Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02180-w

Quantitative und qualitative Untersuchung von Veränderung der Intima der Arteria radialis nach transradialer Katheterisierung mittels optischer Kohärenztomographie (OCT)
M. Wiemer1, D. L. Pascut1, A. Samol2, M. Ibrahim1, S. Kaese1, B. Luani1, M. Tonon1
1Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin, Johannes Wesling Klinikum Minden, Minden; 2Klinik für Innere Medizin I, Kardiologie & Angiologie, St. Antonius Hospital Gronau GmbH, Gronau (Westf.);

Einleitung: Die invasive Koronarangiographie wird entweder über einen transradialen oder transfemoralen Zugang durchgeführt. In Deutschland gibt es, trotz signifikanter Vorteile, Bedenken den transradialen Zugang zu favorisieren. Ursächlich dafür sind u. a. das Vorkommen von periinterventionellen Verletzungen (Thromben und Dissektionen), die zu einem Verschluss der Arteria radialis führen. Wir untersuchten in dieser Studie quantitativ das Auftreten von Läsionen der Arteria radialis mittels OCT und versuchten anschließend qualitative Aussagen zu Korrelationen zu treffen.

Methode: Bei 43 konsekutiv eingeschlossenen Patienten wurde im Anschluss an einer invasiven Koronarangiographie (diagnostische Koronarangiographie und perkutane Koronarintervention (PCI)) eine OCT-Aufnahme zur Detektion von Läsionen der A. radialis durchgeführt.
Der Altersdurchschnitt der Patienten lag bei 69,2 (± 9) Jahren. 33 (76,6 %) Studienteilnehmer waren männlich, 10 (23,3 %) waren weiblich. Neben Gefäßläsionen wurden klinische und prozedurale Parameter erhoben und untersucht, ob es signifikante Korrelationen zwischen diesen Parametern und dem Auftreten, der Art und der Länge der Läsionen gibt. Eine Nachuntersuchung der Arteria radialis wurde mittels Ultraschall bei 10 Probanden durchgeführt, die eine Läsion nach dem Katheter gezeigt hatten.

Ergebnis: Die Mehrheit der gesamten Stichprobe wiesen mindestens einen kardiovaskulären Risikofaktor auf. 40 (93 %) Probanden hatten einen bekannten arteriellen Hypertonus. Eine bekannte koronare Herzkrankheit wiesen 42 (97,7 %) Probanden auf. In der Stichprobe wurden 21 (48,8 %) Probanden mit einer Glidesheath Slender© Schleuse mit OD < 2,62 mm und 22 (51,2 %) Probanden mit einer Schleuse mit OD > 2,62 mm untersucht. Läsionen an der A. radialis ließen sich in 15 (34,9 %) Fällen nachweisen. Von den 15 Läsionen waren 5 (33,3 %) Thromben, 3 (20 %) Dissektionen und 7 (46,7 %) Aneurysmata. Die Länge der Läsionen betrug durchschnittlich 6,2 ± 3,7 mm. Es wurden statistisch signifikant mehr PCI in der Gruppe der Schleusen mit OD > 2,62 mm durchgeführt, als in der Gruppe Schleusen mit OD < 2,62 mm. Insgesamt konnte keine Korrelation zwischen einem klinischen Parameter und den Läsionen festgestellt werden. Jedoch zeigte sich ein Zusammenhang zwischen der Anzahl der verwendeten Führungs- und Diagnostikkatheter und dem Auftreten von Läsionen. Im Durchschnitt wurde bei den Probanden mit nachgewiesenen Läsionen fast ein Diagnostik- oder Führungskatheter mehr benutzt. Eine explorative ROC-Analyse zeigt mit einer hohen Empfindlichkeit und hohen Spezifität, dass bei einem Cut-off Wert von 2,5 Katheterwechsel explorativ mehr Läsionen zu erwarten sind.  Im Follow-up wurden bei 10 Patienten nach einem Intervall von einem Jahr keine Läsionen mittels Ultraschalldiagnostik festgestellt.

Diskussion: Diese Arbeit ist die erste Studie, die mittels OCT Aufnahmen der A. radialis Läsionen detektiert, die Stichprobe nach verwendeter Schleusengröße aufteilt und nach entsprechenden Korrelationen sucht. Mithilfe der hohen Sensitivität der OCT konnten bei einem Drittel der Probanden Akutläsionen festgestellt werden. Häufige Katheterwechsel, unabhängig von der Schleusengröße, deuten jedoch auf eine mögliche Korrelation hin. Langzeitschäden sind selten und weisen darauf hin, dass die Radialarterie auch nach einer transradialen  Herzkatheteruntersuchung noch als Bypassgraft oder als Shuntarterie für eine Hamodialyse verwendet werden kann.  

https://dgk.org/kongress_programme/jt2023/aV839.html