Entwicklung einer patientenzentrierten App für Patient:innen mit kardiovaskulären Erkrankungen anhand einer deutschen Fragebogenstudie
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Dr. Vera Oettinger und Prof. Dr. Dr. Manfred Zehender, Freiburg
Hintergrund
Es gibt immer mehr gesundheitsbezogene Apps und Wearables. Diese sind jedoch meist auf ein einzelnes Anwendungsgebiet beschränkt.
Ziel
Die vorliegende Fragebogenstudie soll die Grundlage für die Entwicklung einer App bilden, welche den Patient:innen eine umfassende Unterstützung im Umgang mit ihrer Erkrankung bietet. Diese App soll die Patient:innen begleiten, motivieren und befähigen, mit ihrer Erkrankung in optimaler Weise umzugehen. Ein maßgeblicher Schwerpunkt wird dabei auf der Nachsorge im Anschluss an den akuten Krankenhausaufenthalt liegen. Somit ist ein wichtiges Ziel der App, den Krankheitsverlauf nachhaltig zu verbessern.
Methoden
100 Patient:innen mit kardiovaskulären Erkrankungen wurden befragt, um insbesondere wichtige Informationen über ihren Umgang mit der Erkrankung, über ihre Erwartungen für die Zukunft sowie über mögliche Funktionen der zu entwickelnden App zu gewinnen. Anschließend erfolgte eine qualitative sowie quantitative Auswertung der Antworten.
Ergebnisse
Das mediane Alter betrug 62,5 Jahre und 24,0 % der befragten Patient:innen waren weiblich. Koronare Herzkrankheit (40,0 %) sowie Herzinsuffizienz (22,0 %) erwiesen sich als die häufigsten Gründe für einen Krankenhausaufenthalt und arterielle Hypertonie (55,0 %) als häufigste Vorerkrankung. Relevante Gefühle im Zusammenhang mit der Erkrankung waren insbesondere Angst um das Leben (43,0 %), Verunsicherung (43,0 %) sowie generelle Sorgen (39,0 %). Im Hinblick auf den zukünftigen Umgang mit der Erkrankung zeigten sich 75,0 % motiviert, 70,0 % zuversichtlich und 68,0 % hoffnungsvoll. Von den befragten Patient:innen waren 60,0 % bereit, die App zu nutzen; weitere 24,0 % waren möglicherweise bereit, sie in Zukunft zu nutzen. Betrachtet man diese Gruppen zusammen, waren jüngere Patient:innen <63 Jahren signifikant eher bereit oder möglicherweise bereit, die App zu nutzen (p=0,029). Unter denjenigen, die ein solches Angebot grundsätzlich in Erwägung zogen, waren die begehrtesten Funktionen in Sachen App-Gestaltung eine Dokumentenverwaltung (81,8 %), eine Medikamentenverwaltung (65,9 %) und ein Monitoring (48,9 %; Abbildung 1). Obwohl nur 36,4 % erwarteten, dass die App ihre Sorgen zumindest teilweise nimmt, wird von 94,3 % eine Erleichterung des organisatorischen Aufwands erwartet (Abbildung 2). Dabei konnte kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Altersgruppen festgestellt werden (organisatorischer Aufwand: p=0,239; Sorgen: p=0,275).
Zusammenfassung und Ausblick
Bei jüngeren Patient:innen mit kardiovaskulären Erkrankungen besteht eine große Bereitschaft, eine App zu nutzen, welche insbesondere den organisatorischen Aufwand ihrer Nachsorge erleichtert und sie umfänglich im Umgang mit ihrer Erkrankung unterstützt. Die vorliegenden Studienergebnisse bieten damit eine überzeugende Grundlage für die im Hinblick auf kardiovaskuläre Vor- und Nachsorge zu entwickelnde App „MAEX“ (Medical Assistance Experience).
Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 12.000 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen, die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org