Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02180-w

Ideale Punktionshöhe beim transfemoralen Zugang – Eine CT-angiographische Studie
N. A. Kraus1, A. Bayik2, B. Petritsch3, O. Maniuc4, S. M. Heinrichs1, W. Voelker1
1Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg; 2Innere Medizin, Mainklinik Ochsenfurt, Ochsenfurt; 3Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg; 4Med. Klinik und Poliklinik I, Klinische Elektrophysiologie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg;

Innerhalb der letzten Jahre hat sich die radiale Punktion als Standardzugang bei der Koronarangiographie zunehmend etabliert, was sich auch in den aktuellen Leitlinien widerspiegelt. Insbesondere bei Spasmen oder einer komplexen Anatomie der Zugangsgefäße sowie aufwändigen Interventionen wie Impella oder TAVI wird allerdings auch in Zukunft der transfemorale Gefäßzugang unverzichtbar bleiben. Um das Risiko des transfemoralen Vorgehens zu minimieren, ist es von entscheidender Bedeutung, die Leistenarterie in der richtigen Höhe zu punktieren. Zur Vermeidung von retroperitonealen Blutungen sowie Aneurysmata und AV-Fisteln sollte die Gefäßpunktion möglichst kaudal des Leistenbandes sowie kranial der Femoralbifurkation erfolgen. Beim transfemoralen Vorgehen hat sich die Punktion unter Zuhilfenahme der Röntgendurchleuchtung zunehmend etabliert. So ist es möglich, sich am Hüftkopf als knöcherner Leitstruktur zu orientieren. 

 

Ziel unserer CT-basierten Simulationsstudie war es, die Lagebeziehung zwischen der A. femoralis communis und dem Hüftkopf zu analysieren, um so eine Orientierungshilfe für die bestmögliche Punktionshöhe zu bekommen. In unserer Studie wurde Abdomen- oder Leisten-CTs (64- oder 128- Zeiler, 1 mm Schichtdicke) von 234 Patienten analysiert. Folgende Strukturen wurden identifiziert: Leistenband, Spina iliaca anterior superior, Tuberculum pubicum, Arteria iliaca externa, Arteria femoralis communis (AFC) mit der Bifurkation in die Arteria femoralis superficialis und Arteria femoralis profunda, Hüftkopf und Arteria epigastrica inferior. 

 

Der Hüftkopf wurde in den koronaren Schnitten in 4 gleich große Abschnitte eingeteilt, aus denen sich insgesamt 6 Zonen (0-5) ergeben (Abb. 1). Die Mitte des Hüftkopfes ist die Trennlinie zwischen Zone 2 und 3.

 


Das Leistenband verbindet die Spina iliaca anterior superior und das Tuberculum pubicum. In Folge von Einflussfaktoren wie Alter und Adipositas kann das Leistenband elongieren und nach kaudal „durchhängen“. Das Ausmaß dieser kaudalen Verlagerung des Leistenbandes wurde bei allen Patienten gemessen und betrug im untersuchten Gesamtkollektiv im Mittel 8,92 ± 4,8 mm (Abb. 2). Dieser Aspekt muss bei der Festlegung der richtigen Punktionshöhe berücksichtigt werden. 

 



Für alle Patienten wurde der Kreuzungspunkt des Leistenbandes mit der AFC definiert. Abbildung 3 zeigt die prozentuale Verteilung des Leistenbandes in den einzelnen Zonen.

  

 




Abb. 4 zeigt, wie sich die Bifurkation der Arteria femoralis communis auf die entsprechenden Hüftkopfregionen verteilt:

 

 



Schlussfolgerung:
 

Bei der transfemoral durchgeführten Herzkatheteruntersuchung kann die bestmögliche Punktionshöhe fluoroskopisch definiert werden. Bei einer Gefäßpunktion auf Höhe der unteren Hüftkopfhälfte (Zone 3 und 4) wird die Arteria femoralis in den meisten Fällen unterhalb des Leistenbands und oberhalb der Bifurkation getroffen (Abb. 5), wodurch das intrinsische Komplikationsrisiko des transfemoralen Zugangswegs minimiert werden kann. 





https://dgk.org/kongress_programme/jt2023/aV841.html