpfen. Das ist eine ganz wichtige Studie, die erstmals prospektiv gezeigt hat, dass es bei etwa zwei Dritteln der Patienten zu einer Regression der Plaques kommt, wenn ein LDL-Cholesterin unter 70 mg/dl erreicht wird.

Studienziel von SATURN war eigentlich, Unterschiede in der Wirksamkeit zwischen den beiden Statinen Atorvastatin und Rosuvastatin nachzuweisen, da das HDL unter Rosuvastatin-Therapie stärker als unter Atorvastatin bei gleichzeitiger Absenkung des LDL ansteigt. In der Studie bediente man sich unter anderem einer Methode, die in Statin-Studien eher selten zum Einsatz kommt: Der direkten Kontrolle der atherosklerotischen Gefäßveränderungen mittels intravaskulärem Ultraschall (IVUS). Diese Methode erlaubt gewissermaßen einen direkten Blick auf die Gefäßwand, hat jedoch den Nachteil, dass sie invasiv – es muss eine Ultraschall-Sonde in das Gefäß eingeführt werden – und aufwändig ist und daher nicht zu den klinischen Routineuntersuchungen zählt. Der Vorteil des IVUS liegt jedoch darin, dass er es erlaubt, die unmittelbaren Auswirkungen der Therapie auf die Atherosklerose zu bewerten, während man üblicherweise auf klinische Endpunkte angewiesen ist. Eine Rückbildung der Plaques kann in solchen Endpunktstudien jedoch nur vermutet, nicht nachgewiesen werden.

SATURN zeigte eine gewisse, nicht signifikante Überlegenheit von Rosuvastatin im Vergleich zu Atorvastatin, darüber hinaus jedoch in beiden Gruppen bei intensiver Therapie eine Regression der Plaques, die bei mehr als zwei Drittel der Patienten an Volumen abnahmen. Nach zweijähriger, hochdosierter Therapie erreichten die mit Rosuvastatin behandelten Patienten ein etwas niedrigeres LDL-Cholesterin (62,6 vs. 70,2 mg/dl) und auch höhere HDL-Cholesterinwerte (50,4 vs. 48,6 mg/dl). Mittels IVUS wurden das relative Atheromvolumen im Verhältnis zur Größe der Koronarie (percent atheroma volume, PAV) und das absolute Atheromvolumen (total atheroma volume, TAV) ermittelt. Hinsichtlich des PAV (des primären Endpunkts der Studie) ergab sich eine Reduktion von 0,99 Prozent unter Atorvastatin und 1,22 Prozent unter Rosuvastatin. Die Differenz war nicht signifikant. Hinsichtlich des sekundären Endpunkts PAV erwies sich Rosuvastatin als signifikant überlegen.

Obwohl das primäre Studienziel nicht erreicht wurde, ist das Ergebnis von SATURN als sensationeller Befund zu werten, zeigt es doch, dass die Atherosklerose bei geeigneter Therapie reversibel ist. Die Dosis der Statine muss bei Risikopersonen hoch genug sein. Das ist das wichtigste. Das LDL-Cholesterin muss unter 80 mg/dl gesenkt werden, in den USA gilt sogar ein Zielwert von 70 mg/dl. Deshalb wurde in früheren Studien auch keine Rückbildung der Plaques gesehen. Die LDL-Senkung war einfach nicht deutlich genug. Das liegt zum Teil auch daran, dass man mit den älteren Statinen die heutigen Zielwerte in den meisten Fällen gar nicht erreichen kann. Die Rückbildung der Plaques wird sich langfristig in einer Reduktion klinischer Ereignisse niederschlagen. Regression bedeutet weniger Herzinfarkte und Schlaganfälle. Die Therapie mit hochdosierten Statinen ist jedenfalls machbar, zumal die Nebenwirkungsrate in SATURN erfreulich gering war. Bei keinem einzigen der rund 1000 Patienten trat eine Rhabdomyolyse, die gefürchtetste Komplikation der Statin-Therapie, auf.

Kontakt:
Prof. Dr. Raimund Erbel
Universitätsklinikum Essen
Klinik für Kardiologie
Hufelandstr. 55
45122 Essen
Tel.: 0201 723-4800
Fax: 0201 723-5401
E-Mail: erbel@uk-essen.de

Pressemitteilung DGK

Konsensusempfehlungen von DRG/DGK/DGPK zum Einsatz der Herzbildgebung mit Computertomografie und Magnetresonanztomografie

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Viel Geld für die kardiologische Forschung

Pressetext als PDF Statement von Prof. Dr. Thomas Eschenhagen / Hamburg

Über das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) werden Bund und Länder in den kommenden Jahren erhebliche Geldmittel in die kardiologische Forschung investieren. Ziel des Projekts ist es einerseits, neue Strategien aus der Grundlagenforschung in die Klinik zu bringen, andererseits aber auch, große klinische Studien durchzuführen. Von besonderem Interesse sind dabei Fragestellungen, um die sich die Industrie nicht bemüht.

Die deutsche Bundesregierung gibt viel Geld für die Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG) aus. Mit einem Volumen von insgesamt 250 Millionen im Jahr soll die Bekämpfung von Volkskrankheiten durch Förderung verschiedener Schwerpunktthemen vorangetrieben werden. Eines davon ist das Thema Herz-Kreislauf.

Rund 30 Konsortien haben sich für die Mitarbeit am DZHK beworben. Davon wurden sieben Standorte mit 25 Partnern in universitären und außeruniversitären Einrichtungen ausgewählt. Die Standorte sind: Berlin/Potsdam, Frankfurt am Main/Mainz/Bad Nauheim, Göttingen, Greifswald, Hamburg/Kiel/Lübeck, Heidelberg/Mannheim und München. Die Geschäftsstelle hat ihren Sitz in Berlin. Finanziert werden die neuen Zentren zu 90 Prozent vom Bund und zu zehn Prozent von den Ländern. Der Aufbau des DZHK soll bis 2015 abgeschlossen sein. Das Zentrum wird dann von Bund und Ländern rund 40 Millionen Euro pro Jahr erhalten.

Deutschland war bislang nicht besonders gut, was nationale Projekte angeht. Wir haben exzellente Forschung, aber es war tendenziell alles etwas kleinteilig. Das DZHK soll nun einen bundesweiten Verbund bilden, mit dem man beispielsweise große klinische Studien leichter realisieren kann. Durch koordinierte Förderung wollen wir eine nationale Studienlandschaft aufbauen. Ein wesentliches Ziel des DZHK läuft unter dem Schlagwort Translation. Das bedeutet, dass Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung schneller in die klinische Forschung und wenn möglich in die klinische Praxis gebracht werden sollen.

Um dieses Ziel zu erreichen, hat das DZHK Forschungsschwerpunkte definiert. Diese sind Gefäßerkrankungen, angeborene und erworbene Herzmuskelerkrankungen, Herzinsuffizienz, Herz-Rhythmusstörungen, Prävention und Imaging. In diesen Programmgruppen wollen die verschiedenen Standorte ihre Projekte vorantreiben. Dazu gehört die Stammzellforschung ebenso wie die Erforschung von Micro RNAs (miRNA), relativ kleiner Moleküle, die eine wichtige Rolle in der Genregulation spielen. MicroRNAs regulieren die Genexpression hochspezifisch und könnten daher in der Zukunft therapeutisch eingesetzt werden.

Neben diesen Programmen werden im Rahmen des DZHK auch so genannte kooperative Initiativen stattfinden. Darunter sind vor allem Klinische Studien und Kohorten zu verstehen. Derzeit ist der Stand so, dass man sich zum Beispiel bei der EU um ein Projekt bewirbt. Das läuft fünf Jahre und dann ist es vorbei – unabhängig davon, wie die Erfolge waren. Das soll im DZHK anders laufen. Im Rahmen der kooperativen Initiativen, für die rund 35 Prozent der Gesamtmittel ausgegeben werden sollen, wird einerseits eine bessere Kontrolle darüber stattfinden, ob das eingesetzte Geld auch zu Ergebnissen führt, andererseits wird aber auch die Möglichkeit geschaffen, erfolgreiche Forschungsprojekte über fünf Jahre hinaus zu finanzieren. Es wird zunehmend auch von der Politik verstanden, dass Forschung einen langen Atem braucht. Die Qualitätskontrolle erfolgt über die Finanzierung. Die jeweiligen Standorte müssen in Vorleistung gehen und erhalten das Geld, wenn sie eine anständige Leistung abliefern. Das bedeutet, Studien entwerfen und mit zumindest drei Partnern auch tatsächlich durchführen.

Derzeit ist man im DZHK mit dem Aufbau der Strukturen beschäftigt und trifft die Auswahl, welche nationalen Studien gefördert werden sollen. Dies wird nicht nach dem Gießkannenprinzip funktionieren. Vielmehr soll das Geld in wenige, sorgfältig ausgewählte Projekte fließen. Ein wesentliches Element dieser Arbeit liegt in regelmäßigen Treffen. Auch das ist eine Innovation. In Zukunft wird sich ein wesentlicher Teil der führenden kardiologischen Forscher Deutschlands alle vier Wochen treffen. Da rechne ich auch mit einem informellen Effekt, der das Zusammenwachsen der Gruppe fördern wird.

Abseits der klinischen Studien ist geplant, sich im Bereich der Labor- und Grundlagenforschung früh an der Entwicklung neuer therapeutischer Strategien zu beteiligen und diese Projekte, wenn möglich, bis in die Klinik zu betreuen. Die Zusammenarbeit mit der Industrie wird gewünscht, soll aber nicht die vom DZHK geförderten Studien betreffen. Wir wollen mit dem DZHK-Geld die Studien fördern, die die Industrie eben nicht macht, also zum Beispiel zu Medikamenten, für dies es keinen Patentschutz mehr gibt.

Das DZHK ist eines von insgesamt sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG) zur Erforschung der Volkskrankheiten. Dazu gehören neben dem DZHK das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), das Deutsche Zentrum für Lungenforschung (DZL), das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) sowie das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD).

Kontakt:
Prof. Dr. Thomas Eschenhagen
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie
Martinistr. 52
20246 Hamburg
Tel.: 040 7410-52180
Fax: 040 7410-54876
E-Mail: t.eschenhagen@uke.uni-hamburg.de

Pressemitteilung DGK

Rivaroxaban bei Patienten mit stattgehabtem akutem Koronarsyndrom

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Pressemitteilung DGK

DZHK: Arrhythmie

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Kardiale Magnetresonanz-Tomografie sagt Infarktrisiko voraus

Pressetext als PDF Statement von Dr. Sebastian Kelle / Berlin

Eine in Deutschland durchgeführte und auf dem Kongress der DGK präsentierte Studie zeigt, dass sich das individuelle Herzinfarkt-Risiko mittels kardialer Magnetresonanz-Tomografie zuverlässig voraussagen lässt. Bei Patienten mit unauffälligem Stress-MRT-Befund lag das Risiko eines kardialen Ereignisses lediglich bei 0,6 Prozent pro Jahr.

Die Magnetresonanz-Tomografie liefert zunehmend wertvolle Informationen für die Kardiologie. Unter anderem kann sie helfen, das individuelle Risiko eines Herzinfarkts  genauer vorherzusagen. Das ist besonders bei Patienten von Bedeutung, die im Rahmen einer konventionellen Ergometrie nicht ausreichend belastet werden können. Dies ist nicht nur bei schwer Herzkranken der Fall, sondern beispielsweise auch bei Personen mit Gelenksproblemen. Also bei vielen, vor allem älteren Menschen. Ein weiterer Vorteil der MRT liegt darin, dass sie zu keiner Strahlenbelastung führt und ohne jodhaltige Kontrastmittel auskommt, die gerade bei Schwerkranken ebenfalls zu Problemen führen können.

Mit der kardialen Magnetresonanztomografie ist es möglich, den Herzmuskel im gesunden Zustand sowie in verschiedenen Erkrankungsstadien sichtbar zu machen. So auch unter Belastung. Diese wird während der MR-Untersuchung durch ein Medikament simuliert, da sich der Patient im MRT-Gerät nicht bewegen kann. Bei dieser 78. DGK-Jahrestagung werde ich über die Ergebnisse einer Studie berichten (1), in der die prognostische Aussagekraft dieser Untersuchung an mehr als 3000 Patienten evaluiert wurde. Ziel der Studie war es nicht, die Genauigkeit der Methode zu beweisen. Diese kennen wir seit Jahren. Vielmehr wollten wir wissen, ob wir uns auf die Prognosen, die wir anhand der MRT-Untersuchungen treffen, auch verlassen können. Ob wir also die Patienten beruhigt nach Hause schicken können, wenn wir im Stress-MRT nichts Auffälliges finden. Dazu wurden die Patienten am Deutschen Herzzentrum Berlin oder der Universitätsklinik Heidelberg mit Hilfe eines standardisierten Protokolls auf das Vorliegen von Störungen in den Bewegungen der Herzwand untersucht. Während der folgenden Beobachtungszeit von im Mittel 3,3 ± 1,7 Jahren, wurden 183 (5,8%) kardiale Ereignisse (kardialer Tod oder Myokardinfarkt) erfasst. In der Analyse der Daten erwies sich das Vorliegen einer belastungsinduzierten Wandbewegungsstörung als stärkster Prädiktor für das Auftreten eines kardialen Ereignisses. 

Wurde in der kardialen Stress-MRT unter maximaler Belastung eine normale Wandbewegung des Herzens gesehen, so war das Risiko eines Herzinfarktes in den nächsten drei Jahren gering – nämlich 0,6 Prozent pro Jahr. In den folgenden Jahren wurde ein Anstieg des Risikos auf schließlich 3,2 Prozent im sechsten Jahr beobachtet. Die Daten legen auch nahe, dass die MRT gut geeignet für die Indikationsstellung zur Revaskularisation ist. Jene Patienten, die aufgrund einer unter Belastung nachgewiesenen Wandbewegungsstörung einer Revaskularisation zugeführt wurden, zeigten eine signifikant niedrigere Ereignisrate verglichen mit Patienten, die medikamentös-konservativ behandelt wurden.

Ungeachtet des apparativen Aufwandes kann die kardiale Stress-MRT auch helfen, Kosten zu sparen. Wir können mit dieser Methode sehr sicher sagen, welchen Patienten man zum Herzkatheter schicken muss und wen man guten Gewissens konservativ mit Medikamenten behandeln kann. Damit werden verzichtbare Katheter-Untersuchungen und -Interventionen eingespart, die Kosten verursachen und für den Patienten Risiken bedeuten. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass das Risiko bei unauffälliger Stress-MRT über drei Jahre gering bleibt. Die Untersuchung muss also nicht jedes Jahr wiederholt werden. In einer 2011 ebenfalls von mir publizierten Studie blieben Patienten, die unter Belastung im MRT keine auffälligen Bewegungen der Herzwand zeigten, zu 96,8 Prozent über sechs Jahre frei von kardialen Ereignissen (2).

(1) Kelle S. et al.; Clin Res Cardiol 101, Suppl 1, April 2012
V140 – Erfassung der prognostischen Wertigkeit einer negativen Dobutamin-Stress-MRT bei 3138 Patienten – Resultate einer bi-zentrischen Studie
(2) Kelle S. et al. J Am Coll Cardiol Img 2011;4:161–72 Long-Term Prognostic Value of Dobutamine Stress  CMR

Kontakt:
Dr. Sebastian Kelle
Deutsches Herzzentrum Berlin
Klinik für Innere Medizin – Kardiologie
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
Tel.: 030 45931182
Fax: 030 45932500
E-Mail: kelle@dhzb.de

 

Pressemitteilung DGK

Prognose bei Myokarditis

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DZHK: Herzinsuffizienz

Pressetext als PDF Statement von Prof. Dr. Dr. Stefan Engelhardt / München

Herzinsuffizienz ist nach gegenwärtigem Stand der medizinischen Forschung eine fortschreitende und unheilbare Erkrankung. Das soll sich ändern. Im Rahmen des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) werden schwerpunktmäßig neue Ansätze in der Diagnostik und Therapie der Herzinsuffizienz entwickelt.

Herzinsuffizienz stellt nicht nur ein quantitativ bedeutsames, sondern nicht zuletzt auch ein ungelöstes medizinisches Problem dar. Herzinsuffizienz bedeutet Schwäche des Herzmuskels und führt dazu, dass das Herz den Körper nicht mehr ausreichend mit Blut versorgen kann. Das klingt unspektakulär, ist es jedoch keineswegs. Denn Herzinsuffizienz ist eine der häufigsten Todesursachen überhaupt. Vor allem jedoch ist Herzinsuffizienz nicht heilbar. Man kann heute Symptome lindern, das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und das Risiko von Komplikationen, wie zum Beispiel des plötzlichen Herztodes reduzieren. Aufhalten oder gar umkehren kann man das langsame Versagen des Herzmuskels jedoch nicht. Daher soll in Zukunft die Erforschung der Herzinsuffizienz im Rahmen des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) schwerpunktmäßig vorangetrieben werden. Die Herzinsuffizienz ist in aller Regel eine progrediente, also fortschreitende Erkrankung, die wir nicht kausal behandeln können und damit ein großes Problem. Dafür muss sich ein nationales Programm wie das DZHK auch zuständig fühlen.

Eines der wichtigsten Forschungsziele liegt nun darin, den Übergang von einer nicht-symptomatischen Herzinsuffizienz zu einer symptomatischen besser zu erkennen und wenn möglich auch beeinflussen zu können. Der Herzmuskel erkrankt schon lange, bevor der Patient etwas davon merkt. In vielen Fällen ist die Ursache der Herzinsuffizienz ein Herzinfarkt, der eine Narbe im Herzmuskel hinterlässt.  Davon ausgehend kommt es jedoch über viele Jahre zu einer fortschreitenden Schädigung des Herzens, die schließlich zu einer Abnahme der Pumpleistung führt. Die Mechanismen, die dabei im Spiel sind, gilt es aufzuklären.  Es kommt zu Veränderungen auf molekularer Ebene, die unter anderem die Genexpression betreffen. Da wollen wir einmal intervenieren können. Wenn die Pumpleistung bereits abzunehmen beginnt, ist es eigentlich schon zu spät.

Das erste Ziel liegt nun darin, diese Veränderungen überhaupt diagnostizieren zu können. Dazu werden einerseits Biomarker gesucht, andererseits jedoch auch bildgebende Verfahren so verfeinert, dass sie bessere Einblicke in die Stoffwechselsituation des Herzens erlauben. Am Ende dieser Bemühungen sollen neue Therapien stehen, mit denen der Übergang vom asymptomatischen in das symptomatische Stadium der Herzinsuffizienz verhindert oder zumindest verzögert werden kann.  Neue oder verbesserte therapeutische Strategien werden jedoch auch für Patienten mit bereits fortgeschrittener Krankheit entwickelt. Wir arbeiten an Gentherapien, mit denen bestimmte Gene in den Herzmuskel eingebracht oder ausgeschaltet werden können. Und wir wollen Stammzelltherapien entwickeln, mit denen abgestorbene Bereiche des Herzmuskels regeneriert werden können. Und nicht zuletzt sollen interventionelle und chirurgische Verfahren so verbessert werden, dass sie bei Herzinsuffizienz eingesetzt werden können. Letztendlich bedeutet das die Entwicklung neuer medizintechnischer Geräte, die helfen, die Pumpfunktion des Herzens zu verbessern.

Auf diesem Gebiet ist man mittlerweile auch am weitesten gekommen. Implantierbare Pumpen, die das Herz schwer herzinsuffizienter Patienten in seiner Pumpleistung unterstützen, befinden sich bereits in klinischer Überprüfung. Geplant ist nun eine nationale Studie, die zeigen soll, ob und in welchem Maß Transplantationskandidaten, für die kein Spenderherz gefunden werden kann, von solchen mechanischen Pumpen profitieren. Bei jenen Projekten, die noch weiter von der klinischen Prüfung entfernt sind, bleibt eine Abschätzung der Erfolgschancen und des Zeithorizonts schwierig. Wir haben da sicher noch einen längeren Weg vor uns und man kann keine Jahreszahlen nennen. Schließlich handelt es sich um eines der großen Probleme der Medizin. Ich glaube aber, dass die involvierten Forscher, vor allem auch hier in Deutschland, so innovativ sind, dass wir zu Lösungen kommen werden. Ich bin überzeugt davon, dass wir innerhalb der nächsten zehn Jahre, wahrscheinlich früher, echte therapeutische Fortschritte sehen werden.

Kontakt:
Prof. Dr. Dr. Stefan Engelhardt
Technische Universität München (TUM)
Institut für Pharmakologie und Toxikologie
Biedersteiner Str. 29
80802 München
Tel.: 089 4140-3260
Fax: 089 4140-3261
E-Mail: stefan.engelhardt@tum.de

 

Pressemitteilung DGK

DZHK: Kardiomyopathien

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