Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02180-w

Cytochrom P450 2C19-Polymorphismus und Assoziation mit Ischämie- und Blutungsrisiko bei Patienten mit Vorhofflimmern nach perkutaner Koronarintervention
S. Szabó1, D. Trenk2, D. Gjermeni3, H. Vetter4, V. Anfang5, C. Olivier4, D. Hesselbarth5, D. Westermann3, D. Dürschmied6, C. Jülch1, S. Leggewie7
1Klinik für Kardiologie und Angiologie I, Universitäts-Herzzentrum Freiburg - Bad Krozingen, Freiburg; 2Dept. Universitäts-Herzzentrum, Klinik für Kardiologie und Angiologie - Klinische Pharmakologie, Universitätsklinikum Freiburg, Bad Krozingen; 3Innere Medizin III, Kardiologie und Angiologie, Universitäts-Herzzentrum Freiburg - Bad Krozingen, Freiburg im Breisgau; 4Klinik für Kardiologie und Angiologie, Universitäts-Herzzentrum Freiburg - Bad Krozingen, Freiburg im Breisgau; 5Klinik für Kardiologie und Angiologie I, Universitäts-Herzzentrum Freiburg - Bad Krozingen, Freiburg im Breisgau; 6I. Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Mannheim, Mannheim; 7Klinik für Kardiologie und Angiologie II - Klinische Pharmakologie, Universitätsklinikum Freiburg, Bad Krozingen;
Autoren: S. Szabó1, D. Gjermeni1, V. Anfang1, H. Vetter1, C. Jülch1, S. Leggewie1, D. Hesselbarth1, D. Duerschmied2, D. Trenk1, D.Westermann1, C. B. Olivier1
 
1Klinik für Kardiologie und Angiologie, Universitäts-Herzzentrum Freiburg · Bad Krozingen, Medizinische Fakultät, Universität Freiburg, Freiburg, Deutschland
2I. Med. Klinik (Kardiologie, Angiologie, Hämostaseologie und internistische Intensivmedizin), Universitätsmedizin Mannheim, medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg
 
Hintergrund: Das Isoenzym CYP2C19 des Cytochrom P450-Systems aktiviert das Prodrug Clopidogrel. Genetische Polymorphismen im CYP2C19 beeinflussen die Wirkung von Clopidogrel. Ziel dieser Studie war es, bei Patienten mit Vorhofflimmern (VHF) und perkutaner Koronarintervention (PCI) unter Clopidogrel-Therapie- und Indikation für orale Antikoagulation (OAC) den Einfluss des CYP2C19-Genotyps auf das Ischämie- und Blutungsrisiko zu untersuchen.
Methoden: In einer monozentrischen, prospektiven Anwendungsbeobachtungsstudie wurden Patienten mit VHF und einer Indikation zur oralen Antikoagulation nach PCI genotypisiert (CYP2C19*2). Träger mindestens eines Loss-of-Function Allels CYP2C19*2 wurden als Reduced Metabolizer (RM) klassifiziert, Normal Metabolizer (NM) als Absenz der o.g. Variante. Das primäre Outcome (MACE) bestand aus der Zeit bis zum Tod, Myokardinfarkt oder Schlaganfall nach 6 Monaten. Als sekundäres Outcome wurde die Zeit bis zu Non-Major Clinically Relevant (NMCR) und Major Blutungsereignissen nach der ISTH-Klassifikation analysiert. 
Ergebnisse: 283 Patienten wurden eingeschlossen. Das mediane Alter betrug 78 Jahre [IQR 72-82], 204 (72%) Patienten waren männlich. Alle Patienten erhielten Clopidogrel und orale Antikoagulation. 74 (26%) Patienten ließen sich genotypisch als RM und 209 (74%) Patienten als NM beschreiben.
Das primäre Outcome trat bei 22 (8%) Patienten auf. MACE trat gleich häufig in beiden Genotypgruppen auf. Es zeigte sich keine signifikante Assoziation von primärem Outcome mit den untersuchten CYP2C19-Genotypen (6 [8%] RM vs. 16 [8%] NM; HR 1.063 [95% CI 0.416-2.716], p=0.899). Bei insgesamt wenigen Ereignissen traten Myokardinfarkte numerisch häufiger bei RM im Vergleich zu NM auf (2 [3%] RM vs. 3 [1%] NM; HR 1.893 [95% CI 0.316-11.326], p=0.485). 
NMCR Blutungen traten in der Gruppe der RM im Vergleich zu NM numerisch seltener auf (2 [3%] RM vs. 14 [7%] NM; HR 0.406 [95% CI 0.092-1.786], p=0.233 ). Auch die Häufigkeit der Minor Blutungen (13 [18%] RM vs. 58 [28%] NM; OR 0.555 [95% CI 0.284;1.085], p=0.085), sowie die Häufigkeit jeglicher Blutungsereignisse (21 [28%] RM vs. 82 [39%] NM; OR 0.614 [95% CI 0.345;1.092], p=0.097) waren bei RM Patienten im Vergleich zu NM niedriger, allerdings ohne statistische Signifikanz.
Schlussfolgerung: In dieser explorativen Analyse zeigte sich bei Patienten mit VHF nach PCI, genotypisch klassifiziert als RM, kein exzessiv erhöhtes Risiko für ein kombiniertes Outcome aus Tod, Myokardinfarkt oder Schlaganfall. Blutungsereignisse traten bei RM seltener auf, und es zeigte sich eine Tendenz zur Assoziation mit niedrigerem Risiko für NMCR Blutungen.
 

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