Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02180-w

Koinzidenz von früher Transplantatabstoßung und Replikation des humanen Herpesvirus-6 im Spenderherz in Verbindung mit einer CD38+ negativen T-Zelllinie
D. Oehler1, A. Lang1, R. R. Bruno1, H. Aubin2, I. Tudorache2, R. Westenfeld1, M. Kelm1, A. Lichtenberg2, N. Gerdes1, C. Falk3, U. Boeken2
1Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf; 2Klinik für Herzchirurgie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf; 3Institute of Transplant Immunology, Hannover Medical School, Hannover;

Hintergrund: Eine frühe Transplantatabstoßung ist eine häufige Ursache für die frühe postoperative Mortalität nach einer Herztransplantation. Eine im Spenderorgan persistierende virale Myokarditis ist ein potenzielles Ausschlusskriterium, das sich jedoch oft nur schwer vollständig ausschließen lässt. Eine Kombination aus Allotransplantatabstoßung und vorheriger, nicht diagnostizierter Virusreplikation im Spenderherz ist aufgrund der konkurrierenden und scheinbar gegensätzlichen Behandlungsmöglichkeiten eine Herausforderung.

Fallbericht: Wir berichten hier über den Fall einer 45-jährigen Frau mit ischämischer Kardiomyopathie, die ein Herz einer 27-jährigen Spenderin erhielt, die bei sportlicher Betätigung reanimiert wurde und dabei einen irreversiblen Hirnschaden erlitt. Die Patientin entwickelte eine frühe kombinierte zelluläre und humorale Abstoßung des Transplantats (G1R/pAMR 2), begleitet von präformierten und de novo HLA-Antikörpern mit hoher mittlerer Fluoreszenzintensität (MFI). Parallel zur klinischen Verschlechterung wurde eine Behandlung mit humanem Immunglobulin (Pentaglobin®) und hochdosiertem Kortison eingeleitet, gefolgt von einer Immunapherese und der Verabreichung von Anti-Thymozyten-Globulin (ATG) zusätzlich zur immunsuppressiven Standardtherapie. Während sich die Patientin klinisch erholte, entwickelte sie eine hohe Replikation des humanen Herpesvirus (HHV)-6 mit ~ 200 x 103 Kopien/ μg Gewebe. Acht Tage nach der maximalen Abstoßungstherapie war die Transplantatabstoßung deutlich reduziert (G1R/pAMR 0), die HHV-6-Viruslast verdoppelte sich jedoch. Durchflusszytometrische Analysen zu verschiedenen Zeitpunkten zeigten eine ungewöhnliche Population von T-Zellen mit negativer Abstammung (CD16-/56-), aber CD38+ im zirkulierenden Blut der Patientin. Da unklar blieb, ob diese Population sowohl für die antivirale Aktivität als auch für die auf Abstoßung beruhende Immunaktivierung indikativ ist, führen wir derzeit eine Einzelzell-RNA-Sequenzierung in Kombination mit einem Antikörper-basierten Nachweis von Oberflächenmolekülen (CiteSeq) in kryokonservierten Leukozyten aus Blut und Endomyokardgewebe durch, um diese und weitere beobachtbare Populationen weiter zu charakterisieren.

Zusammenfassung: Während entzündliche T-Zell-Aktivitäten nach einer Herztransplantation in der Regel mit einer frühen Allotransplantatabstoßung in Verbindung gebracht werden, berichten wir hier über einen Fall, in dem sowohl eine akute Abstoßung als auch eine (präformierte) HHV-6-Myokarditis des Spenderherzens auftrat, was die Behandlungsentscheidung erschwerte. Weitere experimentelle Schritte müssen unternommen werden, um einen Einblick in die zugrundeliegende (patho-)physiologische Rolle der bisher unerkannten T-Zell-Population bei dieser Patientin zu erhalten.


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