Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02180-w

Fall einer Aortenklappenendokarditis mit einem seltenen Keim bei einem 31jährigen Patienten
N. Dagkonakis1, L. Menz1, N. Mamlouk1
1Med. Klinik II, Klinikum Konstanz, Konstanz;
Einleitung und Verlauf: Wir berichten hier über den Fall eines 31jährigen Patienten der sich mit seit 4 Wochen bestehendem Fieber, Schüttelfrost sowie Abgeschlagenheit in unserer Klinik vorgestellt hat. In der Anamnese bestand ein Zustand nach Rekonstruktion einer unikuspiden Aortenklappe mit Augmentantionsplastik durch autologes Perikard, sowie ein suprakoronarer Ascendens Ersatz, 2 Jahre davor. Bereits in der klinischen Untersuchung fiel ein deutliches Diastolikum über dem Erb Punkt auf. Der diastolische Blutdruck war schwer messbar. Der Patient war insgesamt in reduziertem aber stabilem Zustand. Aufgrund der Vorgeschichte wurde schnell die Verdachtsdiagnose einer Endokarditis gestellt und umgehend mit empirischer Antibiose gemäß den aktuellen ESC Leitlinien 2015 begonnen. In der am nächsten Tag durchgeführten TEE konnte der Verdacht bestätigt werden. Es zeigte sich eine Endokarditis der rekonstruierten Klappe mit hochgradiger Insuffizienz und ca. 1,2cm messender Vegetation an der rechtskoronaren Tasche. Bereits nach 14h waren die abgenommenen Blutkulturen positiv. Als Keim konnte Granulicatella Adiacens identifiziert werden. Daraufhin konnte die Antibiose anhand des aktuellen Antibiogramms auf Penicillin G umgestellt werden. In der durchgeführten Umfelddiagnostik konnten periphere septische Embolien ausgeschlossen werden. In Rücksprache mit der kooperierenden Herzchirurgie wurde bei stabilem Patienten zunächst für ein abwartendes Prozedere mit antibiotischer Anbehandlung entschieden. Im Verlauf kam es jedoch zu einer Verschlechterung des Patientenzustands, mit Zeichen der kardialen Dekompensation und zusätzlich zunehmender Mitralinsuffizienz, sekundär im Rahmen der Volumenbelastung des deutlich dilatierten linken Ventrikels. 
Der operative Ablauf war erschwert aufgrund von deutlichen Verwachsungen überwiegend über der Aortenprothese. Intraoperativ zeigte sich ein deutlicher Prolaps der rechtskoronaren Tasche in den LVOT. Die Taschenplastik aus autologem Perikard war zu großen Teilen von der Aortenwand abgelöst und endokarditisch aufgelöst. Die Ascendens Prothese war nicht besiedelt, die Mitralklappe war strukturell nicht gestört. Es erfolgte das Einsetzen einer 21mm mechanischen Klappe in Aortenposition. Im weiteren Verlauf kam es zu einer Reduktion des LVEDD sowie eine Verringerung des Schweregrads der Mitralinsuffizienz. Der Patient konnte nach Beendigung der Therapie in gutem Zustand von der Klinik entlassen werden. 
Diskussion: Granulicatella adiacens ist eine anspruchsvolle grampositive Kokke (Paare, Ketten) und gehört zu den ernährungsphysiologisch varianten Streptokokken (NVS). Es ist ein Kommensal des menschlichen Mund-, Genital- und Darmtrakts. Seine Identifizierung im Labor ist schwierig. Aus diesem Grund wird es als eine der Ursachen für kulturnegativen IE angesehen. Eine Literaturrecherche ergab nur einzelne beschriebene Fälle von Endokarditis durch diesen Keim, vermutlich aufgrund dieser Tatsache. Aus diesem Grund finden wir die Veröffentlichung unseres Falles relevant.

https://dgk.org/kongress_programme/jt2023/aV224.html