Vom 11. – 14. April 2012 findet in Mannheim die 78. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) statt
Eine deutsche Studie zeigt, dass sich das individuelle Herzinfarkt-Risiko mittels kardialer Magnetresonanz-Tomografie zuverlässig voraussagen lässt. Bei Patienten mit unauffälligem Stress-MRT-Befund lag das Risiko eines kardialen Ereignisses bei nur 0,6 Prozent pro Jahr. Mit dieser Methode lässt sich auch sehr sicher sagen, welchen Patienten man zum Herzkatheter schicken muss und wer mit Medikamenten behandelt werden kann.
Mannheim, Donnerstag, 12. April 2012 – Die Magnetresonanz-Tomografie (MRT) liefert zunehmend wertvolle Informationen für die Herz-Medizin, unter anderem hilft sie, das individuelle Risiko eines Herzinfarkts genauer vorherzusagen. „Das ist besonders bei Patienten von Bedeutung, die im Rahmen einer konventionellen Ergometrie nicht ausreichend belastet werden können. Das ist nicht nur bei schwer Herzkranken der Fall, sondern beispielsweise auch bei Personen mit Gelenksproblemen. Also bei vielen, vor allem älteren Menschen“, sagt Dr. Sebastian Kelle vom Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB). Ein weiterer Vorteil der MRT liegt darin, dass sie zu keiner Strahlenbelastung führt und ohne jodhaltige Kontrastmittel auskommt, die bei Schwerkranken zu Problemen führen können.
Mit der kardialen MRT ist es möglich, den Herzmuskel im gesunden Zustand sowie in verschiedenen Erkrankungsstadien sichtbar zu machen, auch unter Belastung. Weil sich der Patient im MRT-Gerät nicht bewegen kann, wird diese während der MR-Untersuchung durch ein Medikament simuliert. Dr. Kelle: „Ziel unserer Studie mit mehr als 3000 Teilnehmern war es nicht, die Genauigkeit der Methode zu beweisen, diese kennen wir seit Jahren. Vielmehr wollten wir wissen, ob wir uns auf die Prognosen, die wir anhand der MRT-Untersuchungen treffen, auch verlassen können. Ob wir also die Patienten beruhigt nach Hause schicken können, wenn wir im Stress-MRT nichts Auffälliges finden.“
Diese Ergebnisse wurden heute auf der 78. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) präsentiert. Von Mittwoch bis Samstag (11. bis 14. April 2012) diskutieren in Mannheim rund 7500 Teilnehmer aus etwa 25 Ländern aktuelle Entwicklungen aus allen Bereichen der Kardiologie.
Kosten sparen durch gezielte Therapie und Vermeiden unnötiger Untersuchungen
Die kardiale Stress-MRT kann auch helfen, Kosten zu sparen. Dr. Kelle: „Wir können mit dieser Methode sehr sicher sagen, welchen Patienten man zum Herzkatheter schicken muss und wen man guten Gewissens konservativ (mit Medikamenten) behandeln kann.“ Damit werden verzichtbare Katheter-Untersuchungen und -Interventionen eingespart, die Kosten verursachen und für den Patienten Risiken bedeuten.
Belastungsinduzierte Wandbewegungsstörung stärkster Prädiktor für kardiales Ereignis.
Die Studienteilnehmer wurden mit Hilfe eines standardisierten Protokolls auf das Vorliegen von Störungen in den Bewegungen der Herzwand untersucht. Während der folgenden Beobachtungszeit von durchschnittlich 3,3 Jahren wurden 183 (5,8%) kardiale Ereignisse (kardialer Tod oder Herzinfarkt) erfasst. In der Analyse der Daten erwies sich das Vorliegen einer belastungsinduzierten Wandbewegungsstörung als stärkster Hinweis („Prädiktor“) auf das Auftreten eines kardialen Ereignisses. Wurde in der kardialen Stress-MRT unter maximaler Belastung eine normale Wandbewegung des Herzens gesehen, so war das Infarktrisiko in den nächsten drei Jahren mit 0,6 Prozent pro Jahr gering. In den folgenden Jahren wurde ein Anstieg des Risikos auf schließlich 3,2 Prozent im sechsten Jahr beobachtet.
Die Daten legen auch nahe, dass die MRT gut geeignet für die Indikationsstellung zur Revaskularisation ist. Dr. Kelle: „Jene Patienten, die aufgrund einer unter Belastung nachgewiesenen Wandbewegungsstörung einer Revaskularisation (Wiederherstellung der Durchblutung) zugeführt wurden, zeigten eine signifikant niedrigere Ereignisrate verglichen mit Patienten, die medikamentös-konservativ behandelt wurden.“
Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass das Risiko bei unauffälliger Stress-MRT über drei Jahre gering bleibt. Die Untersuchung muss also nicht jedes Jahr wiederholt werden. In einer 2011 ebenfalls von Dr. Kelle publizierten Studie blieben Patienten, die unter Belastung im MRT keine auffälligen Bewegungen der Herzwand zeigten, zu 96,8 Prozent über sechs Jahre frei von kardialen Ereignissen.
(1) Kelle S. et al.; Clin Res Cardiol 101, Suppl 1, April 2012
V140 – Erfassung der prognostischen Wertigkeit einer negativen Dobutamin-Stress-MRT bei 3138 Patienten – Resultate einer bi-zentrischen Studie
(2) Kelle S. et al. J Am Coll Cardiol Img 2011;4:161–72
Long-Term Prognostic Value of Dobutamine Stress CMR
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