Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02180-w

Kathetergesteuerte Lyse einer Lungenarterienembolie mit einer postinterventionellen therapeutischen oralen Antikoagulation bei einem Teenager
S. Scharm1, M. Stern1, F. Bönner1, M. Kelm1, H. L. Busch1
1Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf;

Einleitung: Eine kathetergesteuerte Thrombolyse (CDT) wird bei Kindern mit Lungenarterienembolie (LAE) trotz steigender Indzidenz selten durchgeführt. Evidenzbasierte Empfehlungen zur Behandlung der pädiatrischen LAE sowie zur oralen Antikoagulation (OAK) bei Kindern fehlen. Wir berichten über eine intermediate high-risk LAE bei einem adipösen Teenager, der in unserer Klinik erfolgreich mit CDT und OAK mit Rivaroxaban gemäß körpergewichtsangepasstem pädiatrischem Schema behandelt wurde.

Case: Ein 15-jähriger männlicher Patient stellte sich mit akut einsetzender, progredienter Belastungsdyspnoe (NYHA III) in einem Krankenhaus der Tertiärstufe vor. Eine notfallmäßig durchgeführte CT des Thorax zeigte eine rechtsführende zentrale LAE. Nach interdisziplinärer Abstimmung mit unserem PERT (pulmonary embolism response team) erfolgte die Verlegung auf die pädiatrische Intensivstation der Uniklinik Düsseldorf. Bei laborchemischem und bildmorphologischem Nachweis einer Rechtsherzbelastung wurde die intermediate high-risk LAE zunächst konservativ behandelt. Im weiteren stationären Verlauf manifestierte sich jedoch eine Symptomverschlechterung mit Dyspnoe NYHA IV, steigendem Sauerstoffbedarf und zunehmender Tachykardie trotz effektiver Antikoagulation mit niedermolekularem Heparin. Auf Grund der klinischen Verschlechterung und der weiterhin echokardiographischen sowie laborchemischen Zeichen der Rechtsherzbelastung wurde gemeinsam mit den behandelnden Pädiatern eine Eskalation der Behandlung auf eine kathetergesteuerte Therapie der LAE entschieden. Zwei Systeme stehen bei uns zur Verfügung: Die CDT mittels EKOSTM-System und ein mechanisches Thrombektomiesystem (FlowtrieverTM, INARI). Bei geringerer Invasivität der CDT im Vgl. zum mechanischen Thrombektomiesystem (kleinere Schleusengrößen: 6F vs. 20F, kürzere Eingriffszeit) entschieden wir uns für eine CDT mittels EKOSTM-System. Diese konnte gemäß unserem Standardschema für Erwachsene mit niedrig dosiertem Lyseschema unter intensivmedizinischer Überwachung durchgeführt werden. Bereits während der Lysetherapie normalisierte sich die Herzfrequenz und es zeigten sich regrediente echokardiographische Rechtsherzbelastungszeichen. Postinterventionell wurde eine OAK mit Rivaroxaban nach körpergewichtsangepasstem pädiatrischem Regime eingeleitet. Drei Tage nach der CDT konnte unser Patient entlassen werden. 

Zusammenfassung: Unter intedisziplinärer Zusammenarbeit und intensivmedizinischer Überwachung ist die interventionelle Therapie der LAE eine mögliche Therapieoption bei Kindern, sollte jedoch in erfahrenen Zentren angewendet werden. Die Rivaroxaban-Therapie nach körpergewichtsadaptiertem pädiatrischem Dosierungsschema kann bei Kindern mit LAE nach interdisziplinärer Risiko-Nutzen-Abwägung in Erwägung gezogen werden.


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