Vom 11. – 13. Oktober 2012 findet in Hamburg die Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) statt
Hamburg, Freitag, 12. Oktober 2012 – Die Behandlung des gefährlichen Bauchaorten-Aneurysma (BAA), der krankhaften Aussackung der Hauptschlagader im Bauchraum, hat zuletzt enorme Fortschritte gemacht, berichtet Prof. Dr. Giovanni Torsello (Direktor der Klinik für Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie, St. Franziskus-Hospital, Münster) auf der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Hamburg: „Die moderne Medizintechnik ist heute dazu in der Lage, Prothesen (Stents) zu produzieren, die eine Behandlung von Aneurysmen erlauben, ohne die Durchblutung von Nieren- und Darmarterien zu beeinträchtigen. Dazu werden Prothesen mit ‚Fenster‘ verwendet. Diese Fenster sind notwendig, um die Durchblutung von Nieren und anderen Bauchorganen zu gewährleisten, die aus der behandelten Bauchschlagader gespeist wird.“
Einige Vorteile dieser neuen Behandlungsmethode, so Prof. Torsello: niedrigere Sterblichkeit, geringerer Blutverlust, kürzere Verweildauer des Patienten im Krankenhaus, verträglichere Narkose, Intensivbehandlung ist meist nicht notwendig, nach wenigen Stunden essen und trinken erlaubt, fast keine Schmerzen, kurze Erholungsphase, keine Reha notwendig, Risikopatienten werden aus der Behandlung nicht ausgeschlossen.
„Gefährlich wird das BAA dadurch, dass die aufgeweitete Hauptschlagader ab einem gewissen Durchmesser zu platzen droht und der Betroffene dann innerlich verbluten kann“, erklärt Prof. Torsello. „Dazu kommt, dass man ein BAA selten spürt, allenfalls ein unspezifischer Bauch- oder Rückenschmerz kann auftreten.“
Alter und Bluthochdruck spielen bei der Entstehung des BAA eine wichtige Rolle. In Deutschland sind geschätzte 219.000 Patienten Aneurysmaträger, 90.000 haben ein großes Aneurysma (über 5 cm im Querdurchmesser), ohne davon zu wissen. Prof. Torsello: „Das in Deutschland etwas mehr als 10.000 Aneurysmen pro Jahr behandelt werden, bedeutet in Relation zu den obigen Zahlen eine erhebliche Versorgungslücke, die dazu führt, dass immer wieder Patienten an einem Blutungsschock infolge einer geplatzten Bauchschlagader sterben.“
Nicht jedes BAA muss operiert werden. Kleinere BAA werden zunächst in regelmäßigen Abständen überwacht. Das Rupturrisiko steigt jedoch mit der Größe des Aneurysmas. Betroffene merken in der Regel gar nicht, dass sie ein Aneurysma tragen. Typische Beschwerden sind Bauch- oder Rückenschmerzen, die jedoch oft anders gedeutet werden. Das BAA wird häufig zufällig bei Ultraschall-Untersuchungen anderer Indikationen entdeckt.
Bis Anfang der 1990er Jahre wurden BAA im Rahmen von großen und langwierigen Operationen am offenen Bauch operativ versorgt. „Diese Therapieform stellt eine große psychische und physische Belastung für den Patienten dar. Dabei wird die Aussackung der Hauptschlagader entfernt und mit einer Kunststoffprothese überbrückt“, so Prof. Torsello. „Inzwischen gibt es eine weitere, deutlich weniger invasive Behandlungsmöglichkeit: Über einen Katheter kann ein Stent so platziert werden, dass das BAA ausgeschaltet ist. In diesem Fall ist kein Bauchschnitt notwendig. Unter Röntgenkontrolle wird die Gefäßprothese über den Katheter bis zur erkrankten Stelle geführt und exakt auf Höhe des BAAs platziert. Die Gefäßprothese (der Stent) besteht aus einem Skelett aus Metall und aus einer Ummantelung aus synthetischem Material (Dacron oder PTFE).“
Obwohl sie mit vielen Vorteilen, zum Beispiel deutlich geringerem Blutverlust oder einer verträglicheren Narkose verbunden ist, ist diese minimalinvasive Methode nicht für alle Patienten geeignet. Wichtige Voraussetzung ist das Vorhandensein einer „Landungszone“ – eines Abschnittes der Gefäßwand, der noch gesund ist, damit man an dieser Stelle die Stentprothese verankern kann. Üblicherweise ist dafür ein Abschnitt der Bauchschlagader vorgesehen, der unterhalb der Abgänge von wichtigen Adern zu den Nieren- oder Darmarterien liegt. Manche BAA erstrecken sich aber über diesen Abschnitt, so dass die Landungszone fehlt und eine konventionelle Behandlung deutlich erschwert wird.
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