Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02180-w

Der Einfluss des Diabetes mellitus auf hospitalisierte Patienten mit COVID-19
V. Schmitt1, L. Hobohm1, I. Sagoschen1, V. Sivanathan2, C. Espinola-Klein1, T. Münzel1, K. Keller1
1Zentrum für Kardiologie, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz; 2Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz;

Einleitung: Diabetes mellitus (DM) stellt einen relevanten Risikofaktor hinsichtlich Morbidität und Mortalität in der Bevölkerung dar. Bisherige Daten über die Auswirkung eines DM auf das Outcome von Menschen mit Covid-19 sind unzureichend.

Methoden: Alle hospitalisierten Patienten mit einer bestätigten Covid-19-Infektionsdiagnose (ICD-code U07.1) im Jahr 2020 in Deutschland wurden in die vorliegende Studie eingeschlossen und nach Vorliegen eines DM (ICD-codes E10-E14) stratifiziert. Der Einfluss eines DM auf Behandlung und Outcome der Patienten wurden analysiert. (Quelle: Forschungsdatenzentren der Statistischen Bundes- und Landesämter, DRG-Statistik 2020, sowie eigene Berechnungen).

Ergebnisse: In Deutschland wurden während des Untersuchungszeitraumes 176137 Hospitalisationen von Patienten mit einer Covid-19 erfasst. Von diesen Patienten lag bei 45232 (25,7%) zusätzlich ein DM vor. Covid-19 Patienten mit einem DM waren im Median 7 Jahre älter (76,0 [IQR 66,0-83,0] vs. 69,0 [52,0-81,0] Jahre, P<0,001) und häufiger männlich. Kardiovaskuläre Risikofaktoren und Erkrankungen wie koronare Herzkrankheit (24,9% vs. 10,9%, P<0,001) und periphere arterielle Verschlusskrankheit (6,9% vs. 1,9%, P<0,001) lagen häufiger bei Covid-Patienten mit DM als bei nicht-Diabetikern vor. Weitere Komorbiditäten wie eine COPD und eine chronische Niereninsuffizienz waren ebenfalls häufiger bei Patienten mit DM zu beobachten, und das verschärftere Komorbiditäten-Profil bei Diabetikern spiegelte sich in einem höheren Charlson comorbidity index-Wert wider (6,0 (IQR 4,0-8,0) vs. 3,0 (IQR 1,0-5,0), P<0,001). Ein DM war zudem ein unabhängiger Risikofaktor für die Entwickelung einer Pneumonie (OR 1,38 [95%CI 1,35-1,41], P<0,001) und eines ARDS (OR 1,53 [95%CI 1,47-1,60], P<0,001). Der Anteil an COVID-19 Patienten, die einer intensivmedizinischen Therapie bedurften war zudem 8% höher bei Vorliegen eines zusätzlichen DM (21,3% vs. 13,3%, P<0,001). Die Notwendigkeit einer Beatmungstherapie war bei Diabetikern nahezu doppelt so hoch wie bei nicht-Diabetikern (9,8% vs. 5,9%, P<0,001), hingegen war der Einsatz einer extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO) nur leicht bei DM erhöht (1,0% vs. 0,8%, P<0,001). Diabetiker erlitten mehr als doppelt so oft ein akutes Nierenversagen (19,5% vs. 10,1%, P<0,001) und es war mehr als zweimal so oft eine Dialysetherapie notwendig (5,4% vs. 2,4%, P<0,001). DM stellte einen unabhängigen Risikofaktor dar für akutes Nierenversagen (OR 1,49 [95%CI 1,44-1,53], P<0,001), Dialyse (OR 1,56 [95%CI 1,47-1,66)], P<0,001), mechanische Ventilation (OR 1,49 [95%CI 1,43-1,56], P<0,001) und ECMO (OR 1,44 [95%CI 1,27-1,62], P<0,001) dar. Die Mortalität von Covid-19-Patienten im Krankenhaus war 8,6% (24,3% vs. 15,7%, P<0,001) und die MACCE Rate 9,6% (27,0% vs. 17,4%, P<0,001) höher, wenn zusätzlich ein DM vorlag. DM war ein unabhängiger Risikofaktor für Mortalität (OR 1,26 [95%CI 1,22-1,30], P<0,001) und MACCE (OR 1,24 [95%CI 1,20-1,27], P<0,001), außerdem für einen Schlaganfall (OR 1,17 [95%CI 1,082-1,26], P<0,001), jedoch nicht für einen Myokardinfarkt (OR 1,06 [95%CI 0,98-1,15], P=0,176).

Schlussfolgerung: DM stellt bei Patienten mit einer Covid-19-Infektion einen bedeutenden Risikofaktor hinsichtlich Morbidität und Mortalität dar. Die Studie spiegelt die Notwendigkeit einer intensiveren Betreuung dieser vulnerablen Patientengruppe während des Krankenhausaufenthaltes wider.


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