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Therapie und Versorgung junger Patient*innen mit implantierbaren Kardioverter-Defibrillatoren (ICD) – Patientencharakterisierung, prozedurales Ergebnis und 1-Jahres Verlaufsbeobachtung. Eine Subgruppenanalyse des deutschen DEVICE Registers.

Abdruck frei nur mit Quellenhinweis
Pressetext als PDF - gegebenenfalls mit Bildmaterial

Dr. Da-Un Chung und PD Dr. Samer Hakmi, Hamburg

Hintergrund
Beim implantierbaren Kardioverter-Defibrillator (ICD) und der kardialen Resynchronisationstherapie mit Defibrillator (CRT-D) handelt es sich um fest etablierte und essenzielle therapeutische Säulen für Patient*innen mit Herzinsuffizienz und erhöhtem Risiko für den plötzlichen Herztod. Durch technischen und medizinischen Fortschritt hat der Anteil an jungen Patient*innen mit ICD und CRT-D in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Die genaue Kenntnis und Analyse von Unterschieden zu älteren ICD-Patient*innen sind maßgebend, um die bestmögliche Versorgung und Betreuung dieser Patientinnen und Patienten sicher zu stellen.

Methoden
Das DEVICE Register erfasste zwischen 2007 – 2011 prospektiv Patient*innen aus 50 deutschen Zentren, die sich einer ICD/CRT-D Implantation oder einem entsprechenden Revisionseingriff unterzogen. Es wurden Daten bzgl. Patienteneigenschaften, Prozedurergebnisse, Komplikationen und Mortalität des Indexaufenthalts, sowie der Nachbeobachtungsperiode aufgenommen. Alle Patienten in einem Alter jünger als 45 Jahre wurden identifiziert und in eine komparative Analyse mit der älteren Patientenkohorte eingeschlossen.

Ergebnisse
Insgesamt wurden 4.181 Patient*innen in das Register aufgenommen, von denen 236 Patient*innen (5.6 %) jünger als 45 Jahre waren. Das mittlere Alter betrug 36.0±7.4 vs. 67.4±9.6 Jahre (p<0.001), im Vergleich zur älteren Kohorte. Junge Patient*innen wurden häufiger mit einem ICD (91.5 vs. 69.4 %, p<0.001), als mit einem CRT versorgt und litten seltener unter nicht-kardialen Komorbiditäten (20.3 vs. 67.4 %, p<0.001).
Eine koronare Herzerkrankung war ebenfalls seltener in jungen Patient*innen (15.7 vs. 63.6 %, p<0.001), wohingegen die hypertrophe Kardiomyopathie (11.0 vs. 2.5 %, p<0.001) und primär elektrische Herzerkrankungen (14.0 vs. 1.6 %, p< 0.001) bei jungen Patient*innen häufiger waren. Die mittleren linksventrikulären Ejektionsfraktionen betrugen jeweils 42.4±18.5 vs. 31.5±11.8 %, (p<0.001) mit weniger jungen Patient*innen in NYHA-Klasse III/IV (19.5 vs. 45.3 %, p<0.001). Für jüngere Patient*innen war das führende Symptom bei Vorstellung überlebter plötzlicher Herztod (30.9 vs. 15.6 %, p<0.001), während ältere Patient*innen sich am häufigsten mit Herzinsuffizienz (19.5 vs. 34.8 %, p<0.001) vorstellten.  Entsprechend war die Rate für sekundär-prophylaktische ICD-Versorgungen für junge Patient*innen erhöht (53.8 vs. 43.2 %, p<0.001).
Es zeigten sich keine Unterschiede für postoperative Komplikationen (3.0 vs. 4.1 %, p=0.500) oder Krankenhausmortalität (0.0 vs. 0.3 %, p=1.000) zwischen den Gruppen. Der mediane Nachbeobachtungszeitraum betrug 514 [398; 669] vs. 458 [391; 563] Tage (p=0.006). Device-assoziierte Komplikationen mit Revision zeigten sich häufiger bei jungen Patient*innen (16.3 vs. 8.2 %, p<0.001), aber die 1-Jahres Mortalität nach Implantation war niedriger (3.1 vs. 7.3 %, p=0.029; HR 0.42, 95 % CI: 0.19-0.94). Es zeigte sich kein Unterschied hinsichtlich der Rehospitalisierungsraten zwischen den Gruppen (32.1 vs. 32.4 %, p=0.93). Allerdings wurden jüngere Patient*innen häufiger aufgrund von kardialen Ursachen (82.7 vs. 58.9 %, p<0.001) rehospitalisiert.

  Alter < 45 Jahre

(n =236)

Alter ≥ 45 Jahre

(n = 3945)

p-Wert
Mittleres Alter, Jahre ± SD 36.0±7.4 67.4±9.6 < 0.001
Weibliches Geschlecht, n (%) 74 (31.4)  712 (18.0) < 0.001
Linksventrikuläre Ejektionsfraktion, % ± SD 42,4 ± 18.5 31,5 ± 11,8 < 0,001
Koronare Herzerkrankung, n (%) 37 (15.7) 2508 (63.6) < 0.001
Dilatative Kardiomyopathie, n (%) 74 (31.4) 1239 (31.4) 0.99
Hypertrophe Kardiomyopathie, n (%) 26 (11.0) 99 (2.5) < 0.001
Brudaga-Syndrom, n (%) 12 (5.1) 11 (0.3) < 0.001
Long-QT Syndrom, n (%) 11 (4.7) 23 (0.6) < 0.001
ARVC, n (%) 6 (2.5) 17 (0.4) < 0.001
Keine kardiale Grunderkrankung, n (%) 67 (28.4) 260 (6.6) < 0.001
Klinik bei Vorstellung
Asymptomatisch 32 (13.6) 500 (12.7) 0.69
Reanimation 73 (30.9) 615 (15.6) < 0.001
Synkope 37 (15.7) 430 (10.9) 0.024
Präsynkope 8 (3.4) 289 (7.3) 0.022
Dyspnoe 22 (9.3) 572 (14.5) 0.027
Chronische Herzinsuffizienz 46 (19.5) 1373 (34.8) < 0.001
Andere Symptome 18 (7.6) 166 (4.2) 0.013
Implantierte Devices
VVI-ICD, n (%) 173 (73.9) 1863 (47.7) < 0.001
DDD-ICD, n (%) 41 (17.5) 850 (21.8) 0.13
CRT-D, n (%) 20 (8.5) 1143 (29.3) < 0.001
CRT-P, n (%) 0 (0) 51 (1.3) 0.08
Nachbeobachtung
Mediane Nachbeobachtungsdauer,

Tage [IQR]

514 (398; 669) 458 (391; 563) 0.006
Follow-Up Quote, % 94.1  97.9 < 0.001
1-Jahres-Mortalität nach Prozedur, % 3,1 7,3 0.029
Rehospitalisierung, % 32,1 32,4 0.93
–          Kardiale Ursache, % 82.7 58.9 < 0.001
–          Nicht-kardiale Ursache, % 17.3 41.1 < 0.001
Revisions-OP 16.3 8.2 < 0.001
Daten sind darstellt als Mittelwert ± Standardabweichung (SD) oder Aufzählung (n) und Prozent (%), p-Werte < 0.05 waren signifikant; ARVC: arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie, CRT-D/-P: kardiale Resynchronisationstherapie mit Defibrillator/mit Schrittmacher; DDD: Zwei-Kammer System, ICD: implantierbarer Kardioverter-Defibrillator, VVI: Ein-Kammer System,

Schlussfolgerung
Die Raten für prozedurale Komplikationen und Krankenhausmortalität zeigten sich sehr niedrig und ohne Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Allerdings stellten sich junge Patient*innen während der Nachbeobachtung häufiger mit revisionsbedürftigen, postoperativen Komplikationen vor, was ursächlich auf einen aktiveren Lebensstil zurückzuführen sein könnte. 

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit fast 11.000 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org