Vom 11. – 14. April 2012 findet in Mannheim die 78. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) statt
Herzrhythmus-Störungen sind häufig und gefährlich, und die verfügbaren Therapien lassen zu wünschen übrig. Das neu gegründete Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) wird sich deshalb in einem seiner Programme schwerpunktmäßig diesem Thema widmen. Ziel der Forschungsaktivität ist zum Beispiel, Mechanismen der Entstehung des Vorhofflimmerns besser zu verstehen, auf dieser Basis Biomarker zu definieren und daraus Therapieentscheidungen für bestimmte Patientengruppen abzuleiten. Beim plötzlichen Herztod steht eine Verbesserung der Risiko-Stratifizierung auf der Agenda. Den gewünschten Erfolg soll die optimale Vernetzung von Grundlagenforschung und Klinik bringen.
Mannheim, Freitag, 13. April 2012 – „Leider sind die Behandlungsmöglichkeiten bei Herzrhythmusstörungen noch nicht so ausgereift, wie wir uns das wünschen“, bilanzierte Prof. Dr. Stefan Kääb (Klinikum der Universität München, Großhadern). Rhythmusstörungen können hohen Krankheitswert haben und zum Tode führen. Im nationalen Forschungsverbund des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) sollen Rhythmusstörungen nun in einem „translationalen Ansatz“ erforscht werden, der das Band zwischen Grundlagenforschung und Klinik enger knüpft. „Unsere Zuversicht ist, dass uns diese Verknüpfung zu einer effektiveren Therapie bringen wird. Der Weg dorthin liegt in der Vernetzung der Experten“, so Prof. Kääb auf der 78. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK). Von Mittwoch bis Samstag (11. bis 14. April 2012) diskutieren in Mannheim rund 7500 Teilnehmer aus etwa 25 Ländern aktuelle Entwicklungen aus allen Bereichen der Kardiologie.
Vorhofflimmern und plötzlicher Herztod im Fokus der Forscher
Zwei speziellen Problemen will man im DZHK durch gebündelten Forschungseinsatz in den kommenden Jahren auf die Spur kommen. Dem Vorhofflimmern und dem plötzlichen Herztod, der oft im Gefolge einer koronaren Erkrankung oder einer Herzinsuffizienz auftritt, darüber hinaus aber auch junge, scheinbar gesunde Menschen treffen kann. „Von Vorhofflimmern sind rund sechs Prozent aller 60jährigen betroffen, es kann zu eingeschränkter Leistungsfähigkeit führen, erhöht aber vor allem dramatisch das Schlaganfall-Risiko“, so Prof. Kääb. „Leider gibt es noch keine wirksame Therapie.“ Heute kann man das Schlaganfallrisiko durch gerinnungshemmende Medikamente reduzieren, die Symptome lindern, oder versuchen, das Problem durch einen Eingriff mit dem Herzkatheter zu lösen. Dies ist jedoch, so Prof. Kääb aufwändig und nicht ohne Risiko: „Ziel unserer Forschungsaktivität ist es, Mechanismen der Entstehung des Vorhofflimmerns besser zu verstehen, auf dieser Basis Biomarker zu definieren und daraus Therapieentscheidungen für bestimmte Patientengruppen abzuleiten.“
Bessere Klassifizierung der Patienten für gezieltere Behandlung
Die Klassifizierung der Patienten mit Markern wie Laborwerten, bestimmten Befunden im EKG oder in der Bildgebung soll dafür sorgen, dass zum Beispiel nur jene einem Katheter-Eingriff zugeführt werden, die davon auch profitieren. Prof. Kääb: „Das ist alles noch in sehr frühen Stadien der Entwicklung, aber man kann sich vorstellen, dass man anhand solcher Marker einmal möglichst effektiv behandeln können wird. Davon werden nicht nur Patienten profitieren, sondern man wird auch Ressourcen schonen.“
Ein weiteres Ziel ist die Entwicklung spezifischer medikamentöser Interventionen jenseits der klassische Antiarrhythmika. Einen Ansatz dazu bietet beispielsweise die Fibrose, die vor allem im Rahmen der Chronifizierung des Vorhofflimmerns eine zentrale Rolle spielt.
Beim plötzlichen Herztod – rund eine Person von 1000 stirbt pro Jahr daran – steht eine Verbesserung der Risiko-Stratifizierung auf der Agenda der Forscher. In der Regel ist dieser die Folge einer koronaren Herzerkrankung oder einer Herzinsuffizienz. Darüber hinaus gibt es genetisch bedingte Rhythmusstörungen, die zu einem plötzlichen Herztod führen können. Prof. Kääb: „Derzeit ist die Risiko-Stratifizierung für das Risiko eines plötzlichen Herztodes sehr unbefriedigend. Wir richten uns nach der Auswurffraktion des linken Ventrikels und wenn wir zum Schluss kommen, dass ein Patient ein hohes Risiko hat, dann bekommt er einen implantierbaren Defibrillator. Diese Geräte sind sehr nützlich und retten Leben, aber sie haben auch ihre Probleme. Deshalb sollten sie nur jene Patienten bekommen, die sie wirklich brauchen. Wir wollen Methoden entwickeln, das individuelle Risiko besser zu bestimmen.“
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