Im klinischen Alltag ist die maximale antithrombozytäre Therapie mit Prasugrel und GP-IIb/IIIa-Antagonisten bei STEMIs nicht mit einer hohen Blutungsrate assoziiert
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Dr. med. Harm Wienbergen, et al., Bremen
Nach der randomisierten TRITON TIMI 38 Studie wird in der Routineversorgung von Patienten mit akuten Koronarsyndromen zunehmend ein antithrombotisches Regime mit Prasugrel eingesetzt. Es gilt nun die Sicherheit von Prasugrel im klinischen Alltag durch Registerstudien zu überprüfen.
„Real-life“-Daten aus dem Bremer STEMI Register
Wir analysierten Blutungskomplikationen unter einer maximalen antithrombozytären Therapie mit Prasugrel und GP-IIb/IIIa-Antagonisten im klinischen Alltag der Patienten des Bremer STEMI Registers (BSR). Das BSR gibt einen nahezu kompletten statistischen Überblick über die STEMI-Patienten einer Region in Nordwestdeutschland (ca. 800 000 Einwohner), in der alle interventionell behandelten STEMIs durch ein einziges Herzzentrum versorgt werden.
In diesem Zentrum werden seit 2010 Patienten mit STEMI ohne Kontraindikationen mit Prasugrel behandelt.
Geringe akute Blutungskomplikationen
Im Zeitraum 01/2010 bis 03/2012 erhielten von 705 STEMI-Patienten mit Prasugrel-Therapie 538 zusätzlich einen GP-IIb/IIIa-Antagonisten (90% Tirofiban, 10% Abciximab).
Diese Patienten waren im Mittel 10 Jahre jünger (57,0 ± 10,2 vs. 67,4 ± 12,8 Jahre) und hatten weniger Begleiterkrankungen als das restliche STEMI-Kollektiv.
Unter Prasugrel und GP-IIb/IIIa-Antagonisten wurden in 2,8% Blutungskomplikationen im hospitalen Verlauf beobachtet. Schwerwiegende Blutungen nach der TIMI-Klassifikation machten einen geringen Anteil aus.
Knapp die Hälfte der Blutungen (47%) betraf die Punktionsstelle.
Es wurde ein Vergleich mit der früheren antithrombotischen Standardtherapie der Jahre 2008-2009, Clopidogrel und GP-IIb/IIIa-Antagonisten, durchgeführt. Zur besseren Vergleichbarkeit wurden Clopidogrel-Patienten mit Prasugrel-Kontraindikationen aus der Analyse ausgeschlossen. Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied bei akuten Blutungsraten zwischen den beiden Gruppen.
Fazit
Im klinischen Alltag ist die Blutungsrate bei STEMI-Patienten unter Prasugrel und GP-IIb/IIIa-Antagonisten nicht signifikant unterschiedlich zur früheren Standardtherapie Clopidogrel und GP-IIb/IIIa-Antagonisten. Insgesamt liegt die Rate von akuten Blutungskomplikationen unter einer maximalen antithrombozytären Therapie mit Prasugrel und GP-IIb/IIIa-Antagonisten unter 5%. Offensichtlich wird im aktuellen STEMI-Management gut selektioniert und Prasugrel nur eingesetzt, wenn kein hohes Blutungsrisiko besteht.
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