Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02180-w

ICD-Therapie mittels zwei Schockwendeln in der Vena cava superior und der Vena azygos bei einem Patienten nach Katheter-gestützter edge-to-edge Reparatur der Tricuspidalklappe
L. Binner1, M. E. Iturbe Orbe2, K. Labor1, J. Wöhrle2, J. Seeger2
1Medizin Campus Bodensee, Friedrichshafen; 2Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Intensivmedizin, Medizin Campus Bodensee, Friedrichshafen;

Herzschrittmacher- bzw. Defibrillatorimplantation bei Patienten nach Katheter-gestützter edge-to-edge Reparatur der Tricuspidalklappe stellt eine Herausforderung dar. Eine in üblicherweise durch die Tricuspidalklappe gelegte rechtsventrikuläre Sonde birgt das Risiko eines partiellen oder totalen Ausrisses eines oder mehrerer Clips mit dem Risiko einer verstärkten Tricuspidalklappeninsuffizienz und weiterer Verschlechterung der Herzinsuffizienz.
Wir berichten über einen 60-jährigen Patienten, bei dem nach TriClip aufgrund intermittierender höhergradiger AV-Blockierungen und hochgradig eingeschränkter linksventrikulärer Funktion die Indikation zur Implantation eines 2-Kammer Defibrillators bestand. 
Neben der üblichen Implantationstechnik wurden zwei weitere Varianten in Betracht gezogen.
Option 1:
Antibradykarde Therapie mittels Implantation eines 2-Kammer Herzschrittmachers mit linksventrikulärer Stimulation über eine über den Coronarvenensinus platzierte Sonde und ICD-Therapie mittels eines subcutan implantierten Defibrillators (S-ICD). Dieses Vorgehen erfordert zwei separate Eingriffe mit u. a. erhöhtem Infektionsrisiko, hat eine größeres Risiko bezüglich Interaktionen zwischen den beiden Aggregaten, erlaubt keine antitachykarde Stimulation und es sind 2 Eingriffe bei Batterieerschöpfung der jeweiligen Aggregate nötig.
Wir entschieden uns für Variante 2:
Es wurde ein 2-Kammer Defibrillator mit zwei IS-1 und zwei DF-1 Anschlüssen mit einer maximalen Schockenergieabgabe von 40J implantiert. Nach Punktion der V. subclavia erfolgte die Sondierung der V. azygos mittels eines Judkins 4 rechts Diagnostikkatheters. Über einen langen Führungsdraht wurde eine lange Einführschleuse im Gefäß platziert und dadurch eine separate Schockwendel hinter dem Herz positioniert. Eine bipolare linksventrikuläre Sonde wurde in üblicher Technik in einer Posterolateralvene platziert. Nach Einbringen der Vorhofsonde wurde eine zweite Schock-Coil hoch in der V. cava superior positioniert. Der Stecker der in der V. azygos gelegenen Schockwendel wurde  an den DF-1 / RV Eingang konnektiert,  die SVC-Coil an DF-1 ( SVC. Bei  der intraoperativen Testung der Defibrillationsschwelle mit Schockpfad Coil-V. azygos zu Coil V. cava superior konnte induziertes Kammerflimmern zweimal mittels eines 30 J Schocks, unter Einhaltung einer 10 J Sicherheitsmarge, terminiert werden.
Zusammenfassung:
Das beschriebene Vorgehen erlaubt sowohl sichere antibradykarde Stimulation als auch effektive antitachykarde Stimulation und Defibrillationstherapie  mittels eines Implantats bei Patienten nach Katheter-gestützter edge-to-edge Reparatur der Tricuspidalklappe. Dieses Vorgehen erspart Kosten und reduziert den Zeitaufwand während der Implantation, der Nachsorge und bei Batterieerschöpfungs-bedingtem Aggregatwechsel. Der Patient profitiert bezüglich Sicherheit und Lebensqualität (nur ein Aggregat).


https://dgk.org/kongress_programme/jt2023/aV1490.html