Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02180-w

Plötzlicher früher Sondenbruch einer Solia S60 Sonde bei physiologischer Stimulation mittels „Left-Bundle Branch Area Pacing“
R. Thaler1, N. Joghetaei2, M. F. Sinner1, S. Fichtner3, für die Studiengruppe: DZHK
1Medizinische Klinik und Poliklinik I, LMU Klinikum der Universität München, München; 2Gemeinschaftspraxis Dres. Brommer Dr. Joghetaei, München; 3Medizinische Klinik I - Kardiologie, Pneumologie und internistische Intensivmedizin, Krankenhaus Landshut-Achdorf, Landshut;

Hintergrund

Left Bundle branch Area Pacing (LBBAP) wird zunehmend zur physiologischen Stimulation verwendet.  Die Implantation einer Mandrin unterstützen Sonde wie der Soli S60 Sonde ist eine attraktive Alternative zur weiter verbreiteten Verwendung lumenloser Elektroden. Sowohl in einer Fallserie als auch in einer Vergleichsstudie wurde die Möglichkeit der Implantation einer Mandrin gesteuerten Solia S60 Sonde von Biotronik über die Selectra 3D-Schleuse mit vergleichbaren Implantationserfolg für das LBBAP beschrieben. Wir berichten über den unserer Kenntnis nach ersten Fall eines frühen distalen Sondenbruchs der Solia S60 Sonde (Biotronik) 6 Monate nach Implantation.

Fallvigniette

Ein 79-jähriger Mann stellte sich im Juli 2021 mit neu aufgetretenem Schwindel und Ohnmacht bei seinem Kardiologen vor. Sechs Monate zuvor hatte der Patient einen Schrittmacher bei AV-Block 3. Grades nach TAVI implantiert bekommen. Um eine physiologische Stimulation zu erreichen, bei erwartet hohem Stimulationsanteil, erfolgte die Implantation der RV Sonde als LBBAP unter Verwendung der Biotronik Solia S60-Elektrode mit Hilfe der Selectra 3D Schleuse. Die unkomplizierte Implantation führte nach drei Positionierungsversuchen zu stabilen und guten Reizschwellen, Impedanzen und Sensing (0,5V bei 0,4 ms; 351 Ω unipolar, 526 Ω bipolar, 13,5 mV; Abbildung 1). Die Eingriffsdauer betrug 125 min. Eine Schrittmacherkontrolle 3 Monate nach der Implantation ergab konstante Elektrodenparameter (0,6V bei 0,4 ms; 351 Ω unipolar, 565 Ωbipolar, 12,8 mV).

Bei symptomatischer Wiedervorstellung zeigte sich im EKG erneut ein intermittierender höhergradiger AV-Block. Die Schrittmacherabfrage ergab einen ExitblockIn der Durchleuchtung zeigte sich ein distaler Sondenbruch kurz vor der Ringelektrode am Eintritt der Sonde in das Septum (Abbildungen 2A, 2B, 2C). Die alte Sonde konnte unter Zuhilfenahme eines Mandrins nach Schrauben und leichtem Zug problemlos entfernt werden. Eine neue LBBAP-Sonde (Biotronik Solia S60) wurde nun in geringfügig mehr apikaler Position mit tieferer Verankerung im Septum positioniert (Abbildung 3). Eine Untersuchung der extrahierten Elektrode durch den Hersteller bestätigte den Sonden Bruch an der beschriebenen Stelle ohne Hinweis auf andere Defekte an der Sonde.

Diskussion

Wir berichten nach unserer Kenntnis über den ersten Fall eines frühen distalen Sondenbruchs der Solia S60 Sonde nur 6 Monate nach der Implantation zur physiologischer Stimulation mittels LBBAP.  In unserem Fall wurde die Stimulationselektrode in einer Tiefe von weniger als 12 mm implantiert, was zu einer ständigen Bewegung des Teils zwischen den Ring- und Spitzenelektroden führte. Eine solche mechanische Belastung könnte den beobachteten Sondenbruch verursacht haben. Auch die basalere Implantationsstelle in der Nähe der Trikuspidalklappe, wie in unserem Fall, könnte eine höhere mechanische Belastung der Sonde bedingt haben. Zur Vermeidung oben beschriebener Ereignisse sollte aus unserer Sicht eine ausreichende Implantationstiefe sichergestellt werden.

Der im oben beschriebene Fall wurde bisher nicht auf einem Kongress vorgestellt ist. Er wurde in englischer Sprache diesen Herbst in Heart Rhythm Case Reports veröffentlicht.  


https://dgk.org/kongress_programme/jt2023/aV1488.html