Vom 11. – 13. Oktober 2012 findet in Hamburg die Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) statt
Hamburg, Freitag, 12. Oktober 2012 – Vergleicht man die Sterblichkeit nach der Diagnose Herzinsuffizienz (HI) mit jener bei verschiedenen Krebserkrankungen, so schneidet die HI schlechter ab als die meisten Karzinome. Das ist umso beunruhigender, als in Deutschland ein nicht zu unterschätzender Teil der älteren Bevölkerung betroffen ist. Schon in der Altersgruppe der 60- bis 79-Jährigen haben fast zehn Prozent der Männer zumindest eine leichte HI.
„Erfreulicherweise ist es jedoch in den letzten Jahren gelungen, die Prognose und Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Die Neuerungen in Diagnostik und Therapie der HI schlagen sich in den aktualisierten Leitlinien der Europäischen Kardiologengesellschaft ESC nieder“, so Prof. Dr. Stefan Störk (Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz, Würzburg) auf einer Pressekonferenz anlässlich der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und der Jahrestagung der Arbeitsgruppe Rhythmologie (Donnerstag, 11. Oktober, bis Samstag, 13. Oktober 2012), bei der im Congress Center Hamburg rund 2000 aktive Teilnehmer erwartet werden.
Prof. Störk: „Die ESC-Leitlinien von 2012 betonen die Bedeutung des Herz-Ultraschalls (Echokardiographie) zur Diagnosestellung. Darüber hinaus sollte bei allen Patienten mit Verdacht auf HI auch ein EKG und eine Labor-Untersuchung durchgeführt werden.“ Wenn die Echokardiographie nicht in akzeptabler Zeit verfügbar ist, kann die Bestimmung der natriuretischen Peptide aus dem Blut hilfreich sein: Finden sich dabei sehr niedrige Werte, ist eine HI praktisch ausgeschlossen.
„Wir haben eine Umfrage zur Verfügbarkeit der Echokardiographie durchgeführt“, berichtet Prof. Störk, „dabei hat sich gezeigt, dass auch in Ländern, wo man von einer guten kardiologischen Versorgung ausgehen kann, die Wartezeit auf eine Echokardiographie in manchen Regionen mehrere Monate betragen kann. Da sind die neuen Bluttests, mit denen der Hausarzt eine klinisch relevante Herzinsuffizienz ausschließen kann, durchaus hilfreich.“
Neuerungen bei der Therapie
Auch im Hinblick auf die Behandlung der HI haben sich durch die aktualisierten ESC-Leitlinien bedeutsame Neuerungen ergeben. Prof. Störk nennt vor allem eine Aufwertung der Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten (MR-Antagonisten). Diese Wirkstoffe (Spironolacton oder Eplerenon) sollen nun nicht mehr erst bei fortgeschrittener, sondern bereits bei mäßiger HI (NYHA II) zum Einsatz kommen: Studien haben eine Verbesserung der Prognose durch den frühen Einsatz von MR-Antagonisten gezeigt.
„Das Prinzip der Therapie bleibt jedoch gleich und heißt neurohumorale Blockade. Das bedeutet, dass der Stress, der durch verschiedene Botenstoffe auf das kranke Herz ausgeübt wird, reduziert werden soll“, erklärt Prof. Störk. Daher sind die drei Säulen der medikamentösen Therapie ACE-Hemmer (die das einwirkende Angiotensin reduzieren), Beta-Blocker (die das Herz vor zu starker Adrenalin-Wirkung schützen und damit Blutdruck und Puls senken) und eben die MR-Antagonisten, die die Wirkung des Hormons Aldosteron blockieren.
Neu ist auch die Substanz Ivabradin, die wie ein Beta-Blocker die Herzfrequenz reduziert, dabei aber keine Blutdrucksenkung bewirkt. Prof. Störk: „Ivabradin wird empfohlen ab mäßig fortgeschrittener Herzinsuffizienz zusätzlich zu den bereits genannten Medikamenten, wenn ein Patient nach wie vor eine Herzfrequenz über 70 bis 75 Schläge pro Minute und einen stabilen Herzrhythmus hat.“ Bei einzelnen Patienten mit sehr schwerer HI kann Ivabradin auch den Beta-Blocker ersetzen, wenn dieser nicht mehr vertragen wird.
Früherer Einsatz der kardialen Resynchronisations-Therapie
Ebenfalls früher im Krankheitsverlauf als bisher kann bei ausgewählten Patienten nach den neuen ESC Leitlinien die kardiale Resynchronisations-Therapie eingesetzt werden: ein dem Herzschrittmacher ähnliches, implantierbares Gerät, das dafür sorgt, dass die Pumpleistung der beiden Herzkammern wieder synchron abläuft.
Die ESC-Leitlinien nennen auch eine Reihe von Medikamenten, die bei Herzinsuffizienz nicht gegeben werden sollen. Das sind unter anderem NSAR (Anti-Rheumatika), COX-2-Hemmer (Schmerzmittel), Glitazone (Diabetes-Medikamente) sowie Kalzium-Antagonisten (mit Ausnahmen). Ebenfalls neu ist eine Empfehlung für das „multidisziplinäre Management“ der Erkrankung. Dieses umfasst die Zusammenarbeit der verschiedenen ärztlichen Disziplinen, aber auch nicht-ärztlicher Berufsgruppen – also von der Intensivmedizin bis zum Essen auf Rädern.
Aerobe Bewegung führt zu einer Verbesserung der Belastbarkeit und der Symptome
Hieß es vor wenigen Jahren noch, Menschen mit Herzinsuffizienz (HI) sollen sich möglichst wenig bewegen, so hat sich das Bild nun komplett gewandelt. „Körperliche, aerobe Bewegung führt zu einer Verbesserung der Belastbarkeit und der Symptome. Dafür gibt es in den neuen Leitlinien eine IA-Empfehlung, also die beste Empfehlungsstärke, die wir haben. Allerdings sollte beim herzinsuffizienten Patienten dieses Training nur nach vorheriger fachärztlicher Kontrolle erfolgen“, so Prof. Störk.
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Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 8000 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter www.dgk.org.